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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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nach, lasse ihnen Gnade anbiethen und
sie ermahnen, ihrem Eide Folge zu lei-
sten, er sende ihnen gar Geld zu, damit
sie bequehm zurück reisen können: (*)
gewiß jedermann wird zugeben, daß hier-

durch
(*) Wir setzen hier ein Exempel, dergleichen
man in der Welt antrifft, will man noch
einige mögliche Umstände hinzu dichten,
so wird selbiges noch mehr Aehnlichkeit
mit der Begnadigung GOttes bey einer
Gnugthuung, die er selbst gestiftet, ha-
ben. Man nehme an, diese Soldaten
hätten die Regimentscasse bestohlen,
und hätten dieses Geld an fremden Or-
ten liederlich durchgebracht. Der Herr
aber hätte dennoch beschlossen sie zu be-
gnadigen, und für sie die Regiments-
casse aus seinen eigenen Mitteln zu be-
sriedigen. Er liesse ihnen daher diese
Gnade verkündigen und zurück berufen.
Werden diese Umstände zu dem obigen
Exempel hinzu gedichtet, so stellet selbi-
ges einiger massen die Begnadigung des
Sünders vor GOtt bey der Gnugthu-
ung JEsu für. Wir sind untreue Knech-
te, wir haben viele Unordnung in die
Welt gebracht und dadurch einen gros-
sen Theil derselben seiner Schönheit be-
raubet, (siehe Betracht. VIII. §. 8-12.)
diese aber hat GOtt selbst durch die
Gnugthuung JEsu ersetzet, und uns auf
die weiseste und gütigste Arth begnadi-
get, wenn wir nur seine Gnade anneh-
men,





nach, laſſe ihnen Gnade anbiethen und
ſie ermahnen, ihrem Eide Folge zu lei-
ſten, er ſende ihnen gar Geld zu, damit
ſie bequehm zuruͤck reiſen koͤnnen: (*)
gewiß jedermann wird zugeben, daß hier-

durch
(*) Wir ſetzen hier ein Exempel, dergleichen
man in der Welt antrifft, will man noch
einige moͤgliche Umſtaͤnde hinzu dichten,
ſo wird ſelbiges noch mehr Aehnlichkeit
mit der Begnadigung GOttes bey einer
Gnugthuung, die er ſelbſt geſtiftet, ha-
ben. Man nehme an, dieſe Soldaten
haͤtten die Regimentscaſſe beſtohlen,
und haͤtten dieſes Geld an fremden Or-
ten liederlich durchgebracht. Der Herr
aber haͤtte dennoch beſchloſſen ſie zu be-
gnadigen, und fuͤr ſie die Regiments-
caſſe aus ſeinen eigenen Mitteln zu be-
ſriedigen. Er lieſſe ihnen daher dieſe
Gnade verkuͤndigen und zuruͤck berufen.
Werden dieſe Umſtaͤnde zu dem obigen
Exempel hinzu gedichtet, ſo ſtellet ſelbi-
ges einiger maſſen die Begnadigung des
Suͤnders vor GOtt bey der Gnugthu-
ung JEſu fuͤr. Wir ſind untreue Knech-
te, wir haben viele Unordnung in die
Welt gebracht und dadurch einen groſ-
ſen Theil derſelben ſeiner Schoͤnheit be-
raubet, (ſiehe Betracht. VIII. §. 8-12.)
dieſe aber hat GOtt ſelbſt durch die
Gnugthuung JEſu erſetzet, und uns auf
die weiſeſte und guͤtigſte Arth begnadi-
get, wenn wir nur ſeine Gnade anneh-
men,
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[442[438]/0474] nach, laſſe ihnen Gnade anbiethen und ſie ermahnen, ihrem Eide Folge zu lei- ſten, er ſende ihnen gar Geld zu, damit ſie bequehm zuruͤck reiſen koͤnnen: (*) gewiß jedermann wird zugeben, daß hier- durch (*) Wir ſetzen hier ein Exempel, dergleichen man in der Welt antrifft, will man noch einige moͤgliche Umſtaͤnde hinzu dichten, ſo wird ſelbiges noch mehr Aehnlichkeit mit der Begnadigung GOttes bey einer Gnugthuung, die er ſelbſt geſtiftet, ha- ben. Man nehme an, dieſe Soldaten haͤtten die Regimentscaſſe beſtohlen, und haͤtten dieſes Geld an fremden Or- ten liederlich durchgebracht. Der Herr aber haͤtte dennoch beſchloſſen ſie zu be- gnadigen, und fuͤr ſie die Regiments- caſſe aus ſeinen eigenen Mitteln zu be- ſriedigen. Er lieſſe ihnen daher dieſe Gnade verkuͤndigen und zuruͤck berufen. Werden dieſe Umſtaͤnde zu dem obigen Exempel hinzu gedichtet, ſo ſtellet ſelbi- ges einiger maſſen die Begnadigung des Suͤnders vor GOtt bey der Gnugthu- ung JEſu fuͤr. Wir ſind untreue Knech- te, wir haben viele Unordnung in die Welt gebracht und dadurch einen groſ- ſen Theil derſelben ſeiner Schoͤnheit be- raubet, (ſiehe Betracht. VIII. §. 8-12.) dieſe aber hat GOtt ſelbſt durch die Gnugthuung JEſu erſetzet, und uns auf die weiſeſte und guͤtigſte Arth begnadi- get, wenn wir nur ſeine Gnade anneh- men,

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 442[438]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/474>, abgerufen am 26.11.2024.