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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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v. 6. Weil dis Volck verachtet das
Wasser zu Siloah, das stille gehet, und trö-
stet sich des Rezin und des Sohns Re-
malja: (*)

geredet; sondern daß der HErr vielmehr
die bösen Folgen dieses vor sich erwählten
Bundes anzeigen wolle, und der Sinn seiner
Rede dieser sey: Es würde zwar der König
von Assyrien kommen und ihnen anfänglich
helffen, aber, aber, wenn er mit Dama-
scus und Samaria fertig wäre, würde er
auch ihnen zur grossen Last werden.
(*) Bey der Uebersetzung dieses Verses finden
die Ausleger wieder eine grosse Schwürig-
keit bey den letzten Worten, und verfallen
darauf, es müsten zu Jerusalem verschiedene
gewesen seyn, die es heimlich mit den Sy-
rern und Jsraeliten gehalten. Allein man
findet davon keine Spuhr. Man siehet
auch, daß die Verachtung, so hier angefüh-
ret wird, dem Volck zu Jerusalem überhaupt
zur Last, geleget wird, von welchem nicht
glaublich, daß dasselbe es mit den Feinden
gehalten. Es stehet solches aber auch gar
nicht im Texte. Denn wenn derselbe nach
der gewöhnlichen Bedeutung und Verbin-
dung der Wörter übersetzet wird, so lautet
er also: Weil dis Volck verachtet das
Wasser Siloah, das stille gehet, gegen
das grosse Jubel-Geschrey des Rezins
und des Sohns Remalja.
Der Sinn ist
dieser: Weil dieses Volck die äusserlich klei-
ne Macht des Reichs Juda gering schätzet,
gegen die Macht der Syrer und Jsraeliten,
oder


v. 6. Weil dis Volck verachtet das
Waſſer zu Siloah, das ſtille gehet, und troͤ-
ſtet ſich des Rezin und des Sohns Re-
malja: (*)

geredet; ſondern daß der HErr vielmehr
die boͤſen Folgen dieſes vor ſich erwaͤhlten
Bundes anzeigen wolle, und der Sinn ſeiner
Rede dieſer ſey: Es wuͤrde zwar der Koͤnig
von Aſſyrien kommen und ihnen anfaͤnglich
helffen, aber, aber, wenn er mit Dama-
ſcus und Samaria fertig waͤre, wuͤrde er
auch ihnen zur groſſen Laſt werden.
(*) Bey der Ueberſetzung dieſes Verſes finden
die Ausleger wieder eine groſſe Schwuͤrig-
keit bey den letzten Worten, und verfallen
darauf, es muͤſten zu Jeruſalem verſchiedene
geweſen ſeyn, die es heimlich mit den Sy-
rern und Jſraeliten gehalten. Allein man
findet davon keine Spuhr. Man ſiehet
auch, daß die Verachtung, ſo hier angefuͤh-
ret wird, dem Volck zu Jeruſalem uͤberhaupt
zur Laſt, geleget wird, von welchem nicht
glaublich, daß daſſelbe es mit den Feinden
gehalten. Es ſtehet ſolches aber auch gar
nicht im Texte. Denn wenn derſelbe nach
der gewoͤhnlichen Bedeutung und Verbin-
dung der Woͤrter uͤberſetzet wird, ſo lautet
er alſo: Weil dis Volck verachtet das
Waſſer Siloah, das ſtille gehet, gegen
das groſſe Jubel-Geſchrey des Rezins
und des Sohns Remalja.
Der Sinn iſt
dieſer: Weil dieſes Volck die aͤuſſerlich klei-
ne Macht des Reichs Juda gering ſchaͤtzet,
gegen die Macht der Syrer und Jſraeliten,
oder
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[98/0116] (*) v. 6. Weil dis Volck verachtet das Waſſer zu Siloah, das ſtille gehet, und troͤ- ſtet ſich des Rezin und des Sohns Re- malja: (*) (*) geredet; ſondern daß der HErr vielmehr die boͤſen Folgen dieſes vor ſich erwaͤhlten Bundes anzeigen wolle, und der Sinn ſeiner Rede dieſer ſey: Es wuͤrde zwar der Koͤnig von Aſſyrien kommen und ihnen anfaͤnglich helffen, aber, aber, wenn er mit Dama- ſcus und Samaria fertig waͤre, wuͤrde er auch ihnen zur groſſen Laſt werden. (*) Bey der Ueberſetzung dieſes Verſes finden die Ausleger wieder eine groſſe Schwuͤrig- keit bey den letzten Worten, und verfallen darauf, es muͤſten zu Jeruſalem verſchiedene geweſen ſeyn, die es heimlich mit den Sy- rern und Jſraeliten gehalten. Allein man findet davon keine Spuhr. Man ſiehet auch, daß die Verachtung, ſo hier angefuͤh- ret wird, dem Volck zu Jeruſalem uͤberhaupt zur Laſt, geleget wird, von welchem nicht glaublich, daß daſſelbe es mit den Feinden gehalten. Es ſtehet ſolches aber auch gar nicht im Texte. Denn wenn derſelbe nach der gewoͤhnlichen Bedeutung und Verbin- dung der Woͤrter uͤberſetzet wird, ſo lautet er alſo: Weil dis Volck verachtet das Waſſer Siloah, das ſtille gehet, gegen das groſſe Jubel-Geſchrey des Rezins und des Sohns Remalja. Der Sinn iſt dieſer: Weil dieſes Volck die aͤuſſerlich klei- ne Macht des Reichs Juda gering ſchaͤtzet, gegen die Macht der Syrer und Jſraeliten, oder

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/116>, abgerufen am 30.04.2024.