trübe Morgenröthe ein trüber Tag? Ob also gleich eines jeden natürliche Einsicht mit allerhand Jrrthümern vermischt ist, so ist sie dennoch zu Erklärung der Schrift und folglich zu der Erkenntniß der Glau- bens-Lehren unumgänglich nothwendig. Nur ist zu untersuchen, wie weit man sich auf selbige verlassen könne, und wie weit ihr Gebrauch gehe.
§. VII.
Wie weit man sich auf die Vernunft,Ob sich ein jeder auf seine eige- ne Einsicht verlassen könne? von welcher wir hier reden, verlassen kön- ne, halte ich für die allerschwereste Frage, welche vollkommen zu beantworten ich mich noch nicht unterstehe. Jch halte dafür, daß diese Materie würdig wäre von mehr als einem Gelehrten mit rechtem Nachsin- nen untersucht und abgehandelt zu werden. Diejenigen, welche die Gewißheit und den Gebrauch der Vernunft in der Offenba- rung bisher gelobt und angepriesen, reden von einer reinen Vernunft, von einer Ver- nunft, welche, wenn sie recht angestrenget wird, sich für Jrrthümer hüten, und selbi- gen völlig ausbeugen könne. Sie haben sich die Vernunft gebildet nicht, wie sie in
dem
truͤbe Morgenroͤthe ein truͤber Tag? Ob alſo gleich eines jeden natuͤrliche Einſicht mit allerhand Jrrthuͤmern vermiſcht iſt, ſo iſt ſie dennoch zu Erklaͤrung der Schrift und folglich zu der Erkenntniß der Glau- bens-Lehren unumgaͤnglich nothwendig. Nur iſt zu unterſuchen, wie weit man ſich auf ſelbige verlaſſen koͤnne, und wie weit ihr Gebrauch gehe.
§. VII.
Wie weit man ſich auf die Vernunft,Ob ſich ein jeder auf ſeine eige- ne Einſicht verlaſſen koͤnne? von welcher wir hier reden, verlaſſen koͤn- ne, halte ich fuͤr die allerſchwereſte Frage, welche vollkommen zu beantworten ich mich noch nicht unterſtehe. Jch halte dafuͤr, daß dieſe Materie wuͤrdig waͤre von mehr als einem Gelehrten mit rechtem Nachſin- nen unterſucht und abgehandelt zu werden. Diejenigen, welche die Gewißheit und den Gebrauch der Vernunft in der Offenba- rung bisher gelobt und angeprieſen, reden von einer reinen Vernunft, von einer Ver- nunft, welche, wenn ſie recht angeſtrenget wird, ſich fuͤr Jrrthuͤmer huͤten, und ſelbi- gen voͤllig ausbeugen koͤnne. Sie haben ſich die Vernunft gebildet nicht, wie ſie in
dem
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truͤbe Morgenroͤthe ein truͤber Tag? Ob
alſo gleich eines jeden natuͤrliche Einſicht
mit allerhand Jrrthuͤmern vermiſcht iſt, ſo
iſt ſie dennoch zu Erklaͤrung der Schrift
und folglich zu der Erkenntniß der Glau-
bens-Lehren unumgaͤnglich nothwendig.
Nur iſt zu unterſuchen, wie weit man ſich
auf ſelbige verlaſſen koͤnne, und wie weit
ihr Gebrauch gehe.
§. VII.
Wie weit man ſich auf die Vernunft,
von welcher wir hier reden, verlaſſen koͤn-
ne, halte ich fuͤr die allerſchwereſte Frage,
welche vollkommen zu beantworten ich mich
noch nicht unterſtehe. Jch halte dafuͤr,
daß dieſe Materie wuͤrdig waͤre von mehr
als einem Gelehrten mit rechtem Nachſin-
nen unterſucht und abgehandelt zu werden.
Diejenigen, welche die Gewißheit und den
Gebrauch der Vernunft in der Offenba-
rung bisher gelobt und angeprieſen, reden
von einer reinen Vernunft, von einer Ver-
nunft, welche, wenn ſie recht angeſtrenget
wird, ſich fuͤr Jrrthuͤmer huͤten, und ſelbi-
gen voͤllig ausbeugen koͤnne. Sie haben
ſich die Vernunft gebildet nicht, wie ſie in
dem
Ob ſich ein
jeder auf
ſeine eige-
ne Einſicht
verlaſſen
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/31>, abgerufen am 24.11.2024.
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