Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.wenige oder wol gar keine Ergetzung zu machen, ja sie sind ihm wol gar höchst ver- drießlich und unangenehm. Man kan dieses am besten in Gesellschafft, wo Leute von verschiedenen Neigungen zusammen sind, wahrnehmen. Sind ein Paar Sternseher da, so belustigen sie sich gleich etwa mit der Betrachtung des Mondes, seiner Flecke, Berge und Thäler, und un- tersuchen mit der grösten Begierde, ob den- selben auch wol Menschen bewohnen, und ob dieselbe kleine Zwerge oder grosse Rie- sen sind? Wohnen dieser Gesellschafft ein Paar Jäger bey, so wird ihnen Zeit und Weile lang, ehe dieses Gespräch zu Ende gehet, ja die Ohren thun ihnen wol gar so weh, daß sie vor Verdruß davon lauffen. Komt aber von ohngefehr ein schöner Hü- ner-Hund ins Zimmer und giebt Gelegen- heit von guten Jagd-Hunden zu reden: so wird von diesen eine angenehme Unterredung angefangen. Jhre Zunge wird gleich be- redt, und hält der eine seinem Wachtel, der andere seinem Petri und Manillie eine gantze Stunde eine Lob-Rede, und führen dieser Hunde Geschlecht-Register wol auf das fünffte und sechste Glied zu- rücke, welches im Gegentheil den erstern so
wenige oder wol gar keine Ergetzung zu machen, ja ſie ſind ihm wol gar hoͤchſt ver- drießlich und unangenehm. Man kan dieſes am beſten in Geſellſchafft, wo Leute von verſchiedenen Neigungen zuſammen ſind, wahrnehmen. Sind ein Paar Sternſeher da, ſo beluſtigen ſie ſich gleich etwa mit der Betrachtung des Mondes, ſeiner Flecke, Berge und Thaͤler, und un- terſuchen mit der groͤſten Begierde, ob den- ſelben auch wol Menſchen bewohnen, und ob dieſelbe kleine Zwerge oder groſſe Rie- ſen ſind? Wohnen dieſer Geſellſchafft ein Paar Jaͤger bey, ſo wird ihnen Zeit und Weile lang, ehe dieſes Geſpraͤch zu Ende gehet, ja die Ohren thun ihnen wol gar ſo weh, daß ſie vor Verdruß davon lauffen. Komt aber von ohngefehr ein ſchoͤner Huͤ- ner-Hund ins Zimmer und giebt Gelegen- heit von guten Jagd-Hunden zu reden: ſo wird von dieſen eine angenehme Unterredung angefangen. Jhre Zunge wird gleich be- redt, und haͤlt der eine ſeinem Wachtel, der andere ſeinem Petri und Manillie eine gantze Stunde eine Lob-Rede, und fuͤhren dieſer Hunde Geſchlecht-Regiſter wol auf das fuͤnffte und ſechſte Glied zu- ruͤcke, welches im Gegentheil den erſtern ſo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0178" n="146[142]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> wenige oder wol gar keine Ergetzung zu<lb/> machen, ja ſie ſind ihm wol gar hoͤchſt ver-<lb/> drießlich und unangenehm. Man kan<lb/> dieſes am beſten in Geſellſchafft, wo Leute<lb/> von verſchiedenen Neigungen zuſammen<lb/> ſind, wahrnehmen. Sind ein Paar<lb/> Sternſeher da, ſo beluſtigen ſie ſich gleich<lb/> etwa mit der Betrachtung des Mondes,<lb/> ſeiner Flecke, Berge und Thaͤler, und un-<lb/> terſuchen mit der groͤſten Begierde, ob den-<lb/> ſelben auch wol Menſchen bewohnen, und<lb/> ob dieſelbe kleine Zwerge oder groſſe Rie-<lb/> ſen ſind? Wohnen dieſer Geſellſchafft ein<lb/> Paar Jaͤger bey, ſo wird ihnen Zeit und<lb/> Weile lang, ehe dieſes Geſpraͤch zu Ende<lb/> gehet, ja die Ohren thun ihnen wol gar ſo<lb/> weh, daß ſie vor Verdruß davon lauffen.<lb/> Komt aber von ohngefehr ein ſchoͤner Huͤ-<lb/> ner-Hund ins Zimmer und giebt Gelegen-<lb/> heit von guten Jagd-Hunden zu reden: ſo<lb/> wird von dieſen eine angenehme Unterredung<lb/> angefangen. Jhre Zunge wird gleich be-<lb/> redt, und haͤlt der eine ſeinem <hi rendition="#fr">Wachtel,</hi><lb/> der andere ſeinem <hi rendition="#fr">Petri</hi> und <hi rendition="#fr">Manillie</hi><lb/> eine gantze Stunde eine Lob-Rede, und<lb/> fuͤhren dieſer Hunde Geſchlecht-Regiſter<lb/> wol auf das fuͤnffte und ſechſte Glied zu-<lb/> ruͤcke, welches im Gegentheil den erſtern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146[142]/0178]
wenige oder wol gar keine Ergetzung zu
machen, ja ſie ſind ihm wol gar hoͤchſt ver-
drießlich und unangenehm. Man kan
dieſes am beſten in Geſellſchafft, wo Leute
von verſchiedenen Neigungen zuſammen
ſind, wahrnehmen. Sind ein Paar
Sternſeher da, ſo beluſtigen ſie ſich gleich
etwa mit der Betrachtung des Mondes,
ſeiner Flecke, Berge und Thaͤler, und un-
terſuchen mit der groͤſten Begierde, ob den-
ſelben auch wol Menſchen bewohnen, und
ob dieſelbe kleine Zwerge oder groſſe Rie-
ſen ſind? Wohnen dieſer Geſellſchafft ein
Paar Jaͤger bey, ſo wird ihnen Zeit und
Weile lang, ehe dieſes Geſpraͤch zu Ende
gehet, ja die Ohren thun ihnen wol gar ſo
weh, daß ſie vor Verdruß davon lauffen.
Komt aber von ohngefehr ein ſchoͤner Huͤ-
ner-Hund ins Zimmer und giebt Gelegen-
heit von guten Jagd-Hunden zu reden: ſo
wird von dieſen eine angenehme Unterredung
angefangen. Jhre Zunge wird gleich be-
redt, und haͤlt der eine ſeinem Wachtel,
der andere ſeinem Petri und Manillie
eine gantze Stunde eine Lob-Rede, und
fuͤhren dieſer Hunde Geſchlecht-Regiſter
wol auf das fuͤnffte und ſechſte Glied zu-
ruͤcke, welches im Gegentheil den erſtern
ſo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |