entstehen unter den Völkern nicht auf einmahl, sondern nach und nach, und haben ihre Abwechselungen. Wie kann man daher annehmen, es könne bey ihnen nur immer einerley Verfassung die allerbeste seyn? Und womit kann man doch beweisen daß der Welt und ihren Bewohnern alle Voll- kommenheit auf einmahl habe können gege- ben werden? Was lieget denn unvernünf- tiges darinne, wenn man annimmt, daß die Welt ihre Vollkommenheit nach und nach und zum Theil durch Wunder und grosse Veränderungen, so die Allmacht be- wirket, erhalte, und daß ihr selbige nicht auf einmal habe können gegeben werden? Wir sehen ja, daß der Mensch erst ein schwaches Kind sey, ehe er ein starker und verständiger Mann wird. Warum soll es denn unvernünftig seyn zu glauben, daß die Welt auch erst eine Kindheit zu über- stehen habe, ehe sie die grössere Vollkom- menheit erreichet, und daß der weiseste Beherrscher verschiedene Einrichtungen der Welt ändere, nachdem es die verschie- dene Vollkommenheit derselben erfordert? Jch finde also keine Ursache, der Schrift meinen Beyfall zu versagen, wenn sie ver- schiedener grosser Haushaltungen Erwäh- nung thut, welche Gott auf diesem Erdbo- den nach und nach eingerichtet. Jch will selbige in dieser Betrachtung kürzlich durch- gehen und von den besondern Absichten der-
selben
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entſtehen unter den Voͤlkern nicht auf einmahl, ſondern nach und nach, und haben ihre Abwechſelungen. Wie kann man daher annehmen, es koͤnne bey ihnen nur immer einerley Verfaſſung die allerbeſte ſeyn? Und womit kann man doch beweiſen daß der Welt und ihren Bewohnern alle Voll- kommenheit auf einmahl habe koͤnnen gege- ben werden? Was lieget denn unvernuͤnf- tiges darinne, wenn man annimmt, daß die Welt ihre Vollkommenheit nach und nach und zum Theil durch Wunder und groſſe Veraͤnderungen, ſo die Allmacht be- wirket, erhalte, und daß ihr ſelbige nicht auf einmal habe koͤnnen gegeben werden? Wir ſehen ja, daß der Menſch erſt ein ſchwaches Kind ſey, ehe er ein ſtarker und verſtaͤndiger Mann wird. Warum ſoll es denn unvernuͤnftig ſeyn zu glauben, daß die Welt auch erſt eine Kindheit zu uͤber- ſtehen habe, ehe ſie die groͤſſere Vollkom- menheit erreichet, und daß der weiſeſte Beherrſcher verſchiedene Einrichtungen der Welt aͤndere, nachdem es die verſchie- dene Vollkommenheit derſelben erfordert? Jch finde alſo keine Urſache, der Schrift meinen Beyfall zu verſagen, wenn ſie ver- ſchiedener groſſer Haushaltungen Erwaͤh- nung thut, welche Gott auf dieſem Erdbo- den nach und nach eingerichtet. Jch will ſelbige in dieſer Betrachtung kuͤrzlich durch- gehen und von den beſondern Abſichten der-
ſelben
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entſtehen unter den Voͤlkern nicht auf
einmahl, ſondern nach und nach, und haben
ihre Abwechſelungen. Wie kann man daher
annehmen, es koͤnne bey ihnen nur immer
einerley Verfaſſung die allerbeſte ſeyn?
Und womit kann man doch beweiſen daß
der Welt und ihren Bewohnern alle Voll-
kommenheit auf einmahl habe koͤnnen gege-
ben werden? Was lieget denn unvernuͤnf-
tiges darinne, wenn man annimmt, daß
die Welt ihre Vollkommenheit nach und
nach und zum Theil durch Wunder und
groſſe Veraͤnderungen, ſo die Allmacht be-
wirket, erhalte, und daß ihr ſelbige nicht
auf einmal habe koͤnnen gegeben werden?
Wir ſehen ja, daß der Menſch erſt ein
ſchwaches Kind ſey, ehe er ein ſtarker und
verſtaͤndiger Mann wird. Warum ſoll
es denn unvernuͤnftig ſeyn zu glauben, daß
die Welt auch erſt eine Kindheit zu uͤber-
ſtehen habe, ehe ſie die groͤſſere Vollkom-
menheit erreichet, und daß der weiſeſte
Beherrſcher verſchiedene Einrichtungen
der Welt aͤndere, nachdem es die verſchie-
dene Vollkommenheit derſelben erfordert?
Jch finde alſo keine Urſache, der Schrift
meinen Beyfall zu verſagen, wenn ſie ver-
ſchiedener groſſer Haushaltungen Erwaͤh-
nung thut, welche Gott auf dieſem Erdbo-
den nach und nach eingerichtet. Jch will
ſelbige in dieſer Betrachtung kuͤrzlich durch-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/23>, abgerufen am 24.11.2024.
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