vielerley auf einmal zu widerruffen. Jch will derowegen lieber erst dieses wenige dem Urtheil anderer unterwerfen, und ver- nehmen, ob es auch werth sey, das in der Kürtze vorgetragene weiter auszuführen. Solte aber jemand etwas gefährliches darinne antreffen, und wolte mich und andere eines bessern Unterrichts würdigen und von schädlichen Jrrthümern befreyen, so will ich um folgende Stücke gehorsamst gebethen haben.
I. Verschone man mich mit Schelt- worten und jämmerlichen Klaggeschreyen, welche viele für die Waffen halten, womit die Kriege des HErrn müssen geführet werden, welche Waffen ihnen aber wol schwerlich von dem Geiste Christi in die Hände gegeben werden. Man verscho- ne mich auch mit verdrießlichen Folgerun- gen, welche man insgemein mit Gewalt aus keiner andern Absicht herbey ziehet, als daß man den Vertheidiger einer Mei- nung bey andern verdächtig und verhaßt machen möge. Man greiffe den Zusam- menhang meiner Beweise an, und zeige, wo ich entweder in der Form oder der Ma- terie meiner Schlüsse gefehlet habe.
II. Wenn man meine Muthmassung von der göttlichen Absicht bey Zulassung des Bösen als irrig befindet, so habe man die Gewogenheit für mich, und befreye
mich
vielerley auf einmal zu widerruffen. Jch will derowegen lieber erſt dieſes wenige dem Urtheil anderer unterwerfen, und ver- nehmen, ob es auch werth ſey, das in der Kuͤrtze vorgetragene weiter auszufuͤhren. Solte aber jemand etwas gefaͤhrliches darinne antreffen, und wolte mich und andere eines beſſern Unterrichts wuͤrdigen und von ſchaͤdlichen Jrrthuͤmern befreyen, ſo will ich um folgende Stuͤcke gehorſamſt gebethen haben.
I. Verſchone man mich mit Schelt- worten und jaͤmmerlichen Klaggeſchreyen, welche viele fuͤr die Waffen halten, womit die Kriege des HErrn muͤſſen gefuͤhret werden, welche Waffen ihnen aber wol ſchwerlich von dem Geiſte Chriſti in die Haͤnde gegeben werden. Man verſcho- ne mich auch mit verdrießlichen Folgerun- gen, welche man insgemein mit Gewalt aus keiner andern Abſicht herbey ziehet, als daß man den Vertheidiger einer Mei- nung bey andern verdaͤchtig und verhaßt machen moͤge. Man greiffe den Zuſam- menhang meiner Beweiſe an, und zeige, wo ich entweder in der Form oder der Ma- terie meiner Schluͤſſe gefehlet habe.
II. Wenn man meine Muthmaſſung von der goͤttlichen Abſicht bey Zulaſſung des Boͤſen als irrig befindet, ſo habe man die Gewogenheit fuͤr mich, und befreye
mich
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[316[312]/0348]
vielerley auf einmal zu widerruffen. Jch
will derowegen lieber erſt dieſes wenige
dem Urtheil anderer unterwerfen, und ver-
nehmen, ob es auch werth ſey, das in der
Kuͤrtze vorgetragene weiter auszufuͤhren.
Solte aber jemand etwas gefaͤhrliches
darinne antreffen, und wolte mich und
andere eines beſſern Unterrichts wuͤrdigen
und von ſchaͤdlichen Jrrthuͤmern befreyen,
ſo will ich um folgende Stuͤcke gehorſamſt
gebethen haben.
I. Verſchone man mich mit Schelt-
worten und jaͤmmerlichen Klaggeſchreyen,
welche viele fuͤr die Waffen halten, womit
die Kriege des HErrn muͤſſen gefuͤhret
werden, welche Waffen ihnen aber wol
ſchwerlich von dem Geiſte Chriſti in die
Haͤnde gegeben werden. Man verſcho-
ne mich auch mit verdrießlichen Folgerun-
gen, welche man insgemein mit Gewalt
aus keiner andern Abſicht herbey ziehet,
als daß man den Vertheidiger einer Mei-
nung bey andern verdaͤchtig und verhaßt
machen moͤge. Man greiffe den Zuſam-
menhang meiner Beweiſe an, und zeige,
wo ich entweder in der Form oder der Ma-
terie meiner Schluͤſſe gefehlet habe.
II. Wenn man meine Muthmaſſung
von der goͤttlichen Abſicht bey Zulaſſung
des Boͤſen als irrig befindet, ſo habe man
die Gewogenheit fuͤr mich, und befreye
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 316[312]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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