nen wollen, weil nicht nur die Möglich- keit geerbter Begierden daraus erhellet, sondern sie auch vielleicht andern Gele- genheit giebet, auf eine bessere Er- klärung derselben zu ver- fallen.
Die siebende Betrachtung. Von der Absicht, Warum GOtt das Böse nicht durch seine Macht verhindere.
§. 1.
Jnhalt dieser Be- trach- tung.
Auch die Weisesten dieser Erden sind jederzeit in Verwirrung ge- setzt worden, wenn sie die Voll- kommenheiten des Schöpfers und die Zu- lassung des Bösen in dem Meisterstück seiner Weisheit, Güte und Macht gegen einander gehalten. Es ist den grösten Geistern immer schwer zu begreiffen ge- wesen, wie doch das Wesen, welches die Liebe selbst ist, und nichts mehr su- chet als das Wol seiner Creaturen, zu- geben könne, daß sich selbige durch un- seelige Neigungen derjenigen Glückseelig-
keit
nen wollen, weil nicht nur die Moͤglich- keit geerbter Begierden daraus erhellet, ſondern ſie auch vielleicht andern Gele- genheit giebet, auf eine beſſere Er- klaͤrung derſelben zu ver- fallen.
Die ſiebende Betrachtung. Von der Abſicht, Warum GOtt das Boͤſe nicht durch ſeine Macht verhindere.
§. 1.
Jnhalt dieſer Be- trach- tung.
Auch die Weiſeſten dieſer Erden ſind jederzeit in Verwirrung ge- ſetzt worden, wenn ſie die Voll- kommenheiten des Schoͤpfers und die Zu- laſſung des Boͤſen in dem Meiſterſtuͤck ſeiner Weisheit, Guͤte und Macht gegen einander gehalten. Es iſt den groͤſten Geiſtern immer ſchwer zu begreiffen ge- weſen, wie doch das Weſen, welches die Liebe ſelbſt iſt, und nichts mehr ſu- chet als das Wol ſeiner Creaturen, zu- geben koͤnne, daß ſich ſelbige durch un- ſeelige Neigungen derjenigen Gluͤckſeelig-
keit
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[284[280]/0316]
nen wollen, weil nicht nur die Moͤglich-
keit geerbter Begierden daraus erhellet,
ſondern ſie auch vielleicht andern Gele-
genheit giebet, auf eine beſſere Er-
klaͤrung derſelben zu ver-
fallen.
Die
ſiebende Betrachtung.
Von der Abſicht,
Warum GOtt das Boͤſe nicht durch
ſeine Macht verhindere.
§. 1.
Auch die Weiſeſten dieſer Erden
ſind jederzeit in Verwirrung ge-
ſetzt worden, wenn ſie die Voll-
kommenheiten des Schoͤpfers und die Zu-
laſſung des Boͤſen in dem Meiſterſtuͤck
ſeiner Weisheit, Guͤte und Macht gegen
einander gehalten. Es iſt den groͤſten
Geiſtern immer ſchwer zu begreiffen ge-
weſen, wie doch das Weſen, welches
die Liebe ſelbſt iſt, und nichts mehr ſu-
chet als das Wol ſeiner Creaturen, zu-
geben koͤnne, daß ſich ſelbige durch un-
ſeelige Neigungen derjenigen Gluͤckſeelig-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 284[280]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/316>, abgerufen am 24.11.2024.
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