Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.kostbahre Uhr, ein schönes Gemählde oder sonsten etwas, so bisweilen auch wol we- nig wehrt ist, geschencket, so zeiget er sol- ches niemand ohne die grosse Hulde seines Königes dabey in einer besondern Ehr- furcht zu loben. Solte es denn wol den Seligen nicht gleich angenehm seyn die Ehre GOttes zu verherrlichen, von wel- chem sie dort die lieblichste Gnade, die höch- ste Ehre und unaufhörliches Vergnügen geniessen? Solte die unendliche Freude, die uns GOtt dort giebt nicht die Worte ausprefsen: Dieß ist der Tag, den uns der HERR gemacht hat? Urtheilet nun ihr hohen Geister, braucht nur den zehnten Theil des Verstandes, den ihr euch ein- bildet zu haben, ob es den Seligen kan eine Last seyn GOtt zu loben, oder ob der Glantz des Himmels sie in der unendli- chen Freude voller Lob, und in dem be- ständigen Lobe voller Freuden machen wer- de? Jch muß noch mehr sagen, urtheilet, ob das Vergnügen der Himmels- Bürger nicht sehr gemindert und mit mancher miß- vergnügten Stunde versetzt würde, wenn sie bey ihrer Freude GOtt nicht rühmen solten? Damit ihr euch hiervon überfüh- ret, so stellt euch vor: ein grosser Herr liesse
koſtbahre Uhr, ein ſchoͤnes Gemaͤhlde oder ſonſten etwas, ſo bisweilen auch wol we- nig wehrt iſt, geſchencket, ſo zeiget er ſol- ches niemand ohne die groſſe Hulde ſeines Koͤniges dabey in einer beſondern Ehr- furcht zu loben. Solte es denn wol den Seligen nicht gleich angenehm ſeyn die Ehre GOttes zu verherrlichen, von wel- chem ſie dort die lieblichſte Gnade, die hoͤch- ſte Ehre und unaufhoͤrliches Vergnuͤgen genieſſen? Solte die unendliche Freude, die uns GOtt dort giebt nicht die Worte ausprefſen: Dieß iſt der Tag, den uns der HERR gemacht hat? Urtheilet nun ihr hohen Geiſter, braucht nur den zehnten Theil des Verſtandes, den ihr euch ein- bildet zu haben, ob es den Seligen kan eine Laſt ſeyn GOtt zu loben, oder ob der Glantz des Himmels ſie in der unendli- chen Freude voller Lob, und in dem be- ſtaͤndigen Lobe voller Freuden machen wer- de? Jch muß noch mehr ſagen, urtheilet, ob das Vergnuͤgen der Himmels- Buͤrger nicht ſehr gemindert und mit mancher miß- vergnuͤgten Stunde verſetzt wuͤrde, wenn ſie bey ihrer Freude GOtt nicht ruͤhmen ſolten? Damit ihr euch hiervon uͤberfuͤh- ret, ſo ſtellt euch vor: ein groſſer Herr lieſſe
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koſtbahre Uhr, ein ſchoͤnes Gemaͤhlde oder
ſonſten etwas, ſo bisweilen auch wol we-
nig wehrt iſt, geſchencket, ſo zeiget er ſol-
ches niemand ohne die groſſe Hulde ſeines
Koͤniges dabey in einer beſondern Ehr-
furcht zu loben. Solte es denn wol den
Seligen nicht gleich angenehm ſeyn die
Ehre GOttes zu verherrlichen, von wel-
chem ſie dort die lieblichſte Gnade, die hoͤch-
ſte Ehre und unaufhoͤrliches Vergnuͤgen
genieſſen? Solte die unendliche Freude,
die uns GOtt dort giebt nicht die Worte
ausprefſen: Dieß iſt der Tag, den uns der
HERR gemacht hat? Urtheilet nun ihr
hohen Geiſter, braucht nur den zehnten
Theil des Verſtandes, den ihr euch ein-
bildet zu haben, ob es den Seligen kan
eine Laſt ſeyn GOtt zu loben, oder ob der
Glantz des Himmels ſie in der unendli-
chen Freude voller Lob, und in dem be-
ſtaͤndigen Lobe voller Freuden machen wer-
de? Jch muß noch mehr ſagen, urtheilet,
ob das Vergnuͤgen der Himmels- Buͤrger
nicht ſehr gemindert und mit mancher miß-
vergnuͤgten Stunde verſetzt wuͤrde, wenn
ſie bey ihrer Freude GOtt nicht ruͤhmen
ſolten? Damit ihr euch hiervon uͤberfuͤh-
ret, ſo ſtellt euch vor: ein groſſer Herr
lieſſe
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