Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

bender Menschheit) allemal nur die Geburt
irgend einer ersprießlichen Hauptneigung, wel-
che dem Menschen Beruf ertheilte, und
Plan! Wo Einheit der Neigungen
entsteht, da macht sich die Einheit des
Wandels von selbst; da bildet der Mensch
seine erwählte Lage aus; formt sie je mehr und
mehr zum Ganzen: und nun, je eingeschränkter
von der Einen Seite, desto freyer von allen
übrigen; verletzbar nur in Einem Punkte
seines Wesens; in ihm selbst gewiß; muthig;
begnügt; und darum unabhängig, edel, ge-
fällig und von ganzer Seele gut. Greif es an
allen Enden; Du wirst finden: gerader Sinn,
dringendes Geschäfte, und darin Emsigkeit
und Treue mit Lust, sind die Eckpfosten aller
Glückseligkeit und Tugend.

Nun erinnere Dich, was ich im Anfange
dieses Briefes über Nebel und ordentlichen
Wandel philosophierte. Vielleicht klang es
Dir leichtfertig; tiefer erwogen, wie wahr?
Wie dumpfen Sinnes, wie erstorben muß der

bender Menſchheit) allemal nur die Geburt
irgend einer erſprießlichen Hauptneigung, wel-
che dem Menſchen Beruf ertheilte, und
Plan! Wo Einheit der Neigungen
entſteht, da macht ſich die Einheit des
Wandels von ſelbſt; da bildet der Menſch
ſeine erwaͤhlte Lage aus; formt ſie je mehr und
mehr zum Ganzen: und nun, je eingeſchraͤnkter
von der Einen Seite, deſto freyer von allen
uͤbrigen; verletzbar nur in Einem Punkte
ſeines Weſens; in ihm ſelbſt gewiß; muthig;
begnuͤgt; und darum unabhaͤngig, edel, ge-
faͤllig und von ganzer Seele gut. Greif es an
allen Enden; Du wirſt finden: gerader Sinn,
dringendes Geſchaͤfte, und darin Emſigkeit
und Treue mit Luſt, ſind die Eckpfoſten aller
Gluͤckſeligkeit und Tugend.

Nun erinnere Dich, was ich im Anfange
dieſes Briefes uͤber Nebel und ordentlichen
Wandel philoſophierte. Vielleicht klang es
Dir leichtfertig; tiefer erwogen, wie wahr?
Wie dumpfen Sinnes, wie erſtorben muß der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0122" n="84"/>
bender Men&#x017F;chheit) allemal nur die Geburt<lb/>
irgend einer er&#x017F;prießlichen Hauptneigung, wel-<lb/>
che dem Men&#x017F;chen <hi rendition="#g">Beruf</hi> ertheilte, und<lb/><hi rendition="#g">Plan</hi>! Wo <hi rendition="#g">Einheit der Neigungen</hi><lb/>
ent&#x017F;teht, da macht &#x017F;ich die <hi rendition="#g">Einheit des<lb/>
Wandels</hi> von &#x017F;elb&#x017F;t; da bildet der Men&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;eine erwa&#x0364;hlte Lage aus; formt &#x017F;ie je mehr und<lb/>
mehr zum Ganzen: und nun, je einge&#x017F;chra&#x0364;nkter<lb/>
von der Einen Seite, de&#x017F;to freyer von allen<lb/>
u&#x0364;brigen; verletzbar nur in <hi rendition="#g">Einem Punkte</hi><lb/>
&#x017F;eines We&#x017F;ens; in ihm &#x017F;elb&#x017F;t gewiß; muthig;<lb/>
begnu&#x0364;gt; und darum unabha&#x0364;ngig, edel, ge-<lb/>
fa&#x0364;llig und von ganzer Seele gut. Greif es an<lb/>
allen Enden; Du wir&#x017F;t finden: gerader Sinn,<lb/>
dringendes Ge&#x017F;cha&#x0364;fte, und darin Em&#x017F;igkeit<lb/>
und Treue <hi rendition="#g">mit Lu&#x017F;t</hi>, &#x017F;ind die Eckpfo&#x017F;ten aller<lb/>
Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit und Tugend.</p><lb/>
          <p>Nun erinnere Dich, was ich im Anfange<lb/>
die&#x017F;es Briefes u&#x0364;ber Nebel und ordentlichen<lb/>
Wandel philo&#x017F;ophierte. Vielleicht klang es<lb/>
Dir leichtfertig; tiefer erwogen, wie wahr?<lb/>
Wie dumpfen Sinnes, wie er&#x017F;torben muß der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0122] bender Menſchheit) allemal nur die Geburt irgend einer erſprießlichen Hauptneigung, wel- che dem Menſchen Beruf ertheilte, und Plan! Wo Einheit der Neigungen entſteht, da macht ſich die Einheit des Wandels von ſelbſt; da bildet der Menſch ſeine erwaͤhlte Lage aus; formt ſie je mehr und mehr zum Ganzen: und nun, je eingeſchraͤnkter von der Einen Seite, deſto freyer von allen uͤbrigen; verletzbar nur in Einem Punkte ſeines Weſens; in ihm ſelbſt gewiß; muthig; begnuͤgt; und darum unabhaͤngig, edel, ge- faͤllig und von ganzer Seele gut. Greif es an allen Enden; Du wirſt finden: gerader Sinn, dringendes Geſchaͤfte, und darin Emſigkeit und Treue mit Luſt, ſind die Eckpfoſten aller Gluͤckſeligkeit und Tugend. Nun erinnere Dich, was ich im Anfange dieſes Briefes uͤber Nebel und ordentlichen Wandel philoſophierte. Vielleicht klang es Dir leichtfertig; tiefer erwogen, wie wahr? Wie dumpfen Sinnes, wie erſtorben muß der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/122
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/122>, abgerufen am 23.11.2024.