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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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Herrliche! in Deinem Wissen und Nichtwissen;
in Deinem Stolz und in Deiner Demuth.

Was Clerdon zu dem Manne mit dem
lauter hieher und daher sagte: "es sey
der Instinkt des Buchstabens, die Vernunft
unter sich zu bringen
," ist mir wie ein
Blitz durch die Seele gefahren. Es erinnerte
mich an ein treffendes Wort von Fenelon.

"Der Mensch in seinem verkehrten Wesen,
sagt Fenelon, hat nur Augen, um Schatten
zu erblicken; und die Wahrheit erscheint ihm
als ein Trugbild. Was Nichts ist, hält er
für Etwas; und was Etwas über Alles ist,
hält er für Nichts.

Du findest diese Stelle in seinem Buche
vom Daseyn Gottes, am Schlusse des ersten
Theils, wo er die Gottheit anredet. Laß
mich nur diese Eine Stelle hier einrücken.

"Wärest Du ein ohnmächtiger, lebloser

O 3

Herrliche! in Deinem Wiſſen und Nichtwiſſen;
in Deinem Stolz und in Deiner Demuth.

Was Clerdon zu dem Manne mit dem
lauter hieher und daher ſagte: „es ſey
der Inſtinkt des Buchſtabens, die Vernunft
unter ſich zu bringen
,“ iſt mir wie ein
Blitz durch die Seele gefahren. Es erinnerte
mich an ein treffendes Wort von Fenelon.

„Der Menſch in ſeinem verkehrten Weſen,
ſagt Fenelon, hat nur Augen, um Schatten
zu erblicken; und die Wahrheit erſcheint ihm
als ein Trugbild. Was Nichts iſt, haͤlt er
fuͤr Etwas; und was Etwas uͤber Alles iſt,
haͤlt er fuͤr Nichts.

Du findeſt dieſe Stelle in ſeinem Buche
vom Daſeyn Gottes, am Schluſſe des erſten
Theils, wo er die Gottheit anredet. Laß
mich nur dieſe Eine Stelle hier einruͤcken.

„Waͤreſt Du ein ohnmaͤchtiger, lebloſer

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[213/0251] Herrliche! in Deinem Wiſſen und Nichtwiſſen; in Deinem Stolz und in Deiner Demuth. Was Clerdon zu dem Manne mit dem lauter hieher und daher ſagte: „es ſey der Inſtinkt des Buchſtabens, die Vernunft unter ſich zu bringen,“ iſt mir wie ein Blitz durch die Seele gefahren. Es erinnerte mich an ein treffendes Wort von Fenelon. „Der Menſch in ſeinem verkehrten Weſen, ſagt Fenelon, hat nur Augen, um Schatten zu erblicken; und die Wahrheit erſcheint ihm als ein Trugbild. Was Nichts iſt, haͤlt er fuͤr Etwas; und was Etwas uͤber Alles iſt, haͤlt er fuͤr Nichts. Du findeſt dieſe Stelle in ſeinem Buche vom Daſeyn Gottes, am Schluſſe des erſten Theils, wo er die Gottheit anredet. Laß mich nur dieſe Eine Stelle hier einruͤcken. „Waͤreſt Du ein ohnmaͤchtiger, lebloſer O 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/251>, abgerufen am 22.11.2024.