allerhand Unordnungen und Schwärme- reyen. Man macht weise Verordnungen dagegen, und eben diese weisen Gesetze rei- zen bey einigen den Trieb zu Ausschwei- fungen, und vermehren die Härte und den Widerstand ihres Gemüthes *). Jener Soldat wird wegen einiger wiederholeten Bosheiten gestrafet, und dieses verhärtet sein Gemüth dergestalt, daß er Pflicht und Eid bricht und davon läuft. Jene Vormünder haben einen Pflegesohn, wel- cher anfänget aus der Art zu schlagen. Sie suchen ihn anfänglich durch Güte, Versprechungen und Geschenke zu gewin- nen, und dieses wird bey ihm eine Ursache, noch mehr zu verwildern. Sie fangen an und gebrauchen Strenge, und diese ver- anlasset, daß er in Wuth geräth und ganz verstockt wird. Jene Frau hat eine leicht- sinnige Magd. Sie thut derselben alle mögliche Vorstellung, und warnet sie für einen Fall, der sie höchst unglücklich ma- chen würde, und hält sie in einer sehr ge- nauen Aufsicht. Dieses aber gefället der üppigen Person nicht, und fasset einen Haß wider ihre Frau, und je mehr dieselbe auf sie achtet, desto unbändiger und boshafti- ger wird sie. Sie treibet ihre Wider- spänstigkeit so weit, daß man sie nicht be- halten kann. Man lässet sie gehen, und
dieses
*) Röm. C. 7. v. 8.
allerhand Unordnungen und Schwaͤrme- reyen. Man macht weiſe Verordnungen dagegen, und eben dieſe weiſen Geſetze rei- zen bey einigen den Trieb zu Ausſchwei- fungen, und vermehren die Haͤrte und den Widerſtand ihres Gemuͤthes *). Jener Soldat wird wegen einiger wiederholeten Bosheiten geſtrafet, und dieſes verhaͤrtet ſein Gemuͤth dergeſtalt, daß er Pflicht und Eid bricht und davon laͤuft. Jene Vormuͤnder haben einen Pflegeſohn, wel- cher anfaͤnget aus der Art zu ſchlagen. Sie ſuchen ihn anfaͤnglich durch Guͤte, Verſprechungen und Geſchenke zu gewin- nen, und dieſes wird bey ihm eine Urſache, noch mehr zu verwildern. Sie fangen an und gebrauchen Strenge, und dieſe ver- anlaſſet, daß er in Wuth geraͤth und ganz verſtockt wird. Jene Frau hat eine leicht- ſinnige Magd. Sie thut derſelben alle moͤgliche Vorſtellung, und warnet ſie fuͤr einen Fall, der ſie hoͤchſt ungluͤcklich ma- chen wuͤrde, und haͤlt ſie in einer ſehr ge- nauen Aufſicht. Dieſes aber gefaͤllet der uͤppigen Perſon nicht, und faſſet einen Haß wider ihre Frau, und je mehr dieſelbe auf ſie achtet, deſto unbaͤndiger und boshafti- ger wird ſie. Sie treibet ihre Wider- ſpaͤnſtigkeit ſo weit, daß man ſie nicht be- halten kann. Man laͤſſet ſie gehen, und
dieſes
*) Roͤm. C. 7. v. 8.
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allerhand Unordnungen und Schwaͤrme-
reyen. Man macht weiſe Verordnungen
dagegen, und eben dieſe weiſen Geſetze rei-
zen bey einigen den Trieb zu Ausſchwei-
fungen, und vermehren die Haͤrte und den
Widerſtand ihres Gemuͤthes *). Jener
Soldat wird wegen einiger wiederholeten
Bosheiten geſtrafet, und dieſes verhaͤrtet
ſein Gemuͤth dergeſtalt, daß er Pflicht
und Eid bricht und davon laͤuft. Jene
Vormuͤnder haben einen Pflegeſohn, wel-
cher anfaͤnget aus der Art zu ſchlagen.
Sie ſuchen ihn anfaͤnglich durch Guͤte,
Verſprechungen und Geſchenke zu gewin-
nen, und dieſes wird bey ihm eine Urſache,
noch mehr zu verwildern. Sie fangen an
und gebrauchen Strenge, und dieſe ver-
anlaſſet, daß er in Wuth geraͤth und ganz
verſtockt wird. Jene Frau hat eine leicht-
ſinnige Magd. Sie thut derſelben alle
moͤgliche Vorſtellung, und warnet ſie fuͤr
einen Fall, der ſie hoͤchſt ungluͤcklich ma-
chen wuͤrde, und haͤlt ſie in einer ſehr ge-
nauen Aufſicht. Dieſes aber gefaͤllet der
uͤppigen Perſon nicht, und faſſet einen Haß
wider ihre Frau, und je mehr dieſelbe auf
ſie achtet, deſto unbaͤndiger und boshafti-
ger wird ſie. Sie treibet ihre Wider-
ſpaͤnſtigkeit ſo weit, daß man ſie nicht be-
halten kann. Man laͤſſet ſie gehen, und
dieſes
*) Roͤm. C. 7. v. 8.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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