cke den Nahmen eines Gerechten be- halten könne, sondern die Bedingun- gen, unter welchen jemand ein Freund GOttes bleibe, Glaube und Tugend seyn. Und dieses wiederspricht dem Pau- lo nicht, denn er lehret eben dieses und sagt nur, daß der Glaube die eintzige Bedingung sey, dadurch jemand ein Knecht GOttes werde.
§. 18.
Man begreiffe hieraus, warum derJn wie fern Chri- stus die Wercke als eine Bedin- gung der Seelig- keit an- führet? Heiland bey der Einweisung der Gerech- ten in das Reich seines Vaters bloß die Wercke zum Beweiß ihrer Gerechtigkeit anführen will. (siehe Matth. Cap. 25. v. 34. 35. 36.) Seine Anrede ist auf den grösten Hauffen gerichtet. Es ist ausgemacht, daß sehr selten jemand auf dem letzten Kranckenbette zu einem sol- chen Glauben gelanget, welcher sein gan- tzes Hertze ändert, und daß also sehr we- nige auf diese Weise in den Himmel kom- men, daß sie sich in ihren letzten Stun- den erst recht bekehren und darauf von dem Tode übereilet werden, ehe sie ih- ren Glauben durch gute Wercke bewei- sen können. (Anhang zur Betrach. VIII. §. 19.) Weil also der gröste Hauffe derer, welche zu jener Seeligkeit
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cke den Nahmen eines Gerechten be- halten koͤnne, ſondern die Bedingun- gen, unter welchen jemand ein Freund GOttes bleibe, Glaube und Tugend ſeyn. Und dieſes wiederſpricht dem Pau- lo nicht, denn er lehret eben dieſes und ſagt nur, daß der Glaube die eintzige Bedingung ſey, dadurch jemand ein Knecht GOttes werde.
§. 18.
Man begreiffe hieraus, warum derJn wie fern Chri- ſtus die Wercke als eine Bedin- gung der Seelig- keit an- fuͤhret? Heiland bey der Einweiſung der Gerech- ten in das Reich ſeines Vaters bloß die Wercke zum Beweiß ihrer Gerechtigkeit anfuͤhren will. (ſiehe Matth. Cap. 25. v. 34. 35. 36.) Seine Anrede iſt auf den groͤſten Hauffen gerichtet. Es iſt ausgemacht, daß ſehr ſelten jemand auf dem letzten Kranckenbette zu einem ſol- chen Glauben gelanget, welcher ſein gan- tzes Hertze aͤndert, und daß alſo ſehr we- nige auf dieſe Weiſe in den Himmel kom- men, daß ſie ſich in ihren letzten Stun- den erſt recht bekehren und darauf von dem Tode uͤbereilet werden, ehe ſie ih- ren Glauben durch gute Wercke bewei- ſen koͤnnen. (Anhang zur Betrach. VIII. §. 19.) Weil alſo der groͤſte Hauffe derer, welche zu jener Seeligkeit
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[519[515]/0551]
cke den Nahmen eines Gerechten be-
halten koͤnne, ſondern die Bedingun-
gen, unter welchen jemand ein Freund
GOttes bleibe, Glaube und Tugend
ſeyn. Und dieſes wiederſpricht dem Pau-
lo nicht, denn er lehret eben dieſes und
ſagt nur, daß der Glaube die eintzige
Bedingung ſey, dadurch jemand ein
Knecht GOttes werde.
§. 18.
Man begreiffe hieraus, warum der
Heiland bey der Einweiſung der Gerech-
ten in das Reich ſeines Vaters bloß die
Wercke zum Beweiß ihrer Gerechtigkeit
anfuͤhren will. (ſiehe Matth. Cap. 25. v.
34. 35. 36.) Seine Anrede iſt auf
den groͤſten Hauffen gerichtet. Es iſt
ausgemacht, daß ſehr ſelten jemand auf
dem letzten Kranckenbette zu einem ſol-
chen Glauben gelanget, welcher ſein gan-
tzes Hertze aͤndert, und daß alſo ſehr we-
nige auf dieſe Weiſe in den Himmel kom-
men, daß ſie ſich in ihren letzten Stun-
den erſt recht bekehren und darauf von
dem Tode uͤbereilet werden, ehe ſie ih-
ren Glauben durch gute Wercke bewei-
ſen koͤnnen. (Anhang zur Betrach.
VIII. §. 19.) Weil alſo der groͤſte
Hauffe derer, welche zu jener Seeligkeit
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als eine
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 519[515]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/551>, abgerufen am 25.11.2024.
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