Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

fen Eindruck geben, daß ich der Herr sey *).
Es sind ausserdem die Laster der Abgötter
anjetzt auf das höchste gestiegen, und alle,
welche ich an das Ruder setze, ergeben sich
denselben und misbrauchen meiner Güte
und Langmuth, und lieben solche Sünden,
wofür die Natur erröthet **). Jch habe
daher beschlossen, ihrer viele heimzusuchen
und auszurotten, und da ich gesehen, daß
ein Pharao in den Lastern am weitesten
gehen und sich weder durch die größte Gü-
te, noch durch Strenge erweichen und än-
dern lassen werde, so will ich ihn auf den
mächtigsten Thron erhöhen, damit die ge-
rechte Strafe, die ich an ihm ausüben
werde, destomehr in die Augen falle und
offenbar mache, daß auch die Mächtigsten
unter meiner Gewalt stehen, und ich allei-
ne Gott sey, und Pharao den Jsraeliten
und vielen andern zum Exempel meiner
heiligsten Rache diene.

§. 8.
Rechtfer-
eigung des
göttlichen
Rathschlus-
ses bey der
Erhöhung
des Pha-
rao.

Jn diesem Rathschlusse lieget nichts, so
mit den Eigenschaften Gottes stritte. Es
ist denselben nicht zuwider, ein Volk,
welches nicht anders als durch harte
Mittel zu erweichen, und zu seinen heiligen
Absichten zu bringen ist, auf eine empfind-

liche
*) Jes. C. 10. v. 5.
**) 3 B. Mos. C. 18. v. 24.

fen Eindruck geben, daß ich der Herr ſey *).
Es ſind auſſerdem die Laſter der Abgoͤtter
anjetzt auf das hoͤchſte geſtiegen, und alle,
welche ich an das Ruder ſetze, ergeben ſich
denſelben und misbrauchen meiner Guͤte
und Langmuth, und lieben ſolche Suͤnden,
wofuͤr die Natur erroͤthet **). Jch habe
daher beſchloſſen, ihrer viele heimzuſuchen
und auszurotten, und da ich geſehen, daß
ein Pharao in den Laſtern am weiteſten
gehen und ſich weder durch die groͤßte Guͤ-
te, noch durch Strenge erweichen und aͤn-
dern laſſen werde, ſo will ich ihn auf den
maͤchtigſten Thron erhoͤhen, damit die ge-
rechte Strafe, die ich an ihm ausuͤben
werde, deſtomehr in die Augen falle und
offenbar mache, daß auch die Maͤchtigſten
unter meiner Gewalt ſtehen, und ich allei-
ne Gott ſey, und Pharao den Jſraeliten
und vielen andern zum Exempel meiner
heiligſten Rache diene.

§. 8.
Rechtfer-
eigung des
goͤttlichen
Rathſchluſ-
ſes bey der
Erhoͤhung
des Pha-
rao.

Jn dieſem Rathſchluſſe lieget nichts, ſo
mit den Eigenſchaften Gottes ſtritte. Es
iſt denſelben nicht zuwider, ein Volk,
welches nicht anders als durch harte
Mittel zu erweichen, und zu ſeinen heiligen
Abſichten zu bringen iſt, auf eine empfind-

liche
*) Jeſ. C. 10. v. 5.
**) 3 B. Moſ. C. 18. v. 24.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0222" n="202"/>
fen Eindruck geben, daß ich der Herr &#x017F;ey <note place="foot" n="*)">Je&#x017F;. C. 10. v. 5.</note>.<lb/>
Es &#x017F;ind au&#x017F;&#x017F;erdem die La&#x017F;ter der Abgo&#x0364;tter<lb/>
anjetzt auf das ho&#x0364;ch&#x017F;te ge&#x017F;tiegen, und alle,<lb/>
welche ich an das Ruder &#x017F;etze, ergeben &#x017F;ich<lb/>
den&#x017F;elben und misbrauchen meiner Gu&#x0364;te<lb/>
und Langmuth, und lieben &#x017F;olche Su&#x0364;nden,<lb/>
wofu&#x0364;r die Natur erro&#x0364;thet <note place="foot" n="**)">3 B. Mo&#x017F;. C. 18. v. 24.</note>. Jch habe<lb/>
daher be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, ihrer viele heimzu&#x017F;uchen<lb/>
und auszurotten, und da ich ge&#x017F;ehen, daß<lb/>
ein Pharao in den La&#x017F;tern am weite&#x017F;ten<lb/>
gehen und &#x017F;ich weder durch die gro&#x0364;ßte Gu&#x0364;-<lb/>
te, noch durch Strenge erweichen und a&#x0364;n-<lb/>
dern la&#x017F;&#x017F;en werde, &#x017F;o will ich ihn auf den<lb/>
ma&#x0364;chtig&#x017F;ten Thron erho&#x0364;hen, damit die ge-<lb/>
rechte Strafe, die ich an ihm ausu&#x0364;ben<lb/>
werde, de&#x017F;tomehr in die Augen falle und<lb/>
offenbar mache, daß auch die Ma&#x0364;chtig&#x017F;ten<lb/>
unter meiner Gewalt &#x017F;tehen, und ich allei-<lb/>
ne Gott &#x017F;ey, und Pharao den J&#x017F;raeliten<lb/>
und vielen andern zum Exempel meiner<lb/>
heilig&#x017F;ten Rache diene.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 8.</head><lb/>
          <note place="left">Rechtfer-<lb/>
eigung des<lb/>
go&#x0364;ttlichen<lb/>
Rath&#x017F;chlu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es bey der<lb/>
Erho&#x0364;hung<lb/>
des Pha-<lb/>
rao.</note>
          <p>Jn die&#x017F;em Rath&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e lieget nichts, &#x017F;o<lb/>
mit den Eigen&#x017F;chaften Gottes &#x017F;tritte. Es<lb/>
i&#x017F;t den&#x017F;elben nicht zuwider, ein Volk,<lb/>
welches nicht anders als durch harte<lb/>
Mittel zu erweichen, und zu &#x017F;einen heiligen<lb/>
Ab&#x017F;ichten zu bringen i&#x017F;t, auf eine empfind-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">liche</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0222] fen Eindruck geben, daß ich der Herr ſey *). Es ſind auſſerdem die Laſter der Abgoͤtter anjetzt auf das hoͤchſte geſtiegen, und alle, welche ich an das Ruder ſetze, ergeben ſich denſelben und misbrauchen meiner Guͤte und Langmuth, und lieben ſolche Suͤnden, wofuͤr die Natur erroͤthet **). Jch habe daher beſchloſſen, ihrer viele heimzuſuchen und auszurotten, und da ich geſehen, daß ein Pharao in den Laſtern am weiteſten gehen und ſich weder durch die groͤßte Guͤ- te, noch durch Strenge erweichen und aͤn- dern laſſen werde, ſo will ich ihn auf den maͤchtigſten Thron erhoͤhen, damit die ge- rechte Strafe, die ich an ihm ausuͤben werde, deſtomehr in die Augen falle und offenbar mache, daß auch die Maͤchtigſten unter meiner Gewalt ſtehen, und ich allei- ne Gott ſey, und Pharao den Jſraeliten und vielen andern zum Exempel meiner heiligſten Rache diene. §. 8. Jn dieſem Rathſchluſſe lieget nichts, ſo mit den Eigenſchaften Gottes ſtritte. Es iſt denſelben nicht zuwider, ein Volk, welches nicht anders als durch harte Mittel zu erweichen, und zu ſeinen heiligen Abſichten zu bringen iſt, auf eine empfind- liche *) Jeſ. C. 10. v. 5. **) 3 B. Moſ. C. 18. v. 24.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/222
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/222>, abgerufen am 25.11.2024.