sein Blick Dich finde, Dir begegne, und der Deinige ihn fasse! Liebe kann vielleicht ihn retten; kann vielleicht zuerst in seinem Her- zen den Geschmack an Lauterkeit und Unschuid wieder rege machen. O, so komm doch! komm und entzünde den Strahl in seinem Auge, der alle Sehkraft an sich zieht, da- mit er aufhöre, leichtfertig umher zu gaffen; damit ihm sein Auge ein Licht werde. Fülle ihm den Busen mit Ahndungen jener Wonne, die keinen Zusatz verträgt, damit er nüchtern werde, und, was Leben, und, was Freude ist, erfahren lerne!
O jener Tage, wo ich noch glaubte, selbst berufen zu seyn, Dein Wesen in Liebe zu erwecken, durch Liebe zu heiligen!
Eduard, ich hätte alles geduldet, alles entbehrt, um Deinetwillen!
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ſein Blick Dich finde, Dir begegne, und der Deinige ihn faſſe! Liebe kann vielleicht ihn retten; kann vielleicht zuerſt in ſeinem Her- zen den Geſchmack an Lauterkeit und Unſchuid wieder rege machen. O, ſo komm doch! komm und entzuͤnde den Strahl in ſeinem Auge, der alle Sehkraft an ſich zieht, da- mit er aufhoͤre, leichtfertig umher zu gaffen; damit ihm ſein Auge ein Licht werde. Fuͤlle ihm den Buſen mit Ahndungen jener Wonne, die keinen Zuſatz vertraͤgt, damit er nuͤchtern werde, und, was Leben, und, was Freude iſt, erfahren lerne!
O jener Tage, wo ich noch glaubte, ſelbſt berufen zu ſeyn, Dein Weſen in Liebe zu erwecken, durch Liebe zu heiligen!
Eduard, ich haͤtte alles geduldet, alles entbehrt, um Deinetwillen!
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ſein Blick Dich finde, Dir begegne, und der
Deinige ihn faſſe! Liebe kann vielleicht ihn
retten; kann vielleicht zuerſt in ſeinem Her-
zen den Geſchmack an Lauterkeit und Unſchuid
wieder rege machen. O, ſo komm doch!
komm und entzuͤnde den Strahl in ſeinem
Auge, der alle Sehkraft an ſich zieht, da-
mit er aufhoͤre, leichtfertig umher zu gaffen;
damit ihm ſein Auge ein Licht werde. Fuͤlle
ihm den Buſen mit Ahndungen jener Wonne,
die keinen Zuſatz vertraͤgt, damit er nuͤchtern
werde, und, was Leben, und, was Freude
iſt, erfahren lerne!
O jener Tage, wo ich noch glaubte,
ſelbſt berufen zu ſeyn, Dein Weſen in
Liebe zu erwecken, durch Liebe zu heiligen!
Eduard, ich haͤtte alles geduldet, alles
entbehrt, um Deinetwillen!
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/315>, abgerufen am 24.11.2024.
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