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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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und eine jede Frau ihren eigenen Mann
haben soll, 1. Cor. Cap. 7. v. 2. so fragt man
billig, wie denn der weiseste und unverän-
derliche GOtt die Vielweiberey so lange
Zeit unter seinem Volcke dulden können?
Es ist diese Frage schon längst von grossen
Männern gemacht und beantwortet wor-
den. Jst es uns aber erlaubt offenhertzig
zu sagen, was wir ohne den Verdiensten
solcher Männer zu nahe zu treten, wohl
wünschen möchten, so ist es dieses, daß man
lieber gesagt, man erreiche die göttliche Ab-
sicht hiebey nicht, als daß einige solche Ur-
sachen angegeben, die auf keine Weise
wahrscheinlich, und welche ferner die Alt-
väter einer gar zu grossen Thorheit schul-
dig machen, und überhaupt so beschaffen
sind, daß man nicht einsiehet, wie selbige
dem Weisesten hätten können genung seyn
die Vielweiberey nachzusehen. Man giebt
dadurch den Verächtern der geoffenbar-
ten Religion ohne Noth Gelegenheit, gif-
tige Spöttereyen auszuspeyen. Wie wir
uns aber hiemit die Freyheit nehmen öffent-
lich zu sagen, was wir von gewissen Mei-
nungen anderer gedencken, so urtheile auch
ein jeder nach seiner Einsicht von der Mei-

nung,



und eine jede Frau ihren eigenen Mann
haben ſoll, 1. Cor. Cap. 7. v. 2. ſo fragt man
billig, wie denn der weiſeſte und unveraͤn-
derliche GOtt die Vielweiberey ſo lange
Zeit unter ſeinem Volcke dulden koͤnnen?
Es iſt dieſe Frage ſchon laͤngſt von groſſen
Maͤnnern gemacht und beantwortet wor-
den. Jſt es uns aber erlaubt offenhertzig
zu ſagen, was wir ohne den Verdienſten
ſolcher Maͤnner zu nahe zu treten, wohl
wuͤnſchen moͤchten, ſo iſt es dieſes, daß man
lieber geſagt, man erreiche die goͤttliche Ab-
ſicht hiebey nicht, als daß einige ſolche Ur-
ſachen angegeben, die auf keine Weiſe
wahrſcheinlich, und welche ferner die Alt-
vaͤter einer gar zu groſſen Thorheit ſchul-
dig machen, und uͤberhaupt ſo beſchaffen
ſind, daß man nicht einſiehet, wie ſelbige
dem Weiſeſten haͤtten koͤnnen genung ſeyn
die Vielweiberey nachzuſehen. Man giebt
dadurch den Veraͤchtern der geoffenbar-
ten Religion ohne Noth Gelegenheit, gif-
tige Spoͤttereyen auszuſpeyen. Wie wir
uns aber hiemit die Freyheit nehmen oͤffent-
lich zu ſagen, was wir von gewiſſen Mei-
nungen anderer gedencken, ſo urtheile auch
ein jeder nach ſeiner Einſicht von der Mei-

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[184/0202] und eine jede Frau ihren eigenen Mann haben ſoll, 1. Cor. Cap. 7. v. 2. ſo fragt man billig, wie denn der weiſeſte und unveraͤn- derliche GOtt die Vielweiberey ſo lange Zeit unter ſeinem Volcke dulden koͤnnen? Es iſt dieſe Frage ſchon laͤngſt von groſſen Maͤnnern gemacht und beantwortet wor- den. Jſt es uns aber erlaubt offenhertzig zu ſagen, was wir ohne den Verdienſten ſolcher Maͤnner zu nahe zu treten, wohl wuͤnſchen moͤchten, ſo iſt es dieſes, daß man lieber geſagt, man erreiche die goͤttliche Ab- ſicht hiebey nicht, als daß einige ſolche Ur- ſachen angegeben, die auf keine Weiſe wahrſcheinlich, und welche ferner die Alt- vaͤter einer gar zu groſſen Thorheit ſchul- dig machen, und uͤberhaupt ſo beſchaffen ſind, daß man nicht einſiehet, wie ſelbige dem Weiſeſten haͤtten koͤnnen genung ſeyn die Vielweiberey nachzuſehen. Man giebt dadurch den Veraͤchtern der geoffenbar- ten Religion ohne Noth Gelegenheit, gif- tige Spoͤttereyen auszuſpeyen. Wie wir uns aber hiemit die Freyheit nehmen oͤffent- lich zu ſagen, was wir von gewiſſen Mei- nungen anderer gedencken, ſo urtheile auch ein jeder nach ſeiner Einſicht von der Mei- nung,

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/202>, abgerufen am 28.11.2024.