he mit der oben bewiesenen Lehre vergli- chen. Wir haben oben besonders aus dem Paulo erhärtet, daß ein Glaube, welcher, wenn er Zeit und Gelegenheit bekommt, in gute Wercke ausbricht, allein die Bedingung sey, unter welcher wir in das Reich der Gnaden kommen und uns der Himmel geöffnet wird. Da nun Jacobus mit solchen zu thun hat, welche Zeit und Gelegenheit hatten ihren Glauben durch gute Wercke sehen zu lassen, und solches nicht thaten, so kan er ohne den übrigen Lehrern N. T. zu widersprechen behaupten, daß der Glau- be ohne Wercke, wenn ihm nemlich Zeit und Gelegenheit dazu gegeben worden, nicht seelig mache. Denn diese beyden Sätze wiedersprechen einander nicht: Ein lebendiger Glaube macht see- lig und ein todter Glaube macht nicht seelig und bringet Niemand in das Reich GOttes. Mehr Schwü- rigkeit macht die Erklärung der zweyten Redensart, welche wir Cap. 2. v. 24. lesen. So sehet ihr nun, schreibt da- selbst der Apostel, daß der Mensch durch die Wercke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein. Wir sind ein Freund von allen unge- zwungenen und gantz natürlichen Erklä- rungen, und scheinet uns daher folgende
dem
he mit der oben bewieſenen Lehre vergli- chen. Wir haben oben beſonders aus dem Paulo erhaͤrtet, daß ein Glaube, welcher, wenn er Zeit und Gelegenheit bekommt, in gute Wercke ausbricht, allein die Bedingung ſey, unter welcher wir in das Reich der Gnaden kommen und uns der Himmel geoͤffnet wird. Da nun Jacobus mit ſolchen zu thun hat, welche Zeit und Gelegenheit hatten ihren Glauben durch gute Wercke ſehen zu laſſen, und ſolches nicht thaten, ſo kan er ohne den uͤbrigen Lehrern N. T. zu widerſprechen behaupten, daß der Glau- be ohne Wercke, wenn ihm nemlich Zeit und Gelegenheit dazu gegeben worden, nicht ſeelig mache. Denn dieſe beyden Saͤtze wiederſprechen einander nicht: Ein lebendiger Glaube macht ſee- lig und ein todter Glaube macht nicht ſeelig und bringet Niemand in das Reich GOttes. Mehr Schwuͤ- rigkeit macht die Erklaͤrung der zweyten Redensart, welche wir Cap. 2. v. 24. leſen. So ſehet ihr nun, ſchreibt da- ſelbſt der Apoſtel, daß der Menſch durch die Wercke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein. Wir ſind ein Freund von allen unge- zwungenen und gantz natuͤrlichen Erklaͤ- rungen, und ſcheinet uns daher folgende
dem
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[516[512]/0548]
he mit der oben bewieſenen Lehre vergli-
chen. Wir haben oben beſonders aus
dem Paulo erhaͤrtet, daß ein Glaube,
welcher, wenn er Zeit und Gelegenheit
bekommt, in gute Wercke ausbricht,
allein die Bedingung ſey, unter welcher
wir in das Reich der Gnaden kommen
und uns der Himmel geoͤffnet wird. Da
nun Jacobus mit ſolchen zu thun hat,
welche Zeit und Gelegenheit hatten ihren
Glauben durch gute Wercke ſehen zu
laſſen, und ſolches nicht thaten, ſo kan
er ohne den uͤbrigen Lehrern N. T. zu
widerſprechen behaupten, daß der Glau-
be ohne Wercke, wenn ihm nemlich Zeit
und Gelegenheit dazu gegeben worden,
nicht ſeelig mache. Denn dieſe beyden
Saͤtze wiederſprechen einander nicht:
Ein lebendiger Glaube macht ſee-
lig und ein todter Glaube macht
nicht ſeelig und bringet Niemand
in das Reich GOttes. Mehr Schwuͤ-
rigkeit macht die Erklaͤrung der zweyten
Redensart, welche wir Cap. 2. v. 24.
leſen. So ſehet ihr nun, ſchreibt da-
ſelbſt der Apoſtel, daß der Menſch
durch die Wercke gerecht wird,
nicht durch den Glauben allein.
Wir ſind ein Freund von allen unge-
zwungenen und gantz natuͤrlichen Erklaͤ-
rungen, und ſcheinet uns daher folgende
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 516[512]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/548>, abgerufen am 25.11.2024.
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