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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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uns wol keine zu mehrerem und grösserem
Vergnügen als das Gesicht und das Ge-
hör. Man kan dieses darthun theils aus
der Zeit, welche uns ein jeder Sinn ver-
gnüget, theils aus dem hohen Grad der
Belustigungen selbst, und endlich aus der
Gelegenheit, welche ein jeder Sinn der
Einbildungs-Krafft, dem Gedächtniß und
der Vernunfft giebt, solche Vorstellungen
hervor zu bringen, die uns angenehm sind.
Was die Zeit betrifft, so überlege ein jeder
selbst, ob er wol mehrere Stunden sich
durch den Geschmack, Geruch und Gefühl
ergetze als durch das Gesicht und das Ge-
hör? Man zehle die Minuten zusammen,
da man etwas isset u. trincket, da man eine
schöne Blume und angenehmen Balsam
riecht, und da man durch die Berührung
der Haut dem Gefühl eine Belusti-
gende Kitzelung verursachet, und halte sie
zusammen mit der Zeit, da ein Anblick al-
lerhand Cörper unser Gesicht und ein süs-
ser Ton und vergnügendes Gespräch un-
ser Gehör belustiget: man wird vermuthlich
finden, daß die Anzahl dieser letzten Stunden
die erste Zeit bey weiten übertreffe. Sol-
ten mich aber die sehr vielen Lippen, welche
mit dem Rauche spielen, und die vielen

spitzi-





uns wol keine zu mehrerem und groͤſſerem
Vergnuͤgen als das Geſicht und das Ge-
hoͤr. Man kan dieſes darthun theils aus
der Zeit, welche uns ein jeder Sinn ver-
gnuͤget, theils aus dem hohen Grad der
Beluſtigungen ſelbſt, und endlich aus der
Gelegenheit, welche ein jeder Sinn der
Einbildungs-Krafft, dem Gedaͤchtniß und
der Vernunfft giebt, ſolche Vorſtellungen
hervor zu bringen, die uns angenehm ſind.
Was die Zeit betrifft, ſo uͤberlege ein jeder
ſelbſt, ob er wol mehrere Stunden ſich
durch den Geſchmack, Geruch und Gefuͤhl
ergetze als durch das Geſicht und das Ge-
hoͤr? Man zehle die Minuten zuſammen,
da man etwas iſſet u. trincket, da man eine
ſchoͤne Blume und angenehmen Balſam
riecht, und da man durch die Beruͤhrung
der Haut dem Gefuͤhl eine Beluſti-
gende Kitzelung verurſachet, und halte ſie
zuſammen mit der Zeit, da ein Anblick al-
lerhand Coͤrper unſer Geſicht und ein ſuͤſ-
ſer Ton und vergnuͤgendes Geſpraͤch un-
ſer Gehoͤr beluſtiget: man wird vermuthlich
finden, daß die Anzahl dieſer letzten Stunden
die erſte Zeit bey weiten uͤbertreffe. Sol-
ten mich aber die ſehr vielen Lippen, welche
mit dem Rauche ſpielen, und die vielen

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[152[148]/0184] uns wol keine zu mehrerem und groͤſſerem Vergnuͤgen als das Geſicht und das Ge- hoͤr. Man kan dieſes darthun theils aus der Zeit, welche uns ein jeder Sinn ver- gnuͤget, theils aus dem hohen Grad der Beluſtigungen ſelbſt, und endlich aus der Gelegenheit, welche ein jeder Sinn der Einbildungs-Krafft, dem Gedaͤchtniß und der Vernunfft giebt, ſolche Vorſtellungen hervor zu bringen, die uns angenehm ſind. Was die Zeit betrifft, ſo uͤberlege ein jeder ſelbſt, ob er wol mehrere Stunden ſich durch den Geſchmack, Geruch und Gefuͤhl ergetze als durch das Geſicht und das Ge- hoͤr? Man zehle die Minuten zuſammen, da man etwas iſſet u. trincket, da man eine ſchoͤne Blume und angenehmen Balſam riecht, und da man durch die Beruͤhrung der Haut dem Gefuͤhl eine Beluſti- gende Kitzelung verurſachet, und halte ſie zuſammen mit der Zeit, da ein Anblick al- lerhand Coͤrper unſer Geſicht und ein ſuͤſ- ſer Ton und vergnuͤgendes Geſpraͤch un- ſer Gehoͤr beluſtiget: man wird vermuthlich finden, daß die Anzahl dieſer letzten Stunden die erſte Zeit bey weiten uͤbertreffe. Sol- ten mich aber die ſehr vielen Lippen, welche mit dem Rauche ſpielen, und die vielen ſpitzi-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 152[148]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/184>, abgerufen am 24.11.2024.