einer solchen Fertigkeit und Gewohnheit in allen Tugenden gelangete, daß es ihm un- möglich war etwas wider die göttlichen Gesetze vorzunehmen. Es ist nicht zu zweiffeln, GOtt als das weiseste Wesen, werde bey dem Erlöser den besten Weg zur Bekräfftigung im Guten erwehlet ha- ben, und daß also keine bessere möglich sey. Hieraus aber wird man | folgenden Begriff von einer GOttes Weißheit ge- mässen Bestätigung im Guten herleiten können. Sie ist nemlich eine durch gött- liche Gnade und Ubung erlangte Gewohn- heit im Guten, welche so eingewurtzelt, daß sie nicht wieder kan abgeleget werden.
§. 5.
Es wird niemand zweiffeln, daß derDer ver- bothene Baum gab den ersten Menschen Gelegen- heit zu ei- ner seli- gen Ubung im Guten, und war ein Mittel ihn darin- ne zu be- stätigen. gütige Schöpffer, welcher den ersten Men- schen nach seinem Bilde geschaffen, eine seinen göttlichen Vollkommenheiten gemäs- se Neigung werde gehabt haben dieses Ebenbild bey ihm zu erhalten und so fe- ste einzuprägen, daß solches endlich durch nichts mehr hätte können verdunckelt, und in ein Bild eines durch böse Begierden unseligen Geistes verwandelt werden. Es ist derowegen aus den Vollkommenheiten
GOttes
einer ſolchen Fertigkeit und Gewohnheit in allen Tugenden gelangete, daß es ihm un- moͤglich war etwas wider die goͤttlichen Geſetze vorzunehmen. Es iſt nicht zu zweiffeln, GOtt als das weiſeſte Weſen, werde bey dem Erloͤſer den beſten Weg zur Bekraͤfftigung im Guten erwehlet ha- ben, und daß alſo keine beſſere moͤglich ſey. Hieraus aber wird man | folgenden Begriff von einer GOttes Weißheit ge- maͤſſen Beſtaͤtigung im Guten herleiten koͤnnen. Sie iſt nemlich eine durch goͤtt- liche Gnade und Ubung erlangte Gewohn- heit im Guten, welche ſo eingewurtzelt, daß ſie nicht wieder kan abgeleget werden.
§. 5.
Es wird niemand zweiffeln, daß derDer ver- bothene Baum gab den erſten Menſchen Gelegen- heit zu ei- ner ſeli- gẽ Ubung im Guten, und war ein Mittel ihn darin- ne zu be- ſtaͤtigen. guͤtige Schoͤpffer, welcher den erſten Men- ſchen nach ſeinem Bilde geſchaffen, eine ſeinen goͤttlichen Vollkommenheiten gemaͤſ- ſe Neigung werde gehabt haben dieſes Ebenbild bey ihm zu erhalten und ſo fe- ſte einzupraͤgen, daß ſolches endlich durch nichts mehr haͤtte koͤnnen verdunckelt, und in ein Bild eines durch boͤſe Begierden unſeligen Geiſtes verwandelt werden. Es iſt derowegen aus den Vollkommenheiten
GOttes
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[219[215]/0251]
einer ſolchen Fertigkeit und Gewohnheit in
allen Tugenden gelangete, daß es ihm un-
moͤglich war etwas wider die goͤttlichen
Geſetze vorzunehmen. Es iſt nicht zu
zweiffeln, GOtt als das weiſeſte Weſen,
werde bey dem Erloͤſer den beſten Weg
zur Bekraͤfftigung im Guten erwehlet ha-
ben, und daß alſo keine beſſere moͤglich
ſey. Hieraus aber wird man | folgenden
Begriff von einer GOttes Weißheit ge-
maͤſſen Beſtaͤtigung im Guten herleiten
koͤnnen. Sie iſt nemlich eine durch goͤtt-
liche Gnade und Ubung erlangte Gewohn-
heit im Guten, welche ſo eingewurtzelt, daß
ſie nicht wieder kan abgeleget werden.
§. 5.
Es wird niemand zweiffeln, daß der
guͤtige Schoͤpffer, welcher den erſten Men-
ſchen nach ſeinem Bilde geſchaffen, eine
ſeinen goͤttlichen Vollkommenheiten gemaͤſ-
ſe Neigung werde gehabt haben dieſes
Ebenbild bey ihm zu erhalten und ſo fe-
ſte einzupraͤgen, daß ſolches endlich durch
nichts mehr haͤtte koͤnnen verdunckelt, und
in ein Bild eines durch boͤſe Begierden
unſeligen Geiſtes verwandelt werden. Es
iſt derowegen aus den Vollkommenheiten
GOttes
Der ver-
bothene
Baum
gab den
erſten
Menſchen
Gelegen-
heit zu ei-
ner ſeli-
gẽ Ubung
im Guten,
und war
ein Mittel
ihn darin-
ne zu be-
ſtaͤtigen.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 219[215]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/251>, abgerufen am 22.11.2024.
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