hinweg, bis dargethan wird, daß ein sol- cher Umstand nicht sey vorhanden gewesen. Es sind der Fälle gar viele, da man blos durch eine angegebene Möglichkeit eines Umstandes und allerhand Muthmassungen Schlüsse entkräften kann, wodurch man etwas sucht zweifelhaft zu machen, das doch auf der andern Seite wichtige Gründe für sich hat. Nur muß man diese Bescheidenheit dabey beobachten, daß man Muthmassungen und blos wahr- scheinliche Sätze nicht für entschiedene Wahrheiten ausgiebet. Jch werde zwar in der jetzigen Betrachtung nicht allezeit sagen, dieses und jenes ist eine Muthmas- sung, sondern ich werde die verschiedenen Haushaltungen Gottes, welche uns die Schrift erzählet, in eine zusammenhan- gende Geschichte einkleiden und dabey an- zeigen, wie nach meinen Muthmassungen eines aus dem andern erfolget sey. Jch erkläre aber hiermit alle diejenigen Ursa- chen, welche ich von den göttlichen Einrich- tungen beybringen werde und nicht mit ausdrücklichen Aussprüchen der Schrift beweisen kann, für Muthmassungen, wo- von einige einen grössern, andere einen ge- ringern Grad der Wahrscheinlichkeit haben.
§. 2.
Diejenigen, welche die grosse ThorheitOb die Welt von Ewigkeit her sey? einsehen, in welche man sich verwickeln
muß
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hinweg, bis dargethan wird, daß ein ſol- cher Umſtand nicht ſey vorhanden geweſen. Es ſind der Faͤlle gar viele, da man blos durch eine angegebene Moͤglichkeit eines Umſtandes und allerhand Muthmaſſungen Schluͤſſe entkraͤften kann, wodurch man etwas ſucht zweifelhaft zu machen, das doch auf der andern Seite wichtige Gruͤnde fuͤr ſich hat. Nur muß man dieſe Beſcheidenheit dabey beobachten, daß man Muthmaſſungen und blos wahr- ſcheinliche Saͤtze nicht fuͤr entſchiedene Wahrheiten ausgiebet. Jch werde zwar in der jetzigen Betrachtung nicht allezeit ſagen, dieſes und jenes iſt eine Muthmaſ- ſung, ſondern ich werde die verſchiedenen Haushaltungen Gottes, welche uns die Schrift erzaͤhlet, in eine zuſammenhan- gende Geſchichte einkleiden und dabey an- zeigen, wie nach meinen Muthmaſſungen eines aus dem andern erfolget ſey. Jch erklaͤre aber hiermit alle diejenigen Urſa- chen, welche ich von den goͤttlichen Einrich- tungen beybringen werde und nicht mit ausdruͤcklichen Ausſpruͤchen der Schrift beweiſen kann, fuͤr Muthmaſſungen, wo- von einige einen groͤſſern, andere einen ge- ringern Grad der Wahrſcheinlichkeit haben.
§. 2.
Diejenigen, welche die groſſe ThorheitOb die Welt von Ewigkeit her ſey? einſehen, in welche man ſich verwickeln
muß
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hinweg, bis dargethan wird, daß ein ſol-
cher Umſtand nicht ſey vorhanden geweſen.
Es ſind der Faͤlle gar viele, da man blos
durch eine angegebene Moͤglichkeit eines
Umſtandes und allerhand Muthmaſſungen
Schluͤſſe entkraͤften kann, wodurch man
etwas ſucht zweifelhaft zu machen, das
doch auf der andern Seite wichtige
Gruͤnde fuͤr ſich hat. Nur muß man
dieſe Beſcheidenheit dabey beobachten,
daß man Muthmaſſungen und blos wahr-
ſcheinliche Saͤtze nicht fuͤr entſchiedene
Wahrheiten ausgiebet. Jch werde zwar
in der jetzigen Betrachtung nicht allezeit
ſagen, dieſes und jenes iſt eine Muthmaſ-
ſung, ſondern ich werde die verſchiedenen
Haushaltungen Gottes, welche uns die
Schrift erzaͤhlet, in eine zuſammenhan-
gende Geſchichte einkleiden und dabey an-
zeigen, wie nach meinen Muthmaſſungen
eines aus dem andern erfolget ſey. Jch
erklaͤre aber hiermit alle diejenigen Urſa-
chen, welche ich von den goͤttlichen Einrich-
tungen beybringen werde und nicht mit
ausdruͤcklichen Ausſpruͤchen der Schrift
beweiſen kann, fuͤr Muthmaſſungen, wo-
von einige einen groͤſſern, andere einen ge-
ringern Grad der Wahrſcheinlichkeit
haben.
§. 2.
Diejenigen, welche die groſſe Thorheit
einſehen, in welche man ſich verwickeln
muß
Ob die
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/25>, abgerufen am 24.11.2024.
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