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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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von der Bekehrung aller Verdammten
muthmassen, wenn sie erst in ihrem eige-
nen Reiche allein sind, kein eintziges gutes
Exempel mehr vor sich sehen, und niemand
mehr da ist, der ihnen zurufft: Kehret ab
von euren bösen Wegen und lernet Gutes
thun. Will man einwenden, das hölli-
sche Feuer wird den Teuffeln und gottlo-
sen Menschen viel zu empfindlich seyn, als
daß sie durch dasselbe nicht solten zu einer
Reue über ihre Sünde gezwungen wer-
den; so unterstützt meine Muthmassung Jo-
hannes in seiner Offenbahrung 16. v. 8. 9.
Denn dieser bezeuget, daß GOtt mit den
Flammen seines Zorns gewisse Menschen
heimgesucht, und daß ihnen vor grosser Hi-
tze sehr heiß worden, und sie dennoch nicht
Busse gethan, sondern den Nahmen GOt-
tes gelästert. Woraus deutlich genug er-
hellet, daß die Hitze des göttlichen Straff-
Feuers die Bekehrung der Lasterhafften
nicht nothwendig mit sich verknüpfft habe.
Wenn wir denn aber annehmen dörffen,
daß die Verdammten das Joch der bösen
Begierden niemahls abwenden werden, so
wissen wir auch die Ursache, warum sie
GOtt ewig straffen muß. Weil er nem-
lich in Ewigkeit gütig bleibet, so muß er

auch





von der Bekehrung aller Verdammten
muthmaſſen, wenn ſie erſt in ihrem eige-
nen Reiche allein ſind, kein eintziges gutes
Exempel mehr vor ſich ſehen, und niemand
mehr da iſt, der ihnen zurufft: Kehret ab
von euren boͤſen Wegen und lernet Gutes
thun. Will man einwenden, das hoͤlli-
ſche Feuer wird den Teuffeln und gottlo-
ſen Menſchen viel zu empfindlich ſeyn, als
daß ſie durch daſſelbe nicht ſolten zu einer
Reue uͤber ihre Suͤnde gezwungen wer-
den; ſo unterſtuͤtzt meine Muthmaſſung Jo-
hannes in ſeiner Offenbahrung 16. v. 8. 9.
Denn dieſer bezeuget, daß GOtt mit den
Flammen ſeines Zorns gewiſſe Menſchen
heimgeſucht, und daß ihnen vor groſſer Hi-
tze ſehr heiß worden, und ſie dennoch nicht
Buſſe gethan, ſondern den Nahmen GOt-
tes gelaͤſtert. Woraus deutlich genug er-
hellet, daß die Hitze des goͤttlichen Straff-
Feuers die Bekehrung der Laſterhafften
nicht nothwendig mit ſich verknuͤpfft habe.
Wenn wir denn aber annehmen doͤrffen,
daß die Verdammten das Joch der boͤſen
Begierden niemahls abwenden werden, ſo
wiſſen wir auch die Urſache, warum ſie
GOtt ewig ſtraffen muß. Weil er nem-
lich in Ewigkeit guͤtig bleibet, ſo muß er

auch
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[208[204]/0240] von der Bekehrung aller Verdammten muthmaſſen, wenn ſie erſt in ihrem eige- nen Reiche allein ſind, kein eintziges gutes Exempel mehr vor ſich ſehen, und niemand mehr da iſt, der ihnen zurufft: Kehret ab von euren boͤſen Wegen und lernet Gutes thun. Will man einwenden, das hoͤlli- ſche Feuer wird den Teuffeln und gottlo- ſen Menſchen viel zu empfindlich ſeyn, als daß ſie durch daſſelbe nicht ſolten zu einer Reue uͤber ihre Suͤnde gezwungen wer- den; ſo unterſtuͤtzt meine Muthmaſſung Jo- hannes in ſeiner Offenbahrung 16. v. 8. 9. Denn dieſer bezeuget, daß GOtt mit den Flammen ſeines Zorns gewiſſe Menſchen heimgeſucht, und daß ihnen vor groſſer Hi- tze ſehr heiß worden, und ſie dennoch nicht Buſſe gethan, ſondern den Nahmen GOt- tes gelaͤſtert. Woraus deutlich genug er- hellet, daß die Hitze des goͤttlichen Straff- Feuers die Bekehrung der Laſterhafften nicht nothwendig mit ſich verknuͤpfft habe. Wenn wir denn aber annehmen doͤrffen, daß die Verdammten das Joch der boͤſen Begierden niemahls abwenden werden, ſo wiſſen wir auch die Urſache, warum ſie GOtt ewig ſtraffen muß. Weil er nem- lich in Ewigkeit guͤtig bleibet, ſo muß er auch

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 208[204]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/240>, abgerufen am 27.11.2024.