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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Geistern
keine hö-
hert Kraft
vernünf-
tig zu
denken
geben
können.
jemand fragte, warum macht GOtt nicht
daß zweye achte seyn, und doch auch zwey
bleiben? Denn wie dieses einander wi-
derspricht, und dergestalt mit einander
streitet, daß es von GOtt nicht kan also
geordnet werden, eben so läuft es auch
wider einander, daß die gefallenen Gei-
ster hätten eben die jetzigen Substantzen
seyn sollen, und doch so hohe Kräfte des
Verstandes haben, daß sie gar nicht hät-
ten in Jrrthum und Sünde fallen können.
Denn da nicht alle Dinge gleiche Voll-
kommenheiten haben können, und folg-
lich nur ein eintziges Wesen das allervoll-
kommenste seyn kan, so müssen alle Din-
ge, so ausser GOtt sind, ein gewisses Ziel
ihrer Kräfte und Vollkommenheit haben,
welches sie nicht überschreiten mögen.
Wie nemlich die Zwey nicht eine Achte
werden und zugleich eine Zwey bleiben
kan, so ist auch unmöglich, daß eine ge-
wisse Substantz eine grössere Kraft etwas
zu würcken erhalten, und doch nicht zu-
gleich eine gantz andere Substantz werden
solte. (*) Könte man die Substantzen

zu
(*) Jch will dieses mit einem Gleichniß und
einem Exempel erläutern. Ein jeder wird
leicht zugeben, daß, wenn man eine höl-
tzerne Bauerhütte in einen königlichen
Pal-





Geiſtern
keine hoͤ-
hert Kꝛaft
vernuͤnf-
tig zu
denken
geben
koͤnnen.
jemand fragte, warum macht GOtt nicht
daß zweye achte ſeyn, und doch auch zwey
bleiben? Denn wie dieſes einander wi-
derſpricht, und dergeſtalt mit einander
ſtreitet, daß es von GOtt nicht kan alſo
geordnet werden, eben ſo laͤuft es auch
wider einander, daß die gefallenen Gei-
ſter haͤtten eben die jetzigen Subſtantzen
ſeyn ſollen, und doch ſo hohe Kraͤfte des
Verſtandes haben, daß ſie gar nicht haͤt-
ten in Jrrthum und Suͤnde fallen koͤnnen.
Denn da nicht alle Dinge gleiche Voll-
kommenheiten haben koͤnnen, und folg-
lich nur ein eintziges Weſen das allervoll-
kommenſte ſeyn kan, ſo muͤſſen alle Din-
ge, ſo auſſer GOtt ſind, ein gewiſſes Ziel
ihrer Kraͤfte und Vollkommenheit haben,
welches ſie nicht uͤberſchreiten moͤgen.
Wie nemlich die Zwey nicht eine Achte
werden und zugleich eine Zwey bleiben
kan, ſo iſt auch unmoͤglich, daß eine ge-
wiſſe Subſtantz eine groͤſſere Kraft etwas
zu wuͤrcken erhalten, und doch nicht zu-
gleich eine gantz andere Subſtantz werden
ſolte. (*) Koͤnte man die Subſtantzen

zu
(*) Jch will dieſes mit einem Gleichniß und
einem Exempel erlaͤutern. Ein jeder wird
leicht zugeben, daß, wenn man eine hoͤl-
tzerne Bauerhuͤtte in einen koͤniglichen
Pal-
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[306[302]/0338] jemand fragte, warum macht GOtt nicht daß zweye achte ſeyn, und doch auch zwey bleiben? Denn wie dieſes einander wi- derſpricht, und dergeſtalt mit einander ſtreitet, daß es von GOtt nicht kan alſo geordnet werden, eben ſo laͤuft es auch wider einander, daß die gefallenen Gei- ſter haͤtten eben die jetzigen Subſtantzen ſeyn ſollen, und doch ſo hohe Kraͤfte des Verſtandes haben, daß ſie gar nicht haͤt- ten in Jrrthum und Suͤnde fallen koͤnnen. Denn da nicht alle Dinge gleiche Voll- kommenheiten haben koͤnnen, und folg- lich nur ein eintziges Weſen das allervoll- kommenſte ſeyn kan, ſo muͤſſen alle Din- ge, ſo auſſer GOtt ſind, ein gewiſſes Ziel ihrer Kraͤfte und Vollkommenheit haben, welches ſie nicht uͤberſchreiten moͤgen. Wie nemlich die Zwey nicht eine Achte werden und zugleich eine Zwey bleiben kan, ſo iſt auch unmoͤglich, daß eine ge- wiſſe Subſtantz eine groͤſſere Kraft etwas zu wuͤrcken erhalten, und doch nicht zu- gleich eine gantz andere Subſtantz werden ſolte. (*) Koͤnte man die Subſtantzen zu Geiſtern keine hoͤ- hert Kꝛaft vernuͤnf- tig zu denken geben koͤnnen. (*) Jch will dieſes mit einem Gleichniß und einem Exempel erlaͤutern. Ein jeder wird leicht zugeben, daß, wenn man eine hoͤl- tzerne Bauerhuͤtte in einen koͤniglichen Pal-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 306[302]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/338>, abgerufen am 24.11.2024.