Korn, nehmlich, Weitzen oder der andern eins. Zu den Zeiten Pauli waren ebenfals Leute, welche auf ähnliche Arth die selige Hoffnung der Aufferste- hung zu nichte machen wolten. Sie frag- ten gleichfals: mit was vor Leibern wer- den denn die Todten hervorkommen? Paulus antwortet, um desto deutlicher und überführender zu reden, in einem Gleich- niß: Wie sichs nehmlich verhalte mit ei- nem Korne, das gesäet wird und in einen neuen Stengel aufschiesset: eben so sey auch die Verwesung und Auferstehung der Todten anzusehen. Wie das Korn, so in die Erde geworffen werde, nicht nach allen Theilen derjenige Cörper sey, der da werden solle, so sey auch diese zerbrech- liche Hütte, welche anjetzo unsere Seele auf eine kleine Zeit belebet, nicht in allem derjenige Leib, welchen wir in der Aufer- stehung wiederbekommen sollen. Hat dieses aber nach dem Ausspruch Pauli seine Richtigkeit, was bekümmern wir uns denn darum, aus was vor Theilen der künffti- ge verklärte Leib werde zusammen gesetzt werden, ob GOTT von denjenigen eini- ge nehmen werde, die wir vor zwantzig Jahren gehabt, oder, die wir mit in die
Grufft
Korn, nehmlich, Weitzen oder der andern eins. Zu den Zeiten Pauli waren ebenfals Leute, welche auf aͤhnliche Arth die ſelige Hoffnung der Aufferſte- hung zu nichte machen wolten. Sie frag- ten gleichfals: mit was vor Leibern wer- den denn die Todten hervorkommen? Paulus antwortet, um deſto deutlicher und uͤberfuͤhrender zu reden, in einem Gleich- niß: Wie ſichs nehmlich verhalte mit ei- nem Korne, das geſaͤet wird und in einen neuen Stengel aufſchieſſet: eben ſo ſey auch die Verweſung und Auferſtehung der Todten anzuſehen. Wie das Korn, ſo in die Erde geworffen werde, nicht nach allen Theilen derjenige Coͤrper ſey, der da werden ſolle, ſo ſey auch dieſe zerbrech- liche Huͤtte, welche anjetzo unſere Seele auf eine kleine Zeit belebet, nicht in allem derjenige Leib, welchen wir in der Aufer- ſtehung wiederbekommen ſollen. Hat dieſes aber nach dem Ausſpruch Pauli ſeine Richtigkeit, was bekuͤmmern wir uns denn darum, aus was vor Theilen der kuͤnffti- ge verklaͤrte Leib werde zuſammen geſetzt werden, ob GOTT von denjenigen eini- ge nehmen werde, die wir vor zwantzig Jahren gehabt, oder, die wir mit in die
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[120[116]/0152]
Korn, nehmlich, Weitzen oder der
andern eins. Zu den Zeiten Pauli
waren ebenfals Leute, welche auf aͤhnliche
Arth die ſelige Hoffnung der Aufferſte-
hung zu nichte machen wolten. Sie frag-
ten gleichfals: mit was vor Leibern wer-
den denn die Todten hervorkommen?
Paulus antwortet, um deſto deutlicher und
uͤberfuͤhrender zu reden, in einem Gleich-
niß: Wie ſichs nehmlich verhalte mit ei-
nem Korne, das geſaͤet wird und in einen
neuen Stengel aufſchieſſet: eben ſo ſey
auch die Verweſung und Auferſtehung
der Todten anzuſehen. Wie das Korn,
ſo in die Erde geworffen werde, nicht nach
allen Theilen derjenige Coͤrper ſey, der
da werden ſolle, ſo ſey auch dieſe zerbrech-
liche Huͤtte, welche anjetzo unſere Seele
auf eine kleine Zeit belebet, nicht in allem
derjenige Leib, welchen wir in der Aufer-
ſtehung wiederbekommen ſollen. Hat dieſes
aber nach dem Ausſpruch Pauli ſeine
Richtigkeit, was bekuͤmmern wir uns denn
darum, aus was vor Theilen der kuͤnffti-
ge verklaͤrte Leib werde zuſammen geſetzt
werden, ob GOTT von denjenigen eini-
ge nehmen werde, die wir vor zwantzig
Jahren gehabt, oder, die wir mit in die
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 120[116]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/152>, abgerufen am 23.11.2024.
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