den höchsten Vollkommenheiten unan- ständiges darinne zu erblicken geglaubt, und daher den Schluß gemacht: allen Worten der Schrift, so dem Laut nach davon redeten, müste eine andere Be- deutung gegeben werden. Und auf diese Weise hat man eine Grundwahr- heit aus den heiligen Büchern verban- nen wollen, welche an vielen Orten mit den deutlichsten Worten bekräftiget worden.
Wer die Schriften der Socinianer, Dippelianer und anderer von dieser Gattung lieset, wird diese Art zu schlies- sen darinne finden, welche wir anjetzt angezeiget. Wir halten mit vielen an- dern dafür, daß die Wahrheit wider diese Leute am besten vertheidiget wird, wenn man sie von den ungereimten Fol- gen, welche diese Lehrer daraus ziehen, befreyet, und zeiget, daß sie ungegrün- det sind. Wir glauben aber auch, daß dieses am leichtesten wird, wenn man die weisen Absichten vor Augen hat, welche der unendliche Regierer der Welt bey der Gnugthuung JEsu für unsere Sünde gehabt. Dieses hat uns bewogen, die jetzige Betrachtung darüber anzustellen. Wir wollen in derselben untersuchen, was GOtt be-
wogen
den hoͤchſten Vollkommenheiten unan- ſtaͤndiges darinne zu erblicken geglaubt, und daher den Schluß gemacht: allen Worten der Schrift, ſo dem Laut nach davon redeten, muͤſte eine andere Be- deutung gegeben werden. Und auf dieſe Weiſe hat man eine Grundwahr- heit aus den heiligen Buͤchern verban- nen wollen, welche an vielen Orten mit den deutlichſten Worten bekraͤftiget worden.
Wer die Schriften der Socinianer, Dippelianer und anderer von dieſer Gattung lieſet, wird dieſe Art zu ſchlieſ- ſen darinne finden, welche wir anjetzt angezeiget. Wir halten mit vielen an- dern dafuͤr, daß die Wahrheit wider dieſe Leute am beſten vertheidiget wird, wenn man ſie von den ungereimten Fol- gen, welche dieſe Lehrer daraus ziehen, befreyet, und zeiget, daß ſie ungegruͤn- det ſind. Wir glauben aber auch, daß dieſes am leichteſten wird, wenn man die weiſen Abſichten vor Augen hat, welche der unendliche Regierer der Welt bey der Gnugthuung JEſu fuͤr unſere Suͤnde gehabt. Dieſes hat uns bewogen, die jetzige Betrachtung daruͤber anzuſtellen. Wir wollen in derſelben unterſuchen, was GOtt be-
wogen
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[326[322]/0358]
den hoͤchſten Vollkommenheiten unan-
ſtaͤndiges darinne zu erblicken geglaubt,
und daher den Schluß gemacht: allen
Worten der Schrift, ſo dem Laut nach
davon redeten, muͤſte eine andere Be-
deutung gegeben werden. Und auf
dieſe Weiſe hat man eine Grundwahr-
heit aus den heiligen Buͤchern verban-
nen wollen, welche an vielen Orten mit
den deutlichſten Worten bekraͤftiget
worden.
Wer die Schriften der Socinianer,
Dippelianer und anderer von dieſer
Gattung lieſet, wird dieſe Art zu ſchlieſ-
ſen darinne finden, welche wir anjetzt
angezeiget. Wir halten mit vielen an-
dern dafuͤr, daß die Wahrheit wider
dieſe Leute am beſten vertheidiget wird,
wenn man ſie von den ungereimten Fol-
gen, welche dieſe Lehrer daraus ziehen,
befreyet, und zeiget, daß ſie ungegruͤn-
det ſind. Wir glauben aber auch,
daß dieſes am leichteſten wird, wenn
man die weiſen Abſichten vor Augen
hat, welche der unendliche Regierer der
Welt bey der Gnugthuung JEſu fuͤr
unſere Suͤnde gehabt. Dieſes hat
uns bewogen, die jetzige Betrachtung
daruͤber anzuſtellen. Wir wollen in
derſelben unterſuchen, was GOtt be-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 326[322]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/358>, abgerufen am 22.11.2024.
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