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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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de, wenn sich gleich nie ein Vogel darinne
erhenckte. Ein Vogel fänget sich nicht al-
lezeit gleich im ersten Bügel, er beeret erst
einige aus, und fänget sich alsdenn, oder
flieget auch wohl gesättiget davon. Woll-
te man nun die Bügel nicht mit Beeren ver-
sehen, die er vorher ausfrißt, so würde man
ihn in der letzten nicht fangen. Denn an-
fänglich fürchtet er sich ungemein für den
aufgespannten Pferde-Haaren. Und
mancher setzet sich daher anfänglich gar
nicht in den Bügel, sondern hält sich mit den
Flügeln in freyer Luft, und frißt auf solche
Weise die Beere ab. Wenn er aber einige
Bügel abgefressen, wird er dreister, und
fänget sich endlich. Wollte man ferner
nur wenige Bügel aufstellen, so würden ein
paar Vögel, welche einen Kropf voll Beere
mit ihrem Leben glücklich davon bringen,
leicht solche Bügel ausbeeren, worinne sich
jetzo einer fänget, da jener andere Bügel
auszufressen gehabt. Wollte ein Allwis-
sender wenigstens die Mühe spahren, daß
er keine Haare in die Bügel machte, von
welchen er in den jetzigen Umständen vorher
siehet, daß sich kein Vogel darinne fangen
werde, und wollte nur Beere hinein han-

gen,



de, wenn ſich gleich nie ein Vogel darinne
erhenckte. Ein Vogel faͤnget ſich nicht al-
lezeit gleich im erſten Buͤgel, er beeret erſt
einige aus, und faͤnget ſich alsdenn, oder
flieget auch wohl geſaͤttiget davon. Woll-
te man nun die Buͤgel nicht mit Beeren ver-
ſehen, die er vorher ausfrißt, ſo wuͤrde man
ihn in der letzten nicht fangen. Denn an-
faͤnglich fuͤrchtet er ſich ungemein fuͤr den
aufgeſpannten Pferde-Haaren. Und
mancher ſetzet ſich daher anfaͤnglich gar
nicht in den Buͤgel, ſondern haͤlt ſich mit den
Fluͤgeln in freyer Luft, und frißt auf ſolche
Weiſe die Beere ab. Wenn er aber einige
Buͤgel abgefreſſen, wird er dreiſter, und
faͤnget ſich endlich. Wollte man ferner
nur wenige Buͤgel aufſtellen, ſo wuͤrden ein
paar Voͤgel, welche einen Kropf voll Beere
mit ihrem Leben gluͤcklich davon bringen,
leicht ſolche Buͤgel ausbeeren, worinne ſich
jetzo einer faͤnget, da jener andere Buͤgel
auszufreſſen gehabt. Wollte ein Allwiſ-
ſender wenigſtens die Muͤhe ſpahren, daß
er keine Haare in die Buͤgel machte, von
welchen er in den jetzigen Umſtaͤnden vorher
ſiehet, daß ſich kein Vogel darinne fangen
werde, und wollte nur Beere hinein han-

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[269/0287] de, wenn ſich gleich nie ein Vogel darinne erhenckte. Ein Vogel faͤnget ſich nicht al- lezeit gleich im erſten Buͤgel, er beeret erſt einige aus, und faͤnget ſich alsdenn, oder flieget auch wohl geſaͤttiget davon. Woll- te man nun die Buͤgel nicht mit Beeren ver- ſehen, die er vorher ausfrißt, ſo wuͤrde man ihn in der letzten nicht fangen. Denn an- faͤnglich fuͤrchtet er ſich ungemein fuͤr den aufgeſpannten Pferde-Haaren. Und mancher ſetzet ſich daher anfaͤnglich gar nicht in den Buͤgel, ſondern haͤlt ſich mit den Fluͤgeln in freyer Luft, und frißt auf ſolche Weiſe die Beere ab. Wenn er aber einige Buͤgel abgefreſſen, wird er dreiſter, und faͤnget ſich endlich. Wollte man ferner nur wenige Buͤgel aufſtellen, ſo wuͤrden ein paar Voͤgel, welche einen Kropf voll Beere mit ihrem Leben gluͤcklich davon bringen, leicht ſolche Buͤgel ausbeeren, worinne ſich jetzo einer faͤnget, da jener andere Buͤgel auszufreſſen gehabt. Wollte ein Allwiſ- ſender wenigſtens die Muͤhe ſpahren, daß er keine Haare in die Buͤgel machte, von welchen er in den jetzigen Umſtaͤnden vorher ſiehet, daß ſich kein Vogel darinne fangen werde, und wollte nur Beere hinein han- gen,

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/287>, abgerufen am 24.11.2024.