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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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nen, wenn sie nicht wahre Busse thun;Busse zu
halten?

daß sie in den Himmel nicht kommen
können, wenn sie nicht den schmalen
Weg des Glaubens und der Tugend be-
treten: sie meinen aber, die letzteren
Stunden des Lebens schicken sich dazu
am füglichsten und seyn dazu hinlänglich.
Jch setze dieser Meinung folgendes ent-
gegen. Es ist entweder leicht oder es ist
schwehr sich zu bekehren und auf den
Weg der Gottseeligkeit seinen Fuß zu se-
tzen. Jst es leicht die unordentlichen Be-
gierden zu zähmen, ist es leicht der Welt
und den angebohrnen Neigungen abzu-
sagen und JEsu im Glauben zu huldi-
gen, ist es leicht den Hochmuth in De-
muth, den Zorn in ein gelassenes We-
sen, den Geitz in eine vernünftige Frei-
gebigkeit, die Rachbegierde in Sanft-
muth, die Völlerei in Mäßigkeit, die
Unzucht in Keuschheit zu verwandeln,
können wir dieses in einem Augenblicke,
ohne grosse Ueberlegung, ohne einen
harten Kampf bewerckstelligen, warum
wollen wir denn nicht lieber den ersten
Augenblick zu unserer Bekehrung erweh-
len? warum wollen wir unserm Schöpf-
fer so lange widerstreben? warum wol-
len wir ihm nicht gleich die Liebe erzei-
gen, und seinem Willen uns unterwerf-
fen? warum wollen wir erst so lange

uns





nen, wenn ſie nicht wahre Buſſe thun;Buſſe zu
halten?

daß ſie in den Himmel nicht kommen
koͤnnen, wenn ſie nicht den ſchmalen
Weg des Glaubens und der Tugend be-
treten: ſie meinen aber, die letzteren
Stunden des Lebens ſchicken ſich dazu
am fuͤglichſten und ſeyn dazu hinlaͤnglich.
Jch ſetze dieſer Meinung folgendes ent-
gegen. Es iſt entweder leicht oder es iſt
ſchwehr ſich zu bekehren und auf den
Weg der Gottſeeligkeit ſeinen Fuß zu ſe-
tzen. Jſt es leicht die unordentlichen Be-
gierden zu zaͤhmen, iſt es leicht der Welt
und den angebohrnen Neigungen abzu-
ſagen und JEſu im Glauben zu huldi-
gen, iſt es leicht den Hochmuth in De-
muth, den Zorn in ein gelaſſenes We-
ſen, den Geitz in eine vernuͤnftige Frei-
gebigkeit, die Rachbegierde in Sanft-
muth, die Voͤllerei in Maͤßigkeit, die
Unzucht in Keuſchheit zu verwandeln,
koͤnnen wir dieſes in einem Augenblicke,
ohne groſſe Ueberlegung, ohne einen
harten Kampf bewerckſtelligen, warum
wollen wir denn nicht lieber den erſten
Augenblick zu unſerer Bekehrung erweh-
len? warum wollen wir unſerm Schoͤpf-
fer ſo lange widerſtreben? warum wol-
len wir ihm nicht gleich die Liebe erzei-
gen, und ſeinem Willen uns unterwerf-
fen? warum wollen wir erſt ſo lange

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[475[471]/0507] nen, wenn ſie nicht wahre Buſſe thun; daß ſie in den Himmel nicht kommen koͤnnen, wenn ſie nicht den ſchmalen Weg des Glaubens und der Tugend be- treten: ſie meinen aber, die letzteren Stunden des Lebens ſchicken ſich dazu am fuͤglichſten und ſeyn dazu hinlaͤnglich. Jch ſetze dieſer Meinung folgendes ent- gegen. Es iſt entweder leicht oder es iſt ſchwehr ſich zu bekehren und auf den Weg der Gottſeeligkeit ſeinen Fuß zu ſe- tzen. Jſt es leicht die unordentlichen Be- gierden zu zaͤhmen, iſt es leicht der Welt und den angebohrnen Neigungen abzu- ſagen und JEſu im Glauben zu huldi- gen, iſt es leicht den Hochmuth in De- muth, den Zorn in ein gelaſſenes We- ſen, den Geitz in eine vernuͤnftige Frei- gebigkeit, die Rachbegierde in Sanft- muth, die Voͤllerei in Maͤßigkeit, die Unzucht in Keuſchheit zu verwandeln, koͤnnen wir dieſes in einem Augenblicke, ohne groſſe Ueberlegung, ohne einen harten Kampf bewerckſtelligen, warum wollen wir denn nicht lieber den erſten Augenblick zu unſerer Bekehrung erweh- len? warum wollen wir unſerm Schoͤpf- fer ſo lange widerſtreben? warum wol- len wir ihm nicht gleich die Liebe erzei- gen, und ſeinem Willen uns unterwerf- fen? warum wollen wir erſt ſo lange uns Buſſe zu halten?

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 475[471]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/507>, abgerufen am 29.11.2024.