lebe. Jch rechne bey der göttlichen Re- gierung nach göttlichen Zahlen und Zeiten wo tausend Jahre, wie ein Tag sind *). Jch gedenke nach dieser Rechnung: viel- leicht ist die Welt noch in ihrem ersten An- fange und ersten Entwickelungen. Viel- leicht fangen die Völker erst an, nach und nach aus ihren Kinder-Jahren in ein Jünglings-Alter zu treten **). Es haben die größten Anstalten viele hundert Jahre fortgesetzet werden müssen, ehe ein einziges Volk in der Erkänntniß des wahren Got- tes befestiget und einige andere Völker zu einem vernünftigen Gottesdienste vorberei- tet worden. Vielleicht gehören zu dieser Vorbereitung der übrigen Völker noch ei- nige Jahrhunderte mehr, ehe ihre rohen Sit- ten gebrochen und ein feinerer Geschmack un- ter sie gebracht wird, der ihre Seelen zu Annehmung des Christenthums bequem macht. Vielleicht könnte zwar durch neue Wunder bewirket werden, daß einige Reiche den Namen des Christenthums annähmen; vielleicht aber könnte jetzo auch weiter nichts, als dieser Name, erhal- ten werden. Die Kirchengeschichte von Deutschland lehret, daß ein grosser Theil der Völker, so dieses Land bewohnet, lan- ge den Namen eines Christen geführet,
ehe
*) 2 Petr. C. 3. v. 8.
**) Gal. C. 4. v. 1-3.
G 4
lebe. Jch rechne bey der goͤttlichen Re- gierung nach goͤttlichen Zahlen und Zeiten wo tauſend Jahre, wie ein Tag ſind *). Jch gedenke nach dieſer Rechnung: viel- leicht iſt die Welt noch in ihrem erſten An- fange und erſten Entwickelungen. Viel- leicht fangen die Voͤlker erſt an, nach und nach aus ihren Kinder-Jahren in ein Juͤnglings-Alter zu treten **). Es haben die groͤßten Anſtalten viele hundert Jahre fortgeſetzet werden muͤſſen, ehe ein einziges Volk in der Erkaͤnntniß des wahren Got- tes befeſtiget und einige andere Voͤlker zu einem vernuͤnftigen Gottesdienſte vorberei- tet worden. Vielleicht gehoͤren zu dieſer Vorbereitung der uͤbrigen Voͤlker noch ei- nige Jahrhunderte mehr, ehe ihre rohen Sit- ten gebrochen und ein feinerer Geſchmack un- ter ſie gebracht wird, der ihre Seelen zu Annehmung des Chriſtenthums bequem macht. Vielleicht koͤnnte zwar durch neue Wunder bewirket werden, daß einige Reiche den Namen des Chriſtenthums annaͤhmen; vielleicht aber koͤnnte jetzo auch weiter nichts, als dieſer Name, erhal- ten werden. Die Kirchengeſchichte von Deutſchland lehret, daß ein groſſer Theil der Voͤlker, ſo dieſes Land bewohnet, lan- ge den Namen eines Chriſten gefuͤhret,
ehe
*) 2 Petr. C. 3. v. 8.
**) Gal. C. 4. v. 1-3.
G 4
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lebe. Jch rechne bey der goͤttlichen Re-
gierung nach goͤttlichen Zahlen und Zeiten
wo tauſend Jahre, wie ein Tag ſind *).
Jch gedenke nach dieſer Rechnung: viel-
leicht iſt die Welt noch in ihrem erſten An-
fange und erſten Entwickelungen. Viel-
leicht fangen die Voͤlker erſt an, nach und
nach aus ihren Kinder-Jahren in ein
Juͤnglings-Alter zu treten **). Es haben
die groͤßten Anſtalten viele hundert Jahre
fortgeſetzet werden muͤſſen, ehe ein einziges
Volk in der Erkaͤnntniß des wahren Got-
tes befeſtiget und einige andere Voͤlker zu
einem vernuͤnftigen Gottesdienſte vorberei-
tet worden. Vielleicht gehoͤren zu dieſer
Vorbereitung der uͤbrigen Voͤlker noch ei-
nige Jahrhunderte mehr, ehe ihre rohen Sit-
ten gebrochen und ein feinerer Geſchmack un-
ter ſie gebracht wird, der ihre Seelen zu
Annehmung des Chriſtenthums bequem
macht. Vielleicht koͤnnte zwar durch neue
Wunder bewirket werden, daß einige
Reiche den Namen des Chriſtenthums
annaͤhmen; vielleicht aber koͤnnte jetzo auch
weiter nichts, als dieſer Name, erhal-
ten werden. Die Kirchengeſchichte von
Deutſchland lehret, daß ein groſſer Theil
der Voͤlker, ſo dieſes Land bewohnet, lan-
ge den Namen eines Chriſten gefuͤhret,
ehe
*) 2 Petr. C. 3. v. 8.
**) Gal. C. 4. v. 1-3.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/123>, abgerufen am 23.11.2024.
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