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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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sammt und sonders in unserer Wissenschaft,
Kunst, oder anderen Geschäftigkeit, so gern
das Ueberschwängliche, das Wunderbare er-
reichen mögen, damit man uns ehre, uns
liebe, und -- nicht begreife! Seltsam,
daß wir nach demselben Maaße auch andre
ehren und lieben; dann aber uns plötzlich weg-
wenden, und nur -- was sich theoretisch dar-
thun, gewissermaaßen nach machen und, so,
mit Händen greifen läßt, der Mühe werth
achten wollen, unseren Blick darauf zu heften.

Ein finsteres Geheimniß liegt eben schwer
auf uns allen: das Geheimniß des Nichtseyns,
des Daseyns durch Vergänglichkeit, des Ver-
mögens mit und durch lauter Unvermögen --
das Geheimniß des Endlichen. Un-
endliches scheint der Stoff; Endlichkeit die
Form der Dinge zu seyn. Also wäre Nicht-
seyn
-- wenn die Begriffe von Endlichkeit
und Nichtseyn in einander fließen -- die Mög-
lichkeit
; Nichtseyn wäre die nächste Ursache
der Natur und ihres Inhalts!

U 3

ſammt und ſonders in unſerer Wiſſenſchaft,
Kunſt, oder anderen Geſchaͤftigkeit, ſo gern
das Ueberſchwaͤngliche, das Wunderbare er-
reichen moͤgen, damit man uns ehre, uns
liebe, und — nicht begreife! Seltſam,
daß wir nach demſelben Maaße auch andre
ehren und lieben; dann aber uns ploͤtzlich weg-
wenden, und nur — was ſich theoretiſch dar-
thun, gewiſſermaaßen nach machen und, ſo,
mit Haͤnden greifen laͤßt, der Muͤhe werth
achten wollen, unſeren Blick darauf zu heften.

Ein finſteres Geheimniß liegt eben ſchwer
auf uns allen: das Geheimniß des Nichtſeyns,
des Daſeyns durch Vergaͤnglichkeit, des Ver-
moͤgens mit und durch lauter Unvermoͤgen —
das Geheimniß des Endlichen. Un-
endliches ſcheint der Stoff; Endlichkeit die
Form der Dinge zu ſeyn. Alſo waͤre Nicht-
ſeyn
— wenn die Begriffe von Endlichkeit
und Nichtſeyn in einander fließen — die Moͤg-
lichkeit
; Nichtſeyn waͤre die naͤchſte Urſache
der Natur und ihres Inhalts!

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[309/0347] ſammt und ſonders in unſerer Wiſſenſchaft, Kunſt, oder anderen Geſchaͤftigkeit, ſo gern das Ueberſchwaͤngliche, das Wunderbare er- reichen moͤgen, damit man uns ehre, uns liebe, und — nicht begreife! Seltſam, daß wir nach demſelben Maaße auch andre ehren und lieben; dann aber uns ploͤtzlich weg- wenden, und nur — was ſich theoretiſch dar- thun, gewiſſermaaßen nach machen und, ſo, mit Haͤnden greifen laͤßt, der Muͤhe werth achten wollen, unſeren Blick darauf zu heften. Ein finſteres Geheimniß liegt eben ſchwer auf uns allen: das Geheimniß des Nichtſeyns, des Daſeyns durch Vergaͤnglichkeit, des Ver- moͤgens mit und durch lauter Unvermoͤgen — das Geheimniß des Endlichen. Un- endliches ſcheint der Stoff; Endlichkeit die Form der Dinge zu ſeyn. Alſo waͤre Nicht- ſeyn — wenn die Begriffe von Endlichkeit und Nichtſeyn in einander fließen — die Moͤg- lichkeit; Nichtſeyn waͤre die naͤchſte Urſache der Natur und ihres Inhalts! U 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/347>, abgerufen am 22.11.2024.