Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





Bedingung, unter welcher wir Kinder
GOttes werden, Glaube und Tugend
aber sind die Bedingungen, ohne wel-
che wir keine Knechte GOttes bleiben
können.

§. 17.

Dieses letztere ist es allein, was Ja-Jacobi
Lehre von
der Recht-
fertigung
und seine
Ueberein-
stimmung
mit Pau-
lo.

cobus lehren will, und widerspricht da-
her selbiger dem Paulo nicht im gering-
sten. Jacobus schreibt wider Leute, wel-
che GOtt und JEsum mit dem Munde
bekanten, an ihrem Nebenmenschen aber
Unbarmhertzigkeit ausübeten. Jacob.
Cap. 2. v. 6. 9. 13. Bey dieser Gele-
genheit bedient er sich besonders zwo Re-
densarten, welche einem Mißverstande
unterworffen sind. Die erste lautet Cap.
2. v. 14. also: Was hilffts, lieben
Brüder, so jemand spricht, er ha-
be den Glauben und hat doch die
Wercke nicht? kan auch der Glau-
be seelig machen?
Er verneinet darin-
ne, daß der Glaube allein könne seelig
und folglich jemand zum Kinde GOttes
machen, indem die Kinder GOttes noth-
wendig seelig werden. Und dieses schei-
net der Lehre JEsu und der übrigen Apo-
stel entgegen zu seyn. Allein dieser Ort
wird von den Auslegern mit leichter Mü-

he
K k 2





Bedingung, unter welcher wir Kinder
GOttes werden, Glaube und Tugend
aber ſind die Bedingungen, ohne wel-
che wir keine Knechte GOttes bleiben
koͤnnen.

§. 17.

Dieſes letztere iſt es allein, was Ja-Jacobi
Lehre von
der Recht-
fertigung
und ſeine
Ueberein-
ſtimmung
mit Pau-
lo.

cobus lehren will, und widerſpricht da-
her ſelbiger dem Paulo nicht im gering-
ſten. Jacobus ſchreibt wider Leute, wel-
che GOtt und JEſum mit dem Munde
bekanten, an ihrem Nebenmenſchen aber
Unbarmhertzigkeit ausuͤbeten. Jacob.
Cap. 2. v. 6. 9. 13. Bey dieſer Gele-
genheit bedient er ſich beſonders zwo Re-
densarten, welche einem Mißverſtande
unterworffen ſind. Die erſte lautet Cap.
2. v. 14. alſo: Was hilffts, lieben
Bruͤder, ſo jemand ſpricht, er ha-
be den Glauben und hat doch die
Wercke nicht? kan auch der Glau-
be ſeelig machen?
Er verneinet darin-
ne, daß der Glaube allein koͤnne ſeelig
und folglich jemand zum Kinde GOttes
machen, indem die Kinder GOttes noth-
wendig ſeelig werden. Und dieſes ſchei-
net der Lehre JEſu und der uͤbrigen Apo-
ſtel entgegen zu ſeyn. Allein dieſer Ort
wird von den Auslegern mit leichter Muͤ-

he
K k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0547" n="515[511]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Bedingung, unter welcher wir Kinder<lb/>
GOttes werden, Glaube und Tugend<lb/>
aber &#x017F;ind die Bedingungen, ohne wel-<lb/>
che wir keine Knechte GOttes bleiben<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 17.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es letztere i&#x017F;t es allein, was Ja-<note place="right">Jacobi<lb/>
Lehre von<lb/>
der Recht-<lb/>
fertigung<lb/>
und &#x017F;eine<lb/>
Ueberein-<lb/>
&#x017F;timmung<lb/>
mit Pau-<lb/>
lo.</note><lb/>
cobus lehren will, und wider&#x017F;pricht da-<lb/>
her &#x017F;elbiger dem Paulo nicht im gering-<lb/>
&#x017F;ten. Jacobus &#x017F;chreibt wider Leute, wel-<lb/>
che GOtt und JE&#x017F;um mit dem Munde<lb/>
bekanten, an ihrem Nebenmen&#x017F;chen aber<lb/>
Unbarmhertzigkeit ausu&#x0364;beten. Jacob.<lb/>
Cap. 2. v. 6. 9. 13. Bey die&#x017F;er Gele-<lb/>
genheit bedient er &#x017F;ich be&#x017F;onders zwo Re-<lb/>
densarten, welche einem Mißver&#x017F;tande<lb/>
unterworffen &#x017F;ind. Die er&#x017F;te lautet Cap.<lb/>
2. v. 14. al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Was hilffts, lieben<lb/>
Bru&#x0364;der, &#x017F;o jemand &#x017F;pricht, er ha-<lb/>
be den Glauben und hat doch die<lb/>
Wercke nicht? kan auch der Glau-<lb/>
be &#x017F;eelig machen?</hi> Er verneinet darin-<lb/>
ne, daß der Glaube allein ko&#x0364;nne &#x017F;eelig<lb/>
und folglich jemand zum Kinde GOttes<lb/>
machen, indem die Kinder GOttes noth-<lb/>
wendig &#x017F;eelig werden. Und die&#x017F;es &#x017F;chei-<lb/>
net der Lehre JE&#x017F;u und der u&#x0364;brigen Apo-<lb/>
&#x017F;tel entgegen zu &#x017F;eyn. Allein die&#x017F;er Ort<lb/>
wird von den Auslegern mit leichter Mu&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">he</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[515[511]/0547] Bedingung, unter welcher wir Kinder GOttes werden, Glaube und Tugend aber ſind die Bedingungen, ohne wel- che wir keine Knechte GOttes bleiben koͤnnen. §. 17. Dieſes letztere iſt es allein, was Ja- cobus lehren will, und widerſpricht da- her ſelbiger dem Paulo nicht im gering- ſten. Jacobus ſchreibt wider Leute, wel- che GOtt und JEſum mit dem Munde bekanten, an ihrem Nebenmenſchen aber Unbarmhertzigkeit ausuͤbeten. Jacob. Cap. 2. v. 6. 9. 13. Bey dieſer Gele- genheit bedient er ſich beſonders zwo Re- densarten, welche einem Mißverſtande unterworffen ſind. Die erſte lautet Cap. 2. v. 14. alſo: Was hilffts, lieben Bruͤder, ſo jemand ſpricht, er ha- be den Glauben und hat doch die Wercke nicht? kan auch der Glau- be ſeelig machen? Er verneinet darin- ne, daß der Glaube allein koͤnne ſeelig und folglich jemand zum Kinde GOttes machen, indem die Kinder GOttes noth- wendig ſeelig werden. Und dieſes ſchei- net der Lehre JEſu und der uͤbrigen Apo- ſtel entgegen zu ſeyn. Allein dieſer Ort wird von den Auslegern mit leichter Muͤ- he Jacobi Lehre von der Recht- fertigung und ſeine Ueberein- ſtimmung mit Pau- lo. K k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/547
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 515[511]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/547>, abgerufen am 04.06.2024.