Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.diese Erklärung auch für die wahre, und spruches rung? Ein ängstliches Gemüth fraget hier- bey alsobald, ob es nicht eben sowol mit der Liebe Gottes streite, wenn Gott den Pharao in dieser Absicht bey dem Leben und auf dem Throne erhalten, daß er seine Macht und Gerichte an ihm beweisen kön- nen, als wenn man saget, daß er ihn zu eben diesem Zwecke auf den Thron gesetzet? Denn aber ist es falsch, daß das Wort exegeirein irgendwo die Bedeutung habe ste- hen lassen, erhalten. Exegeirein, wie auch egeirein bedeuten allezeit aufwecken, erwe- cken, erhöhen. Man berufet sich auf den Brief Jacobi C. 5. v. 15. wo das Wort egeirein stehet. Allein hier bedeutet es auch nicht stehen lassen und in seinem vorigen Zustande erhalten, sondern von dem Kranken- bette aufrichten oder von der Krankheit auf- helfen. Wo lesen wir aber, daß Pharao damals von einer Krankheit aufgerichtet worden, als Gott ihm sagen lassen: dazu habe ich dich erwecket, daß meine Macht an dir erscheine? Das Wort [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] bedeu- tet zwar stehen lassen, allein es ist auch öf- ters so viel, als errichten, darstellen, ein- setzen. Jn einer von diesen letztern Bedeu- tungen findet man es Hiob C. 34. v. 24. wo es übersetzet ist durch darstellen. Es heisset daselbst: er bringet der Stolzen, der Mächtigen viele um und stellet andere an ihre Statt. Ein jeder siehet, daß es hier nicht heissen kann: stehen lassen, sondern darstellen, oder vielmehr errichten, erhöhen. Jndem nun Paulus an statt des Wortes [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] das Wort exegeirein setzet, zeiget er dadurch M 4
dieſe Erklaͤrung auch fuͤr die wahre, und ſpruches rung? Ein aͤngſtliches Gemuͤth fraget hier- bey alſobald, ob es nicht eben ſowol mit der Liebe Gottes ſtreite, wenn Gott den Pharao in dieſer Abſicht bey dem Leben und auf dem Throne erhalten, daß er ſeine Macht und Gerichte an ihm beweiſen koͤn- nen, als wenn man ſaget, daß er ihn zu eben dieſem Zwecke auf den Thron geſetzet? Denn aber iſt es falſch, daß das Wort ἐξεγείρειν irgendwo die Bedeutung habe ſte- hen laſſen, erhalten. Ἐξεγείρειν, wie auch ἐγείρειν bedeuten allezeit aufwecken, erwe- cken, erhoͤhen. Man berufet ſich auf den Brief Jacobi C. 5. v. 15. wo das Wort ἐγείρειν ſtehet. Allein hier bedeutet es auch nicht ſtehen laſſen und in ſeinem vorigen Zuſtande erhalten, ſondern von dem Kranken- bette aufrichten oder von der Krankheit auf- helfen. Wo leſen wir aber, daß Pharao damals von einer Krankheit aufgerichtet worden, als Gott ihm ſagen laſſen: dazu habe ich dich erwecket, daß meine Macht an dir erſcheine? Das Wort [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] bedeu- tet zwar ſtehen laſſen, allein es iſt auch oͤf- ters ſo viel, als errichten, darſtellen, ein- ſetzen. Jn einer von dieſen letztern Bedeu- tungen findet man es Hiob C. 34. v. 24. wo es uͤberſetzet iſt durch darſtellen. Es heiſſet daſelbſt: er bringet der Stolzen, der Maͤchtigen viele um und ſtellet andere an ihre Statt. Ein jeder ſiehet, daß es hier nicht heiſſen kann: ſtehen laſſen, ſondern darſtellen, oder vielmehr errichten, erhoͤhen. Jndem nun Paulus an ſtatt des Wortes [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] das Wort εξεγείρειν ſetzet, zeiget er dadurch M 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0203" n="183"/> dieſe Erklaͤrung auch fuͤr die wahre, und<lb/> es faͤllet die anſcheinende Haͤrte dieſes Aus-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ſpruches</fw><lb/><note next="#a29" xml:id="a28" prev="#a27" place="foot" n="*)">rung? Ein aͤngſtliches Gemuͤth fraget hier-<lb/> bey alſobald, ob es nicht eben ſowol mit<lb/> der Liebe Gottes ſtreite, wenn Gott den<lb/> Pharao in dieſer Abſicht bey dem Leben und<lb/> auf dem Throne erhalten, daß er ſeine<lb/> Macht und Gerichte an ihm beweiſen koͤn-<lb/> nen, als wenn man ſaget, daß er ihn zu<lb/> eben dieſem Zwecke auf den Thron geſetzet?<lb/> Denn aber iſt es falſch, daß das Wort<lb/> ἐξεγείρειν irgendwo die Bedeutung habe <hi rendition="#fr">ſte-<lb/> hen laſſen, erhalten.</hi> Ἐξεγείρειν, wie auch<lb/> ἐγείρειν bedeuten allezeit aufwecken, erwe-<lb/> cken, erhoͤhen. Man berufet ſich auf den<lb/> Brief Jacobi C. 5. v. 15. wo das Wort<lb/> ἐγείρειν ſtehet. Allein hier bedeutet es auch<lb/> nicht <hi rendition="#fr">ſtehen laſſen und in ſeinem vorigen<lb/> Zuſtande erhalten,</hi> ſondern von dem Kranken-<lb/> bette aufrichten oder von der Krankheit auf-<lb/> helfen. Wo leſen wir aber, daß Pharao<lb/> damals von einer Krankheit aufgerichtet<lb/> worden, als Gott ihm ſagen laſſen: dazu<lb/> habe ich dich erwecket, daß meine Macht<lb/> an dir erſcheine? Das Wort <gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/> bedeu-<lb/> tet zwar <hi rendition="#fr">ſtehen laſſen,</hi> allein es iſt auch oͤf-<lb/> ters ſo viel, als <hi rendition="#fr">errichten, darſtellen, ein-<lb/> ſetzen.</hi> Jn einer von dieſen letztern Bedeu-<lb/> tungen findet man es Hiob C. 34. v. 24.<lb/> wo es uͤberſetzet iſt durch <hi rendition="#fr">darſtellen.</hi> Es<lb/> heiſſet daſelbſt: er bringet der Stolzen, der<lb/> Maͤchtigen <hi rendition="#fr">viele</hi> um und <hi rendition="#fr">ſtellet</hi> andere an<lb/> ihre Statt. Ein jeder ſiehet, daß es hier<lb/> nicht heiſſen kann: <hi rendition="#fr">ſtehen laſſen,</hi> ſondern<lb/><hi rendition="#fr">darſtellen,</hi> oder vielmehr <hi rendition="#fr">errichten, erhoͤhen.</hi><lb/> Jndem nun Paulus an ſtatt des Wortes<lb/><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/> das Wort εξεγείρειν ſetzet, zeiget er<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dadurch</fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0203]
dieſe Erklaͤrung auch fuͤr die wahre, und
es faͤllet die anſcheinende Haͤrte dieſes Aus-
ſpruches
*)
*) rung? Ein aͤngſtliches Gemuͤth fraget hier-
bey alſobald, ob es nicht eben ſowol mit
der Liebe Gottes ſtreite, wenn Gott den
Pharao in dieſer Abſicht bey dem Leben und
auf dem Throne erhalten, daß er ſeine
Macht und Gerichte an ihm beweiſen koͤn-
nen, als wenn man ſaget, daß er ihn zu
eben dieſem Zwecke auf den Thron geſetzet?
Denn aber iſt es falſch, daß das Wort
ἐξεγείρειν irgendwo die Bedeutung habe ſte-
hen laſſen, erhalten. Ἐξεγείρειν, wie auch
ἐγείρειν bedeuten allezeit aufwecken, erwe-
cken, erhoͤhen. Man berufet ſich auf den
Brief Jacobi C. 5. v. 15. wo das Wort
ἐγείρειν ſtehet. Allein hier bedeutet es auch
nicht ſtehen laſſen und in ſeinem vorigen
Zuſtande erhalten, ſondern von dem Kranken-
bette aufrichten oder von der Krankheit auf-
helfen. Wo leſen wir aber, daß Pharao
damals von einer Krankheit aufgerichtet
worden, als Gott ihm ſagen laſſen: dazu
habe ich dich erwecket, daß meine Macht
an dir erſcheine? Das Wort _ bedeu-
tet zwar ſtehen laſſen, allein es iſt auch oͤf-
ters ſo viel, als errichten, darſtellen, ein-
ſetzen. Jn einer von dieſen letztern Bedeu-
tungen findet man es Hiob C. 34. v. 24.
wo es uͤberſetzet iſt durch darſtellen. Es
heiſſet daſelbſt: er bringet der Stolzen, der
Maͤchtigen viele um und ſtellet andere an
ihre Statt. Ein jeder ſiehet, daß es hier
nicht heiſſen kann: ſtehen laſſen, ſondern
darſtellen, oder vielmehr errichten, erhoͤhen.
Jndem nun Paulus an ſtatt des Wortes
_ das Wort εξεγείρειν ſetzet, zeiget er
dadurch
M 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |