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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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gen angefüllt, die zu unserm Unterhalt und
Bequemlichkeit gewidmet sind, und wir
könnten in vieler Zufriedenheit des Guten
geniessen, so uns der gütige Schöpfer ge-
schencket. Was thun die Menschen aber
in ihrem jetzigen Verfall? Sie gehorchen
ausschweifenden Begierden und bringen
sich und andere um das Glück, so ihnen der
Schöpfer bereitet. Sollte man meinen,
daß ein Mensch der mit Vernunft begabt,
das Elend und so gar den Tod vieler tau-
send seiner Brüder beschliessen könnte, um
sich mit dieser Vorstellung vergnügen zu
können? Ein grosser Theil der Welt
muß auf mich sehen und meine Macht
fürchten.
Würden wir die Möglichkeit
einer so grausamen Entschliessung glauben,
wenn uns nicht die betrübtesten Erfahrun-
gen davon überzeugten? So widerstre-
ben aber die Menschen einer unendlichen
Liebe, die sie glücklich machen will. Un-
würdige Kinder des liebreichsten Vaters!
Aber bewundert, die unendliche Liebe wird
auch durch die Verachtung und durch das
widerspänstige Betragen ihrer Kinder nicht
ermüdet an ihrer Glückseligkeit noch fer-
ner zu arbeiten. Sie gehet uns mit gros-

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gen angefuͤllt, die zu unſerm Unterhalt und
Bequemlichkeit gewidmet ſind, und wir
koͤnnten in vieler Zufriedenheit des Guten
genieſſen, ſo uns der guͤtige Schoͤpfer ge-
ſchencket. Was thun die Menſchen aber
in ihrem jetzigen Verfall? Sie gehorchen
ausſchweifenden Begierden und bringen
ſich und andere um das Gluͤck, ſo ihnen der
Schoͤpfer bereitet. Sollte man meinen,
daß ein Menſch der mit Vernunft begabt,
das Elend und ſo gar den Tod vieler tau-
ſend ſeiner Bruͤder beſchlieſſen koͤnnte, um
ſich mit dieſer Vorſtellung vergnuͤgen zu
koͤnnen? Ein groſſer Theil der Welt
muß auf mich ſehen und meine Macht
fuͤrchten.
Wuͤrden wir die Moͤglichkeit
einer ſo grauſamen Entſchlieſſung glauben,
wenn uns nicht die betruͤbteſten Erfahrun-
gen davon uͤberzeugten? So widerſtre-
ben aber die Menſchen einer unendlichen
Liebe, die ſie gluͤcklich machen will. Un-
wuͤrdige Kinder des liebreichſten Vaters!
Aber bewundert, die unendliche Liebe wird
auch durch die Verachtung und durch das
widerſpaͤnſtige Betragen ihrer Kinder nicht
ermuͤdet an ihrer Gluͤckſeligkeit noch fer-
ner zu arbeiten. Sie gehet uns mit groſ-

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[339/0357] gen angefuͤllt, die zu unſerm Unterhalt und Bequemlichkeit gewidmet ſind, und wir koͤnnten in vieler Zufriedenheit des Guten genieſſen, ſo uns der guͤtige Schoͤpfer ge- ſchencket. Was thun die Menſchen aber in ihrem jetzigen Verfall? Sie gehorchen ausſchweifenden Begierden und bringen ſich und andere um das Gluͤck, ſo ihnen der Schoͤpfer bereitet. Sollte man meinen, daß ein Menſch der mit Vernunft begabt, das Elend und ſo gar den Tod vieler tau- ſend ſeiner Bruͤder beſchlieſſen koͤnnte, um ſich mit dieſer Vorſtellung vergnuͤgen zu koͤnnen? Ein groſſer Theil der Welt muß auf mich ſehen und meine Macht fuͤrchten. Wuͤrden wir die Moͤglichkeit einer ſo grauſamen Entſchlieſſung glauben, wenn uns nicht die betruͤbteſten Erfahrun- gen davon uͤberzeugten? So widerſtre- ben aber die Menſchen einer unendlichen Liebe, die ſie gluͤcklich machen will. Un- wuͤrdige Kinder des liebreichſten Vaters! Aber bewundert, die unendliche Liebe wird auch durch die Verachtung und durch das widerſpaͤnſtige Betragen ihrer Kinder nicht ermuͤdet an ihrer Gluͤckſeligkeit noch fer- ner zu arbeiten. Sie gehet uns mit groſ- ſer Y 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/357>, abgerufen am 25.11.2024.