Der Him- mel bie- thet uns alles dar, was man nur wün- schen mag.
Was kan nun eine Seele verlangen, so ihr der Himmel nicht darbiethet? Jst es Ehre? Wir können keine grössere wün- schen, als Kinder des höchsten Monarchen zu seyn, und an seiner Herrlichkeit Antheil zu haben. Sind es Güter? GOTT ist der Seligen Gut, und sie besitzen ein Reich, welches die weitläufftigsten Gren- tzen umgiebet. Begehret man Belusti- gungen der Sinnen? selbige sind dort un- zehlich. Wünscht man langes Leben? Siehe, dort wird dir ein ewiges angebo- then.
§. 30.
Was die Hölle sey?
Wir möchten wünschen, daß die Ge- rechtigkeit GOttes es zuliesse, allen Men- schen das Bürger-Recht in diesem Reiche zu geben, und daß die Laster die Sterblichen nicht unwürdig machten jener Herrlichkeit zu geniessen. Da aber die wenigsten den schmahlen Weg zum Himmel betreten, sondern lieber dem breiten Wege der ver- derblichen Lüste folgen, so finden wir uns genöthiget denjenigen Ort zu betrachten, wohin selbiger führet. Die Schrifft nen- net diesen Ort Hölle, und verstehet darun-
ter
§. 29.
Der Him- mel bie- thet uns alles dar, was man nur wuͤn- ſchẽ mag.
Was kan nun eine Seele verlangen, ſo ihr der Himmel nicht darbiethet? Jſt es Ehre? Wir koͤnnen keine groͤſſere wuͤn- ſchen, als Kinder des hoͤchſten Monarchen zu ſeyn, und an ſeiner Herrlichkeit Antheil zu haben. Sind es Guͤter? GOTT iſt der Seligen Gut, und ſie beſitzen ein Reich, welches die weitlaͤufftigſten Gren- tzen umgiebet. Begehret man Beluſti- gungen der Sinnen? ſelbige ſind dort un- zehlich. Wuͤnſcht man langes Leben? Siehe, dort wird dir ein ewiges angebo- then.
§. 30.
Was die Hoͤlle ſey?
Wir moͤchten wuͤnſchen, daß die Ge- rechtigkeit GOttes es zulieſſe, allen Men- ſchen das Buͤrger-Recht in dieſem Reiche zu geben, und daß die Laſter die Sterblichen nicht unwuͤrdig machten jener Herrlichkeit zu genieſſen. Da aber die wenigſten den ſchmahlen Weg zum Himmel betreten, ſondern lieber dem breiten Wege der ver- derblichen Luͤſte folgen, ſo finden wir uns genoͤthiget denjenigen Ort zu betrachten, wohin ſelbiger fuͤhret. Die Schrifft nen- net dieſen Ort Hoͤlle, und verſtehet darun-
ter
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[178[174]/0210]
§. 29.
Was kan nun eine Seele verlangen, ſo
ihr der Himmel nicht darbiethet? Jſt es
Ehre? Wir koͤnnen keine groͤſſere wuͤn-
ſchen, als Kinder des hoͤchſten Monarchen
zu ſeyn, und an ſeiner Herrlichkeit Antheil
zu haben. Sind es Guͤter? GOTT iſt
der Seligen Gut, und ſie beſitzen ein
Reich, welches die weitlaͤufftigſten Gren-
tzen umgiebet. Begehret man Beluſti-
gungen der Sinnen? ſelbige ſind dort un-
zehlich. Wuͤnſcht man langes Leben?
Siehe, dort wird dir ein ewiges angebo-
then.
§. 30.
Wir moͤchten wuͤnſchen, daß die Ge-
rechtigkeit GOttes es zulieſſe, allen Men-
ſchen das Buͤrger-Recht in dieſem Reiche
zu geben, und daß die Laſter die Sterblichen
nicht unwuͤrdig machten jener Herrlichkeit
zu genieſſen. Da aber die wenigſten den
ſchmahlen Weg zum Himmel betreten,
ſondern lieber dem breiten Wege der ver-
derblichen Luͤſte folgen, ſo finden wir uns
genoͤthiget denjenigen Ort zu betrachten,
wohin ſelbiger fuͤhret. Die Schrifft nen-
net dieſen Ort Hoͤlle, und verſtehet darun-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 178[174]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/210>, abgerufen am 25.11.2024.
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