Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.wie gering der Vorzug an Vergnügen, welchen Geld, Ehre und dergleichen geben, wenn man selbige ohne Christenthum und ohne Tugend besitzet. Richtet eure Auf- mercksamkeit auf einige von denen Men- schen, welche die Welt recht glücklich nen- net. Stellet neben dieselben solche, die im niedrigen Stande leben, arm sind, und im Schweiß ihres Angesichts ihr Brod essen. Betrachtet aber beyde ohne die Vortheile, welche ein wahres Christenthum giebet, und bemercket genau, wie viel jene vor diesen zum Voraus haben. Jhr werdet wahrnehmen, daß es sehr wenig sey. Nie- mand aber dencke hiebey, daß wir den Rei- chen und Hohen dieser Erden alle Vorzü- ge absprechen wollen. Denn dieses hiesse nichts anders, als Wohlthaten GOttes verdunckeln, verachten, und diejenigen, welche solche besitzen, von der schuldigen Danckbarkeit gegen die Güte des HErrn ableiten. Dergleichen sey ferne von uns. Dieses wollen wir nur behaupten, daß die Vorzüge, welche die Güter dieses Lebens geben, geringe seyn gegen diejenigen Din- ge, welche Hohen und Niedrigen gemein sind. Wir beweisen dieses mit folgenden Grün-
wie gering der Vorzug an Vergnuͤgen, welchen Geld, Ehre und dergleichen geben, wenn man ſelbige ohne Chriſtenthum und ohne Tugend beſitzet. Richtet eure Auf- merckſamkeit auf einige von denen Men- ſchen, welche die Welt recht gluͤcklich nen- net. Stellet neben dieſelben ſolche, die im niedrigen Stande leben, arm ſind, und im Schweiß ihres Angeſichts ihr Brod eſſen. Betrachtet aber beyde ohne die Vortheile, welche ein wahres Chriſtenthum giebet, und bemercket genau, wie viel jene vor dieſen zum Voraus haben. Jhr werdet wahrnehmen, daß es ſehr wenig ſey. Nie- mand aber dencke hiebey, daß wir den Rei- chen und Hohen dieſer Erden alle Vorzuͤ- ge abſprechen wollen. Denn dieſes hieſſe nichts anders, als Wohlthaten GOttes verdunckeln, verachten, und diejenigen, welche ſolche beſitzen, von der ſchuldigen Danckbarkeit gegen die Guͤte des HErrn ableiten. Dergleichen ſey ferne von uns. Dieſes wollen wir nur behaupten, daß die Vorzuͤge, welche die Guͤter dieſes Lebens geben, geringe ſeyn gegen diejenigen Din- ge, welche Hohen und Niedrigen gemein ſind. Wir beweiſen dieſes mit folgenden Gruͤn-
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wie gering der Vorzug an Vergnuͤgen,
welchen Geld, Ehre und dergleichen geben,
wenn man ſelbige ohne Chriſtenthum und
ohne Tugend beſitzet. Richtet eure Auf-
merckſamkeit auf einige von denen Men-
ſchen, welche die Welt recht gluͤcklich nen-
net. Stellet neben dieſelben ſolche, die im
niedrigen Stande leben, arm ſind, und im
Schweiß ihres Angeſichts ihr Brod eſſen.
Betrachtet aber beyde ohne die Vortheile,
welche ein wahres Chriſtenthum giebet,
und bemercket genau, wie viel jene vor
dieſen zum Voraus haben. Jhr werdet
wahrnehmen, daß es ſehr wenig ſey. Nie-
mand aber dencke hiebey, daß wir den Rei-
chen und Hohen dieſer Erden alle Vorzuͤ-
ge abſprechen wollen. Denn dieſes hieſſe
nichts anders, als Wohlthaten GOttes
verdunckeln, verachten, und diejenigen,
welche ſolche beſitzen, von der ſchuldigen
Danckbarkeit gegen die Guͤte des HErrn
ableiten. Dergleichen ſey ferne von uns.
Dieſes wollen wir nur behaupten, daß die
Vorzuͤge, welche die Guͤter dieſes Lebens
geben, geringe ſeyn gegen diejenigen Din-
ge, welche Hohen und Niedrigen gemein
ſind. Wir beweiſen dieſes mit folgenden
Gruͤn-
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