Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

suchen. Allein die Erfahrung lehret, daß
dieses bey ängstlichen Gemüthern nicht alle-
zeit hinreichet, um ihnen die Folter zu lin-
dern, welche sie sich durch allerhand Zwei-
fel machen *). Es ist also bey mir kein
Vorwitz, wenn ich auf diese Fragen etwas
zu antworten suche. Jch nehme selbige
aus deutlichen Stellen der Schrift, und
aus der Erfahrung. Die Schrift saget
ausdrücklich und ganz deutlich, daß Gott
bey den Strafen unter andern den Zweck
habe, daß andere dadurch sollen gewarnet
und in Furcht gesetzet, und für ähnlichen
Vergehungen bewahret werden **). Die
Erfahrung lehret auch, daß diese Absicht
bey manchen erreichet werde. Ja es ist
gewiß, daß bey dem geschehenen Verfall
des menschlichen Geschlechtes mancher in
seinem unseligen Zustande, und unter der
Herrschaft von allerhand Sünden bleiben,
und in manche Vergehungen, wofür er
sich jetzo hütet, gerathen würde, wenn ihn
das Exempel anderer, die dadurch un-

glücklich
*) Die Gelehrten wissen, wie auch die Ein-
wendungen und Schlüsse der Socinianer, in-
gleichen derer, welche die Wiederbringung
aller Dinge behaupten, die Beantwortung
solcher Fragen nothwendig mache.
**) 1 Cor. C. 10. v. 6. 11. 2 Petr. C. 2. v. 6.
Brief Judä v. 7. 5 B. Mos. C. 13. v. 6-11.
Luc. C. 13. v. 4. C. 17. v. 32.

ſuchen. Allein die Erfahrung lehret, daß
dieſes bey aͤngſtlichen Gemuͤthern nicht alle-
zeit hinreichet, um ihnen die Folter zu lin-
dern, welche ſie ſich durch allerhand Zwei-
fel machen *). Es iſt alſo bey mir kein
Vorwitz, wenn ich auf dieſe Fragen etwas
zu antworten ſuche. Jch nehme ſelbige
aus deutlichen Stellen der Schrift, und
aus der Erfahrung. Die Schrift ſaget
ausdruͤcklich und ganz deutlich, daß Gott
bey den Strafen unter andern den Zweck
habe, daß andere dadurch ſollen gewarnet
und in Furcht geſetzet, und fuͤr aͤhnlichen
Vergehungen bewahret werden **). Die
Erfahrung lehret auch, daß dieſe Abſicht
bey manchen erreichet werde. Ja es iſt
gewiß, daß bey dem geſchehenen Verfall
des menſchlichen Geſchlechtes mancher in
ſeinem unſeligen Zuſtande, und unter der
Herrſchaft von allerhand Suͤnden bleiben,
und in manche Vergehungen, wofuͤr er
ſich jetzo huͤtet, gerathen wuͤrde, wenn ihn
das Exempel anderer, die dadurch un-

gluͤcklich
*) Die Gelehrten wiſſen, wie auch die Ein-
wendungen und Schluͤſſe der Socinianer, in-
gleichen derer, welche die Wiederbringung
aller Dinge behaupten, die Beantwortung
ſolcher Fragen nothwendig mache.
**) 1 Cor. C. 10. v. 6. 11. 2 Petr. C. 2. v. 6.
Brief Judaͤ v. 7. 5 B. Moſ. C. 13. v. 6-11.
Luc. C. 13. v. 4. C. 17. v. 32.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0209" n="189"/>
&#x017F;uchen. Allein die Erfahrung lehret, daß<lb/>
die&#x017F;es bey a&#x0364;ng&#x017F;tlichen Gemu&#x0364;thern nicht alle-<lb/>
zeit hinreichet, um ihnen die Folter zu lin-<lb/>
dern, welche &#x017F;ie &#x017F;ich durch allerhand Zwei-<lb/>
fel machen <note place="foot" n="*)">Die Gelehrten wi&#x017F;&#x017F;en, wie auch die Ein-<lb/>
wendungen und Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Socinianer, in-<lb/>
gleichen derer, welche die Wiederbringung<lb/>
aller Dinge behaupten, die Beantwortung<lb/>
&#x017F;olcher Fragen nothwendig mache.</note>. Es i&#x017F;t al&#x017F;o bey mir kein<lb/>
Vorwitz, wenn ich auf die&#x017F;e Fragen etwas<lb/>
zu antworten &#x017F;uche. Jch nehme &#x017F;elbige<lb/>
aus deutlichen Stellen der Schrift, und<lb/>
aus der Erfahrung. Die Schrift &#x017F;aget<lb/>
ausdru&#x0364;cklich und ganz deutlich, daß Gott<lb/>
bey den Strafen unter andern den Zweck<lb/>
habe, daß andere dadurch &#x017F;ollen gewarnet<lb/>
und in Furcht ge&#x017F;etzet, und fu&#x0364;r a&#x0364;hnlichen<lb/>
Vergehungen bewahret werden <note place="foot" n="**)">1 Cor. C. 10. v. 6. 11. 2 Petr. C. 2. v. 6.<lb/>
Brief Juda&#x0364; v. 7. 5 B. Mo&#x017F;. C. 13. v. 6-11.<lb/>
Luc. C. 13. v. 4. C. 17. v. 32.</note>. Die<lb/>
Erfahrung lehret auch, daß die&#x017F;e Ab&#x017F;icht<lb/>
bey manchen erreichet werde. Ja es i&#x017F;t<lb/>
gewiß, daß bey dem ge&#x017F;chehenen Verfall<lb/>
des men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechtes mancher in<lb/>
&#x017F;einem un&#x017F;eligen Zu&#x017F;tande, und unter der<lb/>
Herr&#x017F;chaft von allerhand Su&#x0364;nden bleiben,<lb/>
und in manche Vergehungen, wofu&#x0364;r er<lb/>
&#x017F;ich jetzo hu&#x0364;tet, gerathen wu&#x0364;rde, wenn ihn<lb/>
das Exempel anderer, die dadurch un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">glu&#x0364;cklich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0209] ſuchen. Allein die Erfahrung lehret, daß dieſes bey aͤngſtlichen Gemuͤthern nicht alle- zeit hinreichet, um ihnen die Folter zu lin- dern, welche ſie ſich durch allerhand Zwei- fel machen *). Es iſt alſo bey mir kein Vorwitz, wenn ich auf dieſe Fragen etwas zu antworten ſuche. Jch nehme ſelbige aus deutlichen Stellen der Schrift, und aus der Erfahrung. Die Schrift ſaget ausdruͤcklich und ganz deutlich, daß Gott bey den Strafen unter andern den Zweck habe, daß andere dadurch ſollen gewarnet und in Furcht geſetzet, und fuͤr aͤhnlichen Vergehungen bewahret werden **). Die Erfahrung lehret auch, daß dieſe Abſicht bey manchen erreichet werde. Ja es iſt gewiß, daß bey dem geſchehenen Verfall des menſchlichen Geſchlechtes mancher in ſeinem unſeligen Zuſtande, und unter der Herrſchaft von allerhand Suͤnden bleiben, und in manche Vergehungen, wofuͤr er ſich jetzo huͤtet, gerathen wuͤrde, wenn ihn das Exempel anderer, die dadurch un- gluͤcklich *) Die Gelehrten wiſſen, wie auch die Ein- wendungen und Schluͤſſe der Socinianer, in- gleichen derer, welche die Wiederbringung aller Dinge behaupten, die Beantwortung ſolcher Fragen nothwendig mache. **) 1 Cor. C. 10. v. 6. 11. 2 Petr. C. 2. v. 6. Brief Judaͤ v. 7. 5 B. Moſ. C. 13. v. 6-11. Luc. C. 13. v. 4. C. 17. v. 32.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/209
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/209>, abgerufen am 26.11.2024.