Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





men der Vollkommenheiten. Hinge-
gen Unwissenheit, Laster, schlechte Sit-
ten streiten z. E. mit der natürlichen Be-
gierde des Menschen zur Glückseeligkeit
und sind daher Unvollkommenheiten.
Vollkommen nennet man also dasjeni-
ge, in welchem verschiedene Dinge wo
mit einander übereinstimmen. Je mehr
dieser Dinge sind und je genauer ihre
Uebereinstimmung, je vollkommener ist
die Sache.

§. 7.
Was
Schön-
heit?

Die Schönheit ist eine Vollkommen-
heit, die sich in der Zusammensetzung
verschiedener Dinge zeiget. Denn die-
jenigen Dinge nennet man schön, in de-
ren Zusammensetzung man besondere
Vollkommenheiten wahrnimmt. Z. E.
Sind die Glieder eines Menschen nach
einer geschickten Verhältniß zusammen
gesetzt, sind die Farben der Haut auf
eine gute Art mit einander vermischt, so
giebt man einer solchen Person das Lob
der Schönheit. Sind die Theile eines
Hauses wol neben einander gestellet,
trift man eine gute Zusammensetzung
vieler Dinge in demselben an, so nennt
man es schön. Führet jemand einen
Beweiß, und verknüpft die Gedancken
auf eine besondere Art mit einander, so

eignet





men der Vollkommenheiten. Hinge-
gen Unwiſſenheit, Laſter, ſchlechte Sit-
ten ſtreiten z. E. mit der natuͤrlichen Be-
gierde des Menſchen zur Gluͤckſeeligkeit
und ſind daher Unvollkommenheiten.
Vollkommen nennet man alſo dasjeni-
ge, in welchem verſchiedene Dinge wo
mit einander uͤbereinſtimmen. Je mehr
dieſer Dinge ſind und je genauer ihre
Uebereinſtimmung, je vollkommener iſt
die Sache.

§. 7.
Was
Schoͤn-
heit?

Die Schoͤnheit iſt eine Vollkommen-
heit, die ſich in der Zuſammenſetzung
verſchiedener Dinge zeiget. Denn die-
jenigen Dinge nennet man ſchoͤn, in de-
ren Zuſammenſetzung man beſondere
Vollkommenheiten wahrnimmt. Z. E.
Sind die Glieder eines Menſchen nach
einer geſchickten Verhaͤltniß zuſammen
geſetzt, ſind die Farben der Haut auf
eine gute Art mit einander vermiſcht, ſo
giebt man einer ſolchen Perſon das Lob
der Schoͤnheit. Sind die Theile eines
Hauſes wol neben einander geſtellet,
trift man eine gute Zuſammenſetzung
vieler Dinge in demſelben an, ſo nennt
man es ſchoͤn. Fuͤhret jemand einen
Beweiß, und verknuͤpft die Gedancken
auf eine beſondere Art mit einander, ſo

eignet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0370" n="338[334]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
men der Vollkommenheiten. Hinge-<lb/>
gen Unwi&#x017F;&#x017F;enheit, La&#x017F;ter, &#x017F;chlechte Sit-<lb/>
ten &#x017F;treiten z. E. mit der natu&#x0364;rlichen Be-<lb/>
gierde des Men&#x017F;chen zur Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit<lb/>
und &#x017F;ind daher Unvollkommenheiten.<lb/>
Vollkommen nennet man al&#x017F;o dasjeni-<lb/>
ge, in welchem ver&#x017F;chiedene Dinge wo<lb/>
mit einander u&#x0364;berein&#x017F;timmen. Je mehr<lb/>
die&#x017F;er Dinge &#x017F;ind und je genauer ihre<lb/>
Ueberein&#x017F;timmung, je vollkommener i&#x017F;t<lb/>
die Sache.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head><lb/>
            <note place="left">Was<lb/>
Scho&#x0364;n-<lb/>
heit?</note>
            <p>Die Scho&#x0364;nheit i&#x017F;t eine Vollkommen-<lb/>
heit, die &#x017F;ich in der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung<lb/>
ver&#x017F;chiedener Dinge zeiget. Denn die-<lb/>
jenigen Dinge nennet man &#x017F;cho&#x0364;n, in de-<lb/>
ren Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung man be&#x017F;ondere<lb/>
Vollkommenheiten wahrnimmt. Z. E.<lb/>
Sind die Glieder eines Men&#x017F;chen nach<lb/>
einer ge&#x017F;chickten Verha&#x0364;ltniß zu&#x017F;ammen<lb/>
ge&#x017F;etzt, &#x017F;ind die Farben der Haut auf<lb/>
eine gute Art mit einander vermi&#x017F;cht, &#x017F;o<lb/>
giebt man einer &#x017F;olchen Per&#x017F;on das Lob<lb/>
der Scho&#x0364;nheit. Sind die Theile eines<lb/>
Hau&#x017F;es wol neben einander ge&#x017F;tellet,<lb/>
trift man eine gute Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung<lb/>
vieler Dinge in dem&#x017F;elben an, &#x017F;o nennt<lb/>
man es &#x017F;cho&#x0364;n. Fu&#x0364;hret jemand einen<lb/>
Beweiß, und verknu&#x0364;pft die Gedancken<lb/>
auf eine be&#x017F;ondere Art mit einander, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eignet</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338[334]/0370] men der Vollkommenheiten. Hinge- gen Unwiſſenheit, Laſter, ſchlechte Sit- ten ſtreiten z. E. mit der natuͤrlichen Be- gierde des Menſchen zur Gluͤckſeeligkeit und ſind daher Unvollkommenheiten. Vollkommen nennet man alſo dasjeni- ge, in welchem verſchiedene Dinge wo mit einander uͤbereinſtimmen. Je mehr dieſer Dinge ſind und je genauer ihre Uebereinſtimmung, je vollkommener iſt die Sache. §. 7. Die Schoͤnheit iſt eine Vollkommen- heit, die ſich in der Zuſammenſetzung verſchiedener Dinge zeiget. Denn die- jenigen Dinge nennet man ſchoͤn, in de- ren Zuſammenſetzung man beſondere Vollkommenheiten wahrnimmt. Z. E. Sind die Glieder eines Menſchen nach einer geſchickten Verhaͤltniß zuſammen geſetzt, ſind die Farben der Haut auf eine gute Art mit einander vermiſcht, ſo giebt man einer ſolchen Perſon das Lob der Schoͤnheit. Sind die Theile eines Hauſes wol neben einander geſtellet, trift man eine gute Zuſammenſetzung vieler Dinge in demſelben an, ſo nennt man es ſchoͤn. Fuͤhret jemand einen Beweiß, und verknuͤpft die Gedancken auf eine beſondere Art mit einander, ſo eignet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/370
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 338[334]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/370>, abgerufen am 25.11.2024.