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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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behaupten ja, daß die verklärten Leiber eine
ordentliche Menschen-Grösse haben sollen: wie
könten sie dieses annehmen, wenn sie glaubten,
daß alle unbeständige Theile, welche wir hier
jemahls ausgedunstet, solten zusammen gebracht
werden? Es würden daraus Leiber wie Berge,
nicht aber von menschlicher Grösse entstehen.
Woraus gnugsam erhellet, daß sie indentitatem
corporis humani numericam
nicht in der iden-
titate partium vagarum,
sondern constantium
suchen. Ja, was noch mehr ist, darff man,
wie einige annehmen, daß die aufferstandenen
Leiber keine Eingeweide haben werden, so wird
man die Identitatem corporis resurgen-
di numericam quoad substantiam
so gar nur
in identitatem partium constantium quarun-
dam
setzen müssen. Verstehen die Theologen aber
ihren Satz auf diese Weise, so wird man die Un-
möglichkeit der Auferstehung nicht daraus her-
leiten können. Denn man müste beweisen, daß die
beständigen Theile, aus welchen der Mensch von
seinem ersten Anfange zusammen gesetzt gewe-
sen, auch wiederum die beständigen Theile eines
andern menschlichen Leibes würden. Wo will
man aber tüchtige Gründe finden dieses zu be-
haupten? besonders, da man diejenigen noch mit
keiner Gewißheit eines Jrthums beschuldigen
kan, welche muthmassen, daß GOtt alle stami-
na humana
bey der ersten Schöpffung gemacht
und dergestalt in der Welt zerstreuet, daß sie
nach und nach an denjenigen Orth kommen, wo
sie gewisse spirituöse Theile in eine Bewegung
setzen und ihnen das Leben geben. Sind aber
auf diese Weise keine Gründe vorhanden, wo-
mit man die Auferstehung unserer Leiber be-
streiten und ihre Unmöglichkeit zeigen könne;
so ist auch keine Ursache da, warum wir an
demjenigen zweiffeln sollten, was uns die
Schrifft





behaupten ja, daß die verklaͤrten Leiber eine
ordentliche Menſchen-Groͤſſe haben ſollen: wie
koͤnten ſie dieſes annehmen, wenn ſie glaubten,
daß alle unbeſtaͤndige Theile, welche wir hier
jemahls ausgedunſtet, ſolten zuſammen gebracht
werden? Es wuͤrden daraus Leiber wie Berge,
nicht aber von menſchlicher Groͤſſe entſtehen.
Woraus gnugſam erhellet, daß ſie indentitatem
corporis humani numericam
nicht in der iden-
titate partium vagarum,
ſondern conſtantium
ſuchen. Ja, was noch mehr iſt, darff man,
wie einige annehmen, daß die aufferſtandenen
Leiber keine Eingeweide haben werden, ſo wird
man die Identitatem corporis reſurgen-
di numericam quoad ſubſtantiam
ſo gar nur
in identitatem partium conſtantium quarun-
dam
ſetzen muͤſſen. Verſtehen die Theologen aber
ihren Satz auf dieſe Weiſe, ſo wird man die Un-
moͤglichkeit der Auferſtehung nicht daraus her-
leiten koͤnnen. Denn man muͤſte beweiſen, daß die
beſtaͤndigen Theile, aus welchen der Menſch von
ſeinem erſten Anfange zuſammen geſetzt gewe-
ſen, auch wiederum die beſtaͤndigen Theile eines
andern menſchlichen Leibes wuͤrden. Wo will
man aber tuͤchtige Gruͤnde finden dieſes zu be-
haupten? beſonders, da man diejenigen noch mit
keiner Gewißheit eines Jrthums beſchuldigen
kan, welche muthmaſſen, daß GOtt alle ſtami-
na humana
bey der erſten Schoͤpffung gemacht
und dergeſtalt in der Welt zerſtreuet, daß ſie
nach und nach an denjenigen Orth kommen, wo
ſie gewiſſe ſpirituoͤſe Theile in eine Bewegung
ſetzen und ihnen das Leben geben. Sind aber
auf dieſe Weiſe keine Gruͤnde vorhanden, wo-
mit man die Auferſtehung unſerer Leiber be-
ſtreiten und ihre Unmoͤglichkeit zeigen koͤnne;
ſo iſt auch keine Urſache da, warum wir an
demjenigen zweiffeln ſollten, was uns die
Schrifft
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[128[124]/0160] (*) (*) behaupten ja, daß die verklaͤrten Leiber eine ordentliche Menſchen-Groͤſſe haben ſollen: wie koͤnten ſie dieſes annehmen, wenn ſie glaubten, daß alle unbeſtaͤndige Theile, welche wir hier jemahls ausgedunſtet, ſolten zuſammen gebracht werden? Es wuͤrden daraus Leiber wie Berge, nicht aber von menſchlicher Groͤſſe entſtehen. Woraus gnugſam erhellet, daß ſie indentitatem corporis humani numericam nicht in der iden- titate partium vagarum, ſondern conſtantium ſuchen. Ja, was noch mehr iſt, darff man, wie einige annehmen, daß die aufferſtandenen Leiber keine Eingeweide haben werden, ſo wird man die Identitatem corporis reſurgen- di numericam quoad ſubſtantiam ſo gar nur in identitatem partium conſtantium quarun- dam ſetzen muͤſſen. Verſtehen die Theologen aber ihren Satz auf dieſe Weiſe, ſo wird man die Un- moͤglichkeit der Auferſtehung nicht daraus her- leiten koͤnnen. Denn man muͤſte beweiſen, daß die beſtaͤndigen Theile, aus welchen der Menſch von ſeinem erſten Anfange zuſammen geſetzt gewe- ſen, auch wiederum die beſtaͤndigen Theile eines andern menſchlichen Leibes wuͤrden. Wo will man aber tuͤchtige Gruͤnde finden dieſes zu be- haupten? beſonders, da man diejenigen noch mit keiner Gewißheit eines Jrthums beſchuldigen kan, welche muthmaſſen, daß GOtt alle ſtami- na humana bey der erſten Schoͤpffung gemacht und dergeſtalt in der Welt zerſtreuet, daß ſie nach und nach an denjenigen Orth kommen, wo ſie gewiſſe ſpirituoͤſe Theile in eine Bewegung ſetzen und ihnen das Leben geben. Sind aber auf dieſe Weiſe keine Gruͤnde vorhanden, wo- mit man die Auferſtehung unſerer Leiber be- ſtreiten und ihre Unmoͤglichkeit zeigen koͤnne; ſo iſt auch keine Urſache da, warum wir an demjenigen zweiffeln ſollten, was uns die Schrifft

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 128[124]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/160>, abgerufen am 24.11.2024.