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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Glauben an den lebendigen GOtt zu
leiten, weil er selbigen schon als ein Hei-
de bekante, sondern es konte ihm gleich
das Evangelium von Christo verkündi-
get werden. Apost. Gesch. Cap. 10.
Den abergläubischen Atheniensern aber
muste erst der ihnen unbekante GOtt der
Schöpfer Himmels und der Erden ge-
prediget werden. Apost. Gesch. Cap.
17. v. 23. u. f. Und hieraus ist klar,
wie verschiedenen Menschen verschiedene
Wahrheiten zu glauben können ange-
priesen und sie dadurch dennoch zu einer-
lei Glauben geführet werden. Der
Glaube ist als ein Gantzes anzusehen,
der so viel Theile hat, als er Wahr-
heiten fasset. Dem einen kan dieser,
dem andern aber ein ander Theil des
Glaubens fehlen und er selbigen anzuneh-
men vermahnet werden. Setzt ein jeder
denjenigen Theil hinzu, der ihm mangelt,
so haben sie insgesamt einerlei Glauben,
was die Summe aller Wahrheiten be-
trifft, die anzunehmen nöthig sind. Es
kommt dieses hinzu, daß die Haupt-
wahrheiten der Christlichen Religion so
mit einander verknupfft sind, daß, wer
die eine zugiebt, die andern zugleich an-
nehmen muß. Wer glaubt, daß JE-
sus GOttes Sohn, und der Meßias sey,
der die Menschen erlösen sollen, der muß

einen





Glauben an den lebendigen GOtt zu
leiten, weil er ſelbigen ſchon als ein Hei-
de bekante, ſondern es konte ihm gleich
das Evangelium von Chriſto verkuͤndi-
get werden. Apoſt. Geſch. Cap. 10.
Den aberglaͤubiſchen Athenienſern aber
muſte erſt der ihnen unbekante GOtt der
Schoͤpfer Himmels und der Erden ge-
prediget werden. Apoſt. Geſch. Cap.
17. v. 23. u. f. Und hieraus iſt klar,
wie verſchiedenen Menſchen verſchiedene
Wahrheiten zu glauben koͤnnen ange-
prieſen und ſie dadurch dennoch zu einer-
lei Glauben gefuͤhret werden. Der
Glaube iſt als ein Gantzes anzuſehen,
der ſo viel Theile hat, als er Wahr-
heiten faſſet. Dem einen kan dieſer,
dem andern aber ein ander Theil des
Glaubens fehlen und er ſelbigen anzuneh-
men vermahnet werden. Setzt ein jeder
denjenigen Theil hinzu, der ihm mangelt,
ſo haben ſie insgeſamt einerlei Glauben,
was die Summe aller Wahrheiten be-
trifft, die anzunehmen noͤthig ſind. Es
kommt dieſes hinzu, daß die Haupt-
wahrheiten der Chriſtlichen Religion ſo
mit einander verknupfft ſind, daß, wer
die eine zugiebt, die andern zugleich an-
nehmen muß. Wer glaubt, daß JE-
ſus GOttes Sohn, und der Meßias ſey,
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[494[490]/0526] Glauben an den lebendigen GOtt zu leiten, weil er ſelbigen ſchon als ein Hei- de bekante, ſondern es konte ihm gleich das Evangelium von Chriſto verkuͤndi- get werden. Apoſt. Geſch. Cap. 10. Den aberglaͤubiſchen Athenienſern aber muſte erſt der ihnen unbekante GOtt der Schoͤpfer Himmels und der Erden ge- prediget werden. Apoſt. Geſch. Cap. 17. v. 23. u. f. Und hieraus iſt klar, wie verſchiedenen Menſchen verſchiedene Wahrheiten zu glauben koͤnnen ange- prieſen und ſie dadurch dennoch zu einer- lei Glauben gefuͤhret werden. Der Glaube iſt als ein Gantzes anzuſehen, der ſo viel Theile hat, als er Wahr- heiten faſſet. Dem einen kan dieſer, dem andern aber ein ander Theil des Glaubens fehlen und er ſelbigen anzuneh- men vermahnet werden. Setzt ein jeder denjenigen Theil hinzu, der ihm mangelt, ſo haben ſie insgeſamt einerlei Glauben, was die Summe aller Wahrheiten be- trifft, die anzunehmen noͤthig ſind. Es kommt dieſes hinzu, daß die Haupt- wahrheiten der Chriſtlichen Religion ſo mit einander verknupfft ſind, daß, wer die eine zugiebt, die andern zugleich an- nehmen muß. Wer glaubt, daß JE- ſus GOttes Sohn, und der Meßias ſey, der die Menſchen erloͤſen ſollen, der muß einen

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 494[490]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/526>, abgerufen am 27.11.2024.