gemacht werden, und bey deren Gegentheil die Empfindung nicht so seyn könnte, als sie ist. Z. E. Jch sehe und fühle einen Stein, und auf demselben eine Nässe, so ist der Satz völlig gewiß, der Stein ist naß. So sind ferner die allgemeinen Sätze, so unmittelbar ohne weitläuftige Schlüsse aus den Erfahrungen, die ein jeder haben kan, zusammen gelesen werden, völlig ge- wisse Sätze. Z. E. Ein jeglicher Stein, der in freyer Luft in die Höhe geworfen wird, fällt wieder herunter. Bey solchen Sätzen hat sich auch noch niemand betro- gen gefunden, und haben eine solche Gewiß- heit, darauf man sich völlig verlassen kan.
§. X.
Auf wel- che Schlüs- se man sich verlassen könne.
Auch unter den Sätzen, die man durch weitläuftigere Schlüsse heraus bringet, sind einige, auf deren Gewißheit man sich völ- lig verlassen kan. Deren Bestimmung aber ist mir ungemein schwer, und ich ge- stehe, daß ich sie genau anzugeben mich nicht im Stande befinde. Man pflegt sie insgemein also zu bestimmen: Ein Satz der aus richtigen Erfahrungen und richti- gen Erklärungen durch richtige Schlüsse
her-
gemacht werden, und bey deren Gegentheil die Empfindung nicht ſo ſeyn koͤnnte, als ſie iſt. Z. E. Jch ſehe und fuͤhle einen Stein, und auf demſelben eine Naͤſſe, ſo iſt der Satz voͤllig gewiß, der Stein iſt naß. So ſind ferner die allgemeinen Saͤtze, ſo unmittelbar ohne weitlaͤuftige Schluͤſſe aus den Erfahrungen, die ein jeder haben kan, zuſammen geleſen werden, voͤllig ge- wiſſe Saͤtze. Z. E. Ein jeglicher Stein, der in freyer Luft in die Hoͤhe geworfen wird, faͤllt wieder herunter. Bey ſolchen Saͤtzen hat ſich auch noch niemand betro- gen gefunden, und haben eine ſolche Gewiß- heit, darauf man ſich voͤllig verlaſſen kan.
§. X.
Auf wel- che Schluͤſ- ſe man ſich verlaſſen koͤnne.
Auch unter den Saͤtzen, die man durch weitlaͤuftigere Schluͤſſe heraus bringet, ſind einige, auf deren Gewißheit man ſich voͤl- lig verlaſſen kan. Deren Beſtimmung aber iſt mir ungemein ſchwer, und ich ge- ſtehe, daß ich ſie genau anzugeben mich nicht im Stande befinde. Man pflegt ſie insgemein alſo zu beſtimmen: Ein Satz der aus richtigen Erfahrungen und richti- gen Erklaͤrungen durch richtige Schluͤſſe
her-
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[22/0040]
gemacht werden, und bey deren Gegentheil
die Empfindung nicht ſo ſeyn koͤnnte, als
ſie iſt. Z. E. Jch ſehe und fuͤhle einen
Stein, und auf demſelben eine Naͤſſe, ſo
iſt der Satz voͤllig gewiß, der Stein iſt naß.
So ſind ferner die allgemeinen Saͤtze, ſo
unmittelbar ohne weitlaͤuftige Schluͤſſe
aus den Erfahrungen, die ein jeder haben
kan, zuſammen geleſen werden, voͤllig ge-
wiſſe Saͤtze. Z. E. Ein jeglicher Stein,
der in freyer Luft in die Hoͤhe geworfen
wird, faͤllt wieder herunter. Bey ſolchen
Saͤtzen hat ſich auch noch niemand betro-
gen gefunden, und haben eine ſolche Gewiß-
heit, darauf man ſich voͤllig verlaſſen kan.
§. X.
Auch unter den Saͤtzen, die man durch
weitlaͤuftigere Schluͤſſe heraus bringet, ſind
einige, auf deren Gewißheit man ſich voͤl-
lig verlaſſen kan. Deren Beſtimmung
aber iſt mir ungemein ſchwer, und ich ge-
ſtehe, daß ich ſie genau anzugeben mich
nicht im Stande befinde. Man pflegt ſie
insgemein alſo zu beſtimmen: Ein Satz
der aus richtigen Erfahrungen und richti-
gen Erklaͤrungen durch richtige Schluͤſſe
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/40>, abgerufen am 16.02.2025.
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