bekam. Der Muth, den mir das machte, hatte mich verführt, etwas zuviel zu wagen, und ich war in einer ziemlich argen Klemme, da die Thüre aufgieng, und wir Allwilln, mit einer Rolle Papier in der Hand, ins Zimmer treten sahen. Clerdon rief ihn den Augenblick zum Richter auf, und, ohne die Amazoninnen zu fragen, ob sie den Schiedsmann sich wollten gefallen lassen, erzählte er ihm den ganzen Streit; diesmal -- ich muß ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen -- ziemlich ehrlich. Allwill entschied, ohne weiter zu fragen, für Amalien und mich. Darauf besann sich Clerdon, All- will könne nicht Richter seyn, weil er überall den Damen geschworen habe. Gut! sagte All- will; ich bin auch lieber geradezu Partey, und richte mit dem Schwerdt.
Clerdon sollte sich entschließen, verlangte Allwill, entweder meine Beschuldigung gelten zu lassen: daß wir, nach seiner Philosophie, mit unsern Ohren überall nur unsere eigenen Ohren hörten; mit unseren Augen überall
K
bekam. Der Muth, den mir das machte, hatte mich verfuͤhrt, etwas zuviel zu wagen, und ich war in einer ziemlich argen Klemme, da die Thuͤre aufgieng, und wir Allwilln, mit einer Rolle Papier in der Hand, ins Zimmer treten ſahen. Clerdon rief ihn den Augenblick zum Richter auf, und, ohne die Amazoninnen zu fragen, ob ſie den Schiedsmann ſich wollten gefallen laſſen, erzaͤhlte er ihm den ganzen Streit; diesmal — ich muß ihm Gerechtigkeit widerfahren laſſen — ziemlich ehrlich. Allwill entſchied, ohne weiter zu fragen, fuͤr Amalien und mich. Darauf beſann ſich Clerdon, All- will koͤnne nicht Richter ſeyn, weil er uͤberall den Damen geſchworen habe. Gut! ſagte All- will; ich bin auch lieber geradezu Partey, und richte mit dem Schwerdt.
Clerdon ſollte ſich entſchließen, verlangte Allwill, entweder meine Beſchuldigung gelten zu laſſen: daß wir, nach ſeiner Philoſophie, mit unſern Ohren uͤberall nur unſere eigenen Ohren hoͤrten; mit unſeren Augen uͤberall
K
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><div><p><pbfacs="#f0183"n="145"/>
bekam. Der Muth, den mir das machte,<lb/>
hatte mich verfuͤhrt, etwas zuviel zu wagen,<lb/>
und ich war in einer ziemlich argen Klemme,<lb/>
da die Thuͤre aufgieng, und wir Allwilln, mit<lb/>
einer Rolle Papier in der Hand, ins Zimmer<lb/>
treten ſahen. Clerdon rief ihn den Augenblick<lb/>
zum Richter auf, und, ohne die Amazoninnen<lb/>
zu fragen, ob ſie den Schiedsmann ſich wollten<lb/>
gefallen laſſen, erzaͤhlte er ihm den ganzen<lb/>
Streit; diesmal — ich muß ihm Gerechtigkeit<lb/>
widerfahren laſſen — ziemlich ehrlich. Allwill<lb/>
entſchied, ohne weiter zu fragen, fuͤr Amalien<lb/>
und mich. Darauf beſann ſich Clerdon, All-<lb/>
will koͤnne nicht Richter ſeyn, weil er uͤberall<lb/>
den Damen geſchworen habe. Gut! ſagte All-<lb/>
will; ich bin auch lieber geradezu Partey, und<lb/>
richte mit dem Schwerdt.</p><lb/><p>Clerdon ſollte ſich entſchließen, verlangte<lb/>
Allwill, entweder meine Beſchuldigung gelten<lb/>
zu laſſen: daß wir, nach ſeiner Philoſophie,<lb/>
mit unſern Ohren uͤberall nur unſere <hirendition="#g">eigenen<lb/>
Ohren</hi> hoͤrten; mit unſeren Augen uͤberall<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[145/0183]
bekam. Der Muth, den mir das machte,
hatte mich verfuͤhrt, etwas zuviel zu wagen,
und ich war in einer ziemlich argen Klemme,
da die Thuͤre aufgieng, und wir Allwilln, mit
einer Rolle Papier in der Hand, ins Zimmer
treten ſahen. Clerdon rief ihn den Augenblick
zum Richter auf, und, ohne die Amazoninnen
zu fragen, ob ſie den Schiedsmann ſich wollten
gefallen laſſen, erzaͤhlte er ihm den ganzen
Streit; diesmal — ich muß ihm Gerechtigkeit
widerfahren laſſen — ziemlich ehrlich. Allwill
entſchied, ohne weiter zu fragen, fuͤr Amalien
und mich. Darauf beſann ſich Clerdon, All-
will koͤnne nicht Richter ſeyn, weil er uͤberall
den Damen geſchworen habe. Gut! ſagte All-
will; ich bin auch lieber geradezu Partey, und
richte mit dem Schwerdt.
Clerdon ſollte ſich entſchließen, verlangte
Allwill, entweder meine Beſchuldigung gelten
zu laſſen: daß wir, nach ſeiner Philoſophie,
mit unſern Ohren uͤberall nur unſere eigenen
Ohren hoͤrten; mit unſeren Augen uͤberall
K
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/183>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.