Du weißt von Amalia, daß wir Deinen Brief erhalten haben, und mit dem Briefe zu ihr kommen wollten. Uns hatte dieser Brief trau- rig gemacht, und ich weiß nicht in was für eine Bangigkeit versetzt, die wir uns selbst nicht zu erklären wußten, und wovon wir ganz miß- müthig waren. Amli schalt uns darüber, erzählte uns was Sie Dir geschrieben hätte, hieß uns gutes Muths seyn, und flößte uns eine solche Zuversicht zu Deinem nahen Kom- men ein, daß wir heiter, und, am Ende, lauter Freude mit ihr wurden. Da sie uns wie- der froh hatte, warnte sie uns hinterher noch einmal: nicht, sagte sie, vor dem betrübt, sondern vor dem trübe seyn.
Was Du von Allwill schreibst, war ihr, wegen Clerdon, sehr willkommen; ob es gleich,
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XIII. Lenore an Sylli.
Heimfeld, den 22ten Maͤrz.
Du weißt von Amalia, daß wir Deinen Brief erhalten haben, und mit dem Briefe zu ihr kommen wollten. Uns hatte dieſer Brief trau- rig gemacht, und ich weiß nicht in was fuͤr eine Bangigkeit verſetzt, die wir uns ſelbſt nicht zu erklaͤren wußten, und wovon wir ganz miß- muͤthig waren. Amli ſchalt uns daruͤber, erzaͤhlte uns was Sie Dir geſchrieben haͤtte, hieß uns gutes Muths ſeyn, und floͤßte uns eine ſolche Zuverſicht zu Deinem nahen Kom- men ein, daß wir heiter, und, am Ende, lauter Freude mit ihr wurden. Da ſie uns wie- der froh hatte, warnte ſie uns hinterher noch einmal: nicht, ſagte ſie, vor dem betruͤbt, ſondern vor dem truͤbe ſeyn.
Was Du von Allwill ſchreibſt, war ihr, wegen Clerdon, ſehr willkommen; ob es gleich,
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XIII.
Lenore an Sylli.
Heimfeld, den 22ten Maͤrz.
Du weißt von Amalia, daß wir Deinen
Brief erhalten haben, und mit dem Briefe zu ihr
kommen wollten. Uns hatte dieſer Brief trau-
rig gemacht, und ich weiß nicht in was fuͤr
eine Bangigkeit verſetzt, die wir uns ſelbſt nicht
zu erklaͤren wußten, und wovon wir ganz miß-
muͤthig waren. Amli ſchalt uns daruͤber,
erzaͤhlte uns was Sie Dir geſchrieben haͤtte,
hieß uns gutes Muths ſeyn, und floͤßte uns
eine ſolche Zuverſicht zu Deinem nahen Kom-
men ein, daß wir heiter, und, am Ende,
lauter Freude mit ihr wurden. Da ſie uns wie-
der froh hatte, warnte ſie uns hinterher noch
einmal: nicht, ſagte ſie, vor dem betruͤbt,
ſondern vor dem truͤbe ſeyn.
Was Du von Allwill ſchreibſt, war ihr,
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/157>, abgerufen am 21.11.2024.
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