Wortes. Damit wir nun diesen Spöt- tern zeigen, wie ungegründet ihre Schlüsse seyn, und wie sehr es ihnen mangele an der sich eingebildeten Einsicht in den Zu- sammenhang der Dinge, so wollen wir in dieser Betrachtung vor Augen legen die gantz besondere und weiseste Absicht, wel- che GOTT bey den verblühmten und zum Theil dunckeln Abfassungen seiner Prophe- zeihungen gehabt.
§. 2.
Die gött- liche Ab- sicht bey der gan- tzen Of- fenbah- rung.
Jch könte hier Gelegenheit nehmen von der Absicht des gantzen geoffenbahrten Wortes weitläufftig zu reden, ich halte aber solches vor unnöthig, indem dieses gleich demjenigen in die Augen fallen muß, der von dem göttlichen Ursprung der hei- ligen Schrifft überführet ist, und selbige nur hier und da gelesen hat. Es giebt Wahrheiten, welche in unsere Glückselig- keit einen grossen Einfluß haben, und doch so beschaffen sind, daß wir sie mit der blossen Vernunfft gar nicht erkennen können, wie z. E. die Lehre von den Werck der Erlö- sung und Versöhnung GOttes durch Chri- stum. Damit wir nun nicht in der Un- wissenheit einer so heilsahmen Lehre stecken bleiben, so erweiset uns GOtt die Gnade
und
Wortes. Damit wir nun dieſen Spoͤt- tern zeigen, wie ungegruͤndet ihre Schluͤſſe ſeyn, und wie ſehr es ihnen mangele an der ſich eingebildeten Einſicht in den Zu- ſammenhang der Dinge, ſo wollen wir in dieſer Betrachtung vor Augen legen die gantz beſondere und weiſeſte Abſicht, wel- che GOTT bey den verbluͤhmten und zum Theil dunckeln Abfaſſungen ſeiner Prophe- zeihungen gehabt.
§. 2.
Die goͤtt- liche Ab- ſicht bey der gan- tzen Of- fenbah- rung.
Jch koͤnte hier Gelegenheit nehmen von der Abſicht des gantzen geoffenbahrten Wortes weitlaͤufftig zu reden, ich halte aber ſolches vor unnoͤthig, indem dieſes gleich demjenigen in die Augen fallen muß, der von dem goͤttlichen Urſprung der hei- ligen Schrifft uͤberfuͤhret iſt, und ſelbige nur hier und da geleſen hat. Es giebt Wahrheiten, welche in unſere Gluͤckſelig- keit einen groſſen Einfluß haben, und doch ſo beſchaffen ſind, daß wir ſie mit der bloſſen Vernunfft gar nicht erkennen koͤnnen, wie z. E. die Lehre von den Werck der Erloͤ- ſung und Verſoͤhnung GOttes durch Chri- ſtum. Damit wir nun nicht in der Un- wiſſenheit einer ſo heilſahmen Lehre ſtecken bleiben, ſo erweiſet uns GOtt die Gnade
und
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Wortes. Damit wir nun dieſen Spoͤt-
tern zeigen, wie ungegruͤndet ihre Schluͤſſe
ſeyn, und wie ſehr es ihnen mangele an
der ſich eingebildeten Einſicht in den Zu-
ſammenhang der Dinge, ſo wollen wir
in dieſer Betrachtung vor Augen legen die
gantz beſondere und weiſeſte Abſicht, wel-
che GOTT bey den verbluͤhmten und zum
Theil dunckeln Abfaſſungen ſeiner Prophe-
zeihungen gehabt.
§. 2.
Jch koͤnte hier Gelegenheit nehmen von
der Abſicht des gantzen geoffenbahrten
Wortes weitlaͤufftig zu reden, ich halte
aber ſolches vor unnoͤthig, indem dieſes
gleich demjenigen in die Augen fallen muß,
der von dem goͤttlichen Urſprung der hei-
ligen Schrifft uͤberfuͤhret iſt, und ſelbige
nur hier und da geleſen hat. Es giebt
Wahrheiten, welche in unſere Gluͤckſelig-
keit einen groſſen Einfluß haben, und doch
ſo beſchaffen ſind, daß wir ſie mit der bloſſen
Vernunfft gar nicht erkennen koͤnnen, wie
z. E. die Lehre von den Werck der Erloͤ-
ſung und Verſoͤhnung GOttes durch Chri-
ſtum. Damit wir nun nicht in der Un-
wiſſenheit einer ſo heilſahmen Lehre ſtecken
bleiben, ſo erweiſet uns GOtt die Gnade
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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