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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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er aussprengete: er wolle uns zukünfftige
Dinge entdecken, deren Nachricht vieles
zu unserer Glückseeligkeit solte beytragen;
er thäte dieses aber mit so dunckeln und
versteckten Redens-Arten, daß man sich die
Sachen, die darunter zu verstehen wären,
nur als in einem unordentlichen und un-
terbrochenen Traume fürstellen könte.
Was solte man also wohl von den mehre-
sten Prophezeihungen der Schrifft geden-
cken, solten selbige von der unendlichen
Weißheit ihren Ursprung haben, solte man
selbige wohl GOTT zuschreiben können,
ohne seinen Vollkommenheiten zu nahe zu
treten, und ohne ihm Schuld zu geben,
daß er bey seinen Weissagungen weniger
Klugheit bewiesen, als ein vernünfftiger
Mensch würde gethan haben? Solte man
nicht vielmehr mit Recht behaupten, die
Urheber der Weissagungen in der Schrifft
seyen eher von einer träumenden, verdor-
benen und schwermenden Einbildungs-
Krafft oder von einer gewinnsüchtigen
Hoffnung andere Leute zu betrügen als
von dem Geist GOttes getrieben worden?
So urtheilet und schliesset ein sich weise
dünckender oder in Bosheit verstockter Na-
turaliste und Spötter des geoffenbahrten

Wortes.





er ausſprengete: er wolle uns zukuͤnfftige
Dinge entdecken, deren Nachricht vieles
zu unſerer Gluͤckſeeligkeit ſolte beytragen;
er thaͤte dieſes aber mit ſo dunckeln und
verſteckten Redens-Arten, daß man ſich die
Sachen, die darunter zu verſtehen waͤren,
nur als in einem unordentlichen und un-
terbrochenen Traume fuͤrſtellen koͤnte.
Was ſolte man alſo wohl von den mehre-
ſten Prophezeihungen der Schrifft geden-
cken, ſolten ſelbige von der unendlichen
Weißheit ihren Urſprung haben, ſolte man
ſelbige wohl GOTT zuſchreiben koͤnnen,
ohne ſeinen Vollkommenheiten zu nahe zu
treten, und ohne ihm Schuld zu geben,
daß er bey ſeinen Weiſſagungen weniger
Klugheit bewieſen, als ein vernuͤnfftiger
Menſch wuͤrde gethan haben? Solte man
nicht vielmehr mit Recht behaupten, die
Urheber der Weiſſagungen in der Schrifft
ſeyen eher von einer traͤumenden, verdor-
benen und ſchwermenden Einbildungs-
Krafft oder von einer gewinnſuͤchtigen
Hoffnung andere Leute zu betruͤgen als
von dem Geiſt GOttes getrieben worden?
So urtheilet und ſchlieſſet ein ſich weiſe
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turaliſte und Spoͤtter des geoffenbahrten

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[59/0095] er ausſprengete: er wolle uns zukuͤnfftige Dinge entdecken, deren Nachricht vieles zu unſerer Gluͤckſeeligkeit ſolte beytragen; er thaͤte dieſes aber mit ſo dunckeln und verſteckten Redens-Arten, daß man ſich die Sachen, die darunter zu verſtehen waͤren, nur als in einem unordentlichen und un- terbrochenen Traume fuͤrſtellen koͤnte. Was ſolte man alſo wohl von den mehre- ſten Prophezeihungen der Schrifft geden- cken, ſolten ſelbige von der unendlichen Weißheit ihren Urſprung haben, ſolte man ſelbige wohl GOTT zuſchreiben koͤnnen, ohne ſeinen Vollkommenheiten zu nahe zu treten, und ohne ihm Schuld zu geben, daß er bey ſeinen Weiſſagungen weniger Klugheit bewieſen, als ein vernuͤnfftiger Menſch wuͤrde gethan haben? Solte man nicht vielmehr mit Recht behaupten, die Urheber der Weiſſagungen in der Schrifft ſeyen eher von einer traͤumenden, verdor- benen und ſchwermenden Einbildungs- Krafft oder von einer gewinnſuͤchtigen Hoffnung andere Leute zu betruͤgen als von dem Geiſt GOttes getrieben worden? So urtheilet und ſchlieſſet ein ſich weiſe duͤnckender oder in Bosheit verſtockter Na- turaliſte und Spoͤtter des geoffenbahrten Wortes.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/95>, abgerufen am 24.11.2024.