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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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leichtsinnige Ehe-Scheidung überhaupt
gewesen, daß er diejenigen für Ehebrecher
erkläret, welche nach der Scheidung sich
anderwärts verehlichen. Wenn man aber
dieses als etwas damahls höchst gemeines
annimmt, daß man bey der Scheidung sein
Absehen auf eine andere Ehegattin gehabt,
so lässet sich begreifen, wie der weise Erlö-
ser auf diese Art die leichtsinnige Ehe-
Scheidung überhaupt, oder nach dem aller-
grösten Theil derselben verwerfen können,
da er gesagt, sie würden dabey Ehebrecher.
Es meynen zwar einige, der Heiland er-
kläre hier die leichtsinnige Scheidung für
sich allein betrachtet für einem Ehebruch.
Jch muthmasse aber, daß solche entweder
die griechische Sprache nicht verstanden,
oder den Grund-Text nicht angesehen.
Wer den Text in der griechischen Sprache
lieset, der wird leicht finden, daß der Hei-
land die Männer, so sich leichtsinniger Wei-
se scheiden, wegen der anderweitigen Ver-
ehlichung nach der geschehenen Verstossung
der ersten Frau des Ehebruchs schuldig er-
kenne. Denn im Griechischen stehet ein
Wort, welches nicht eine jede ungerechte
Aufhebung der Ehe, sondern eine Verle-

tzung



leichtſinnige Ehe-Scheidung uͤberhaupt
geweſen, daß er diejenigen fuͤr Ehebrecher
erklaͤret, welche nach der Scheidung ſich
anderwaͤrts verehlichen. Wenn man aber
dieſes als etwas damahls hoͤchſt gemeines
annimmt, daß man bey der Scheidung ſein
Abſehen auf eine andere Ehegattin gehabt,
ſo laͤſſet ſich begreifen, wie der weiſe Erloͤ-
ſer auf dieſe Art die leichtſinnige Ehe-
Scheidung uͤberhaupt, oder nach dem aller-
groͤſten Theil derſelben verwerfen koͤnnen,
da er geſagt, ſie wuͤrden dabey Ehebrecher.
Es meynen zwar einige, der Heiland er-
klaͤre hier die leichtſinnige Scheidung fuͤr
ſich allein betrachtet fuͤr einem Ehebruch.
Jch muthmaſſe aber, daß ſolche entweder
die griechiſche Sprache nicht verſtanden,
oder den Grund-Text nicht angeſehen.
Wer den Text in der griechiſchen Sprache
lieſet, der wird leicht finden, daß der Hei-
land die Maͤnner, ſo ſich leichtſinniger Wei-
ſe ſcheiden, wegen der anderweitigen Ver-
ehlichung nach der geſchehenen Verſtoſſung
der erſten Frau des Ehebruchs ſchuldig er-
kenne. Denn im Griechiſchen ſtehet ein
Wort, welches nicht eine jede ungerechte
Aufhebung der Ehe, ſondern eine Verle-

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[224/0242] leichtſinnige Ehe-Scheidung uͤberhaupt geweſen, daß er diejenigen fuͤr Ehebrecher erklaͤret, welche nach der Scheidung ſich anderwaͤrts verehlichen. Wenn man aber dieſes als etwas damahls hoͤchſt gemeines annimmt, daß man bey der Scheidung ſein Abſehen auf eine andere Ehegattin gehabt, ſo laͤſſet ſich begreifen, wie der weiſe Erloͤ- ſer auf dieſe Art die leichtſinnige Ehe- Scheidung uͤberhaupt, oder nach dem aller- groͤſten Theil derſelben verwerfen koͤnnen, da er geſagt, ſie wuͤrden dabey Ehebrecher. Es meynen zwar einige, der Heiland er- klaͤre hier die leichtſinnige Scheidung fuͤr ſich allein betrachtet fuͤr einem Ehebruch. Jch muthmaſſe aber, daß ſolche entweder die griechiſche Sprache nicht verſtanden, oder den Grund-Text nicht angeſehen. Wer den Text in der griechiſchen Sprache lieſet, der wird leicht finden, daß der Hei- land die Maͤnner, ſo ſich leichtſinniger Wei- ſe ſcheiden, wegen der anderweitigen Ver- ehlichung nach der geſchehenen Verſtoſſung der erſten Frau des Ehebruchs ſchuldig er- kenne. Denn im Griechiſchen ſtehet ein Wort, welches nicht eine jede ungerechte Aufhebung der Ehe, ſondern eine Verle- tzung

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/242>, abgerufen am 21.11.2024.