Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





wogen JEsum als einen Bürgen
an der Sünder Stelle zu setzen,
und warum seine Gerechtigkeit
nicht zugeben können, daß die ge-
fallenen Menschen ohne eine frem-
de und vollgültige Gnugthuung
wären begnadiget worden.

§. 2.

Wollen wir aber von der Absicht der
Gnugthuung JEsu deutlich reden, so istWas die
Heilig-
keit GOt-
tes sey?

nöthig, daß wir einige Worte vorher
erklären, und die Sache, so dadurch
angedeutet wird, genau betrachten. Zu
allererst müssen wir fragen, was denn
die Heiligkeit und Gerechtigkeit GOt-
tes sey? Was zuerst die Heiligkeit be-
trift, so wird selbige entweder seinem We-
sen überhaupt oder insbesondere feinem
Willen zugeeignet. Sagt man von dem
gantzen göttlichen Wesen, daß es heilig
sey, so will man dadurch so viel zu er-
kennen geben: GOtt habe nichts un-
vollkommenes, keinen eintzigen Fehler
noch Mangel an sich, sondern alles,
was zur Gottheit gehöre, sey vollkom-
men im höchsten Grade. Nennt man
den Willen GOttes insbesondere hei-
lig, so gedenckt man bey diesen Wor-
ten: sein Wille sey der allervollkom-
menste, und seine Neigungen seyn alle-

zeit
X 4





wogen JEſum als einen Buͤrgen
an der Suͤnder Stelle zu ſetzen,
und warum ſeine Gerechtigkeit
nicht zugeben koͤnnen, daß die ge-
fallenen Menſchen ohne eine frem-
de und vollguͤltige Gnugthuung
waͤren begnadiget worden.

§. 2.

Wollen wir aber von der Abſicht der
Gnugthuung JEſu deutlich reden, ſo iſtWas die
Heilig-
keit GOt-
tes ſey?

noͤthig, daß wir einige Worte vorher
erklaͤren, und die Sache, ſo dadurch
angedeutet wird, genau betrachten. Zu
allererſt muͤſſen wir fragen, was denn
die Heiligkeit und Gerechtigkeit GOt-
tes ſey? Was zuerſt die Heiligkeit be-
trift, ſo wird ſelbige entweder ſeinem We-
ſen uͤberhaupt oder insbeſondere feinem
Willen zugeeignet. Sagt man von dem
gantzen goͤttlichen Weſen, daß es heilig
ſey, ſo will man dadurch ſo viel zu er-
kennen geben: GOtt habe nichts un-
vollkommenes, keinen eintzigen Fehler
noch Mangel an ſich, ſondern alles,
was zur Gottheit gehoͤre, ſey vollkom-
men im hoͤchſten Grade. Nennt man
den Willen GOttes insbeſondere hei-
lig, ſo gedenckt man bey dieſen Wor-
ten: ſein Wille ſey der allervollkom-
menſte, und ſeine Neigungen ſeyn alle-

zeit
X 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0359" n="327[323]"/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <hi rendition="#fr">wogen JE&#x017F;um als einen Bu&#x0364;rgen<lb/>
an der Su&#x0364;nder Stelle zu &#x017F;etzen,<lb/>
und warum &#x017F;eine Gerechtigkeit<lb/>
nicht zugeben ko&#x0364;nnen, daß die ge-<lb/>
fallenen Men&#x017F;chen ohne eine frem-<lb/>
de und vollgu&#x0364;ltige Gnugthuung<lb/>
wa&#x0364;ren begnadiget worden.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head><lb/>
            <p>Wollen wir aber von der Ab&#x017F;icht der<lb/>
Gnugthuung JE&#x017F;u deutlich reden, &#x017F;o i&#x017F;t<note place="right">Was die<lb/>
Heilig-<lb/>
keit GOt-<lb/>
tes &#x017F;ey?</note><lb/>
no&#x0364;thig, daß wir einige Worte vorher<lb/>
erkla&#x0364;ren, und die Sache, &#x017F;o dadurch<lb/>
angedeutet wird, genau betrachten. Zu<lb/>
allerer&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir fragen, was denn<lb/>
die Heiligkeit und Gerechtigkeit GOt-<lb/>
tes &#x017F;ey? Was zuer&#x017F;t die Heiligkeit be-<lb/>
trift, &#x017F;o wird &#x017F;elbige entweder &#x017F;einem We-<lb/>
&#x017F;en u&#x0364;berhaupt oder insbe&#x017F;ondere feinem<lb/>
Willen zugeeignet. Sagt man von dem<lb/>
gantzen go&#x0364;ttlichen We&#x017F;en, daß es heilig<lb/>
&#x017F;ey, &#x017F;o will man dadurch &#x017F;o viel zu er-<lb/>
kennen geben: GOtt habe nichts un-<lb/>
vollkommenes, keinen eintzigen Fehler<lb/>
noch Mangel an &#x017F;ich, &#x017F;ondern alles,<lb/>
was zur Gottheit geho&#x0364;re, &#x017F;ey vollkom-<lb/>
men im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grade. Nennt man<lb/>
den Willen GOttes insbe&#x017F;ondere hei-<lb/>
lig, &#x017F;o gedenckt man bey die&#x017F;en Wor-<lb/>
ten: &#x017F;ein Wille &#x017F;ey der allervollkom-<lb/>
men&#x017F;te, und &#x017F;eine Neigungen &#x017F;eyn alle-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 4</fw><fw place="bottom" type="catch">zeit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327[323]/0359] wogen JEſum als einen Buͤrgen an der Suͤnder Stelle zu ſetzen, und warum ſeine Gerechtigkeit nicht zugeben koͤnnen, daß die ge- fallenen Menſchen ohne eine frem- de und vollguͤltige Gnugthuung waͤren begnadiget worden. §. 2. Wollen wir aber von der Abſicht der Gnugthuung JEſu deutlich reden, ſo iſt noͤthig, daß wir einige Worte vorher erklaͤren, und die Sache, ſo dadurch angedeutet wird, genau betrachten. Zu allererſt muͤſſen wir fragen, was denn die Heiligkeit und Gerechtigkeit GOt- tes ſey? Was zuerſt die Heiligkeit be- trift, ſo wird ſelbige entweder ſeinem We- ſen uͤberhaupt oder insbeſondere feinem Willen zugeeignet. Sagt man von dem gantzen goͤttlichen Weſen, daß es heilig ſey, ſo will man dadurch ſo viel zu er- kennen geben: GOtt habe nichts un- vollkommenes, keinen eintzigen Fehler noch Mangel an ſich, ſondern alles, was zur Gottheit gehoͤre, ſey vollkom- men im hoͤchſten Grade. Nennt man den Willen GOttes insbeſondere hei- lig, ſo gedenckt man bey dieſen Wor- ten: ſein Wille ſey der allervollkom- menſte, und ſeine Neigungen ſeyn alle- zeit Was die Heilig- keit GOt- tes ſey? X 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/359
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 327[323]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/359>, abgerufen am 22.11.2024.