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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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angenehmen Empfindung, so uns die Mu-
sick giebet. Solte wol zu zweiffeln seyn,
daß die Seligen nicht auch ihre Stimme
gebrauchen, den Himmel mit wohlklingen-
den Tönen zu erfüllen und die Majestät
GOttes und die Herrlichkeit des triumphi-
renden Reiches Christi in schönen Liedern
zu besingen? Und wer weiß, ob ihre Hän-
de nicht auch Jnstrumente verfertigen und
spielen, die unsere an einem anmuthigen
Klange übertreffen? (*)

(*) Vielleicht wird jemand dencken, ich thue
eine vergebliche Arbeit, da so viele Muthmas-
sungen von den Arten des Vergnügens im Him-
mel beybringe. Mein Endzweck sey den Sterb-
lichen den Himmel angenehm zu machen, die-
ses werde aber durch Muthmassungen nicht er-
halten, indem sehr viele den Gedancken hegen
würden: vielleicht ist es dort auch wohl an-
ders. Man thue besser, wenn man sage: Es
sey jene Freude so groß, daß dergleichen noch
niemand gesehen, noch gehört, und wir noch
auf keine Weise empfunden. Jch solte aber da-
vor halten, daß solche Meynungen nicht gantz
ohne Nutzen angeführet würden. Denn es
wird dadurch der hohe Grad jenes Vergnügens
nicht aufgehoben, indem nur überhaupt und
gleichsam in einem dunckeln Spiegel gewiesen
wird, was vor Vollkommenheiten dort ohnge-
fehr seyn mögen. Ferner sind sie auch nicht
ohne allen Grund, sondern haben eine Wahr-
scheinlichkeit. Und sind sie ja falsch, so kön-
nen sie doch als Bilder jener Freude angesehen
werden, in welchen wenigstens einige Linien
der
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angenehmen Empfindung, ſo uns die Mu-
ſick giebet. Solte wol zu zweiffeln ſeyn,
daß die Seligen nicht auch ihre Stimme
gebrauchen, den Himmel mit wohlklingen-
den Toͤnen zu erfuͤllen und die Majeſtaͤt
GOttes und die Herrlichkeit des triumphi-
renden Reiches Chriſti in ſchoͤnen Liedern
zu beſingen? Und wer weiß, ob ihre Haͤn-
de nicht auch Jnſtrumente verfertigen und
ſpielen, die unſere an einem anmuthigen
Klange uͤbertreffen? (*)

(*) Vielleicht wird jemand dencken, ich thue
eine vergebliche Arbeit, da ſo viele Muthmaſ-
ſungen von den Arten des Vergnuͤgens im Him-
mel beybringe. Mein Endzweck ſey den Sterb-
lichen den Himmel angenehm zu machen, die-
ſes werde aber durch Muthmaſſungen nicht er-
halten, indem ſehr viele den Gedancken hegen
wuͤrden: vielleicht iſt es dort auch wohl an-
ders. Man thue beſſer, wenn man ſage: Es
ſey jene Freude ſo groß, daß dergleichen noch
niemand geſehen, noch gehoͤrt, und wir noch
auf keine Weiſe empfunden. Jch ſolte aber da-
vor halten, daß ſolche Meynungen nicht gantz
ohne Nutzen angefuͤhret wuͤrden. Denn es
wird dadurch der hohe Grad jenes Vergnuͤgens
nicht aufgehoben, indem nur uͤberhaupt und
gleichſam in einem dunckeln Spiegel gewieſen
wird, was vor Vollkommenheiten dort ohnge-
fehr ſeyn moͤgen. Ferner ſind ſie auch nicht
ohne allen Grund, ſondern haben eine Wahr-
ſcheinlichkeit. Und ſind ſie ja falſch, ſo koͤn-
nen ſie doch als Bilder jener Freude angeſehen
werden, in welchen wenigſtens einige Linien
der
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[163[159]/0195] angenehmen Empfindung, ſo uns die Mu- ſick giebet. Solte wol zu zweiffeln ſeyn, daß die Seligen nicht auch ihre Stimme gebrauchen, den Himmel mit wohlklingen- den Toͤnen zu erfuͤllen und die Majeſtaͤt GOttes und die Herrlichkeit des triumphi- renden Reiches Chriſti in ſchoͤnen Liedern zu beſingen? Und wer weiß, ob ihre Haͤn- de nicht auch Jnſtrumente verfertigen und ſpielen, die unſere an einem anmuthigen Klange uͤbertreffen? (*) (*) Vielleicht wird jemand dencken, ich thue eine vergebliche Arbeit, da ſo viele Muthmaſ- ſungen von den Arten des Vergnuͤgens im Him- mel beybringe. Mein Endzweck ſey den Sterb- lichen den Himmel angenehm zu machen, die- ſes werde aber durch Muthmaſſungen nicht er- halten, indem ſehr viele den Gedancken hegen wuͤrden: vielleicht iſt es dort auch wohl an- ders. Man thue beſſer, wenn man ſage: Es ſey jene Freude ſo groß, daß dergleichen noch niemand geſehen, noch gehoͤrt, und wir noch auf keine Weiſe empfunden. Jch ſolte aber da- vor halten, daß ſolche Meynungen nicht gantz ohne Nutzen angefuͤhret wuͤrden. Denn es wird dadurch der hohe Grad jenes Vergnuͤgens nicht aufgehoben, indem nur uͤberhaupt und gleichſam in einem dunckeln Spiegel gewieſen wird, was vor Vollkommenheiten dort ohnge- fehr ſeyn moͤgen. Ferner ſind ſie auch nicht ohne allen Grund, ſondern haben eine Wahr- ſcheinlichkeit. Und ſind ſie ja falſch, ſo koͤn- nen ſie doch als Bilder jener Freude angeſehen werden, in welchen wenigſtens einige Linien der L 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 163[159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/195>, abgerufen am 22.11.2024.