sie ihm Alles genommen haben, sonst verkömmt er gar. Ich wäre längst verhungert, aber ich fraß meine Rache, und so blieb ich leben. Es steht wohl geschrieben: Segnet, die Euch fluchen, aber es giebt Keinen, Keinen auf Erden, für den es geschrieben steht, zum wenigsten keinen Unglück- lichen.
Nun, und was soll ich mit dieser ganzen son- derbaren Geschichte anfangen? Was treibt Euch, sie gerade mir und jetzt zu erzählen? fragte der Sammler.
Der Patriotencaspar erhob sich und sagte: Herr Schmitz, ich will nun mein Recht haben. Ich habe mein Herze befriedigt und nun will ich mein Recht deßgleichen haben. Ich will nicht län- ger unter dem Banne von meines Gleichen leben, sondern mein Urtel haben von den Gerichten des Königs. Ihnen habe ich die Sache erzählt, weil Sie sich doch auch auf Amtssachen verstehen, damit Sie ein hübsches und richtiges Protocoll aufneh- men, worin Alles gehörig steht von Nothwehr und von den Zeugen, denen der Fritze gesagt hat, er wolle mir auflauern, (denn es leben ihrer noch Einige;) damit mir nicht der Kopf abgehauen wird.
ſie ihm Alles genommen haben, ſonſt verkömmt er gar. Ich wäre längſt verhungert, aber ich fraß meine Rache, und ſo blieb ich leben. Es ſteht wohl geſchrieben: Segnet, die Euch fluchen, aber es giebt Keinen, Keinen auf Erden, für den es geſchrieben ſteht, zum wenigſten keinen Unglück- lichen.
Nun, und was ſoll ich mit dieſer ganzen ſon- derbaren Geſchichte anfangen? Was treibt Euch, ſie gerade mir und jetzt zu erzählen? fragte der Sammler.
Der Patriotencaspar erhob ſich und ſagte: Herr Schmitz, ich will nun mein Recht haben. Ich habe mein Herze befriedigt und nun will ich mein Recht deßgleichen haben. Ich will nicht län- ger unter dem Banne von meines Gleichen leben, ſondern mein Urtel haben von den Gerichten des Königs. Ihnen habe ich die Sache erzählt, weil Sie ſich doch auch auf Amtsſachen verſtehen, damit Sie ein hübſches und richtiges Protocoll aufneh- men, worin Alles gehörig ſteht von Nothwehr und von den Zeugen, denen der Fritze geſagt hat, er wolle mir auflauern, (denn es leben ihrer noch Einige;) damit mir nicht der Kopf abgehauen wird.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0075"n="63"/>ſie ihm Alles genommen haben, ſonſt verkömmt<lb/>
er gar. Ich wäre längſt verhungert, aber ich fraß<lb/>
meine Rache, und ſo blieb ich leben. Es ſteht<lb/>
wohl geſchrieben: Segnet, die Euch fluchen, aber<lb/>
es giebt Keinen, Keinen auf Erden, <hirendition="#g">für</hi> den es<lb/>
geſchrieben ſteht, zum wenigſten keinen Unglück-<lb/>
lichen.</p><lb/><p>Nun, und was ſoll <hirendition="#g">ich</hi> mit dieſer ganzen ſon-<lb/>
derbaren Geſchichte anfangen? Was treibt Euch,<lb/>ſie gerade mir und jetzt zu erzählen? fragte der<lb/>
Sammler.</p><lb/><p>Der Patriotencaspar erhob ſich und ſagte:<lb/>
Herr Schmitz, ich will nun mein Recht haben.<lb/>
Ich habe mein Herze befriedigt und nun will ich<lb/>
mein Recht deßgleichen haben. Ich will nicht län-<lb/>
ger unter dem Banne von meines Gleichen leben,<lb/>ſondern mein Urtel haben von den Gerichten des<lb/>
Königs. Ihnen habe ich die Sache erzählt, weil<lb/>
Sie ſich doch auch auf Amtsſachen verſtehen, damit<lb/>
Sie ein hübſches und richtiges Protocoll aufneh-<lb/>
men, worin Alles gehörig ſteht von Nothwehr und<lb/>
von den Zeugen, denen der Fritze geſagt hat, er<lb/>
wolle mir auflauern, (denn es leben ihrer noch<lb/>
Einige;) damit mir nicht der Kopf abgehauen wird.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[63/0075]
ſie ihm Alles genommen haben, ſonſt verkömmt
er gar. Ich wäre längſt verhungert, aber ich fraß
meine Rache, und ſo blieb ich leben. Es ſteht
wohl geſchrieben: Segnet, die Euch fluchen, aber
es giebt Keinen, Keinen auf Erden, für den es
geſchrieben ſteht, zum wenigſten keinen Unglück-
lichen.
Nun, und was ſoll ich mit dieſer ganzen ſon-
derbaren Geſchichte anfangen? Was treibt Euch,
ſie gerade mir und jetzt zu erzählen? fragte der
Sammler.
Der Patriotencaspar erhob ſich und ſagte:
Herr Schmitz, ich will nun mein Recht haben.
Ich habe mein Herze befriedigt und nun will ich
mein Recht deßgleichen haben. Ich will nicht län-
ger unter dem Banne von meines Gleichen leben,
ſondern mein Urtel haben von den Gerichten des
Königs. Ihnen habe ich die Sache erzählt, weil
Sie ſich doch auch auf Amtsſachen verſtehen, damit
Sie ein hübſches und richtiges Protocoll aufneh-
men, worin Alles gehörig ſteht von Nothwehr und
von den Zeugen, denen der Fritze geſagt hat, er
wolle mir auflauern, (denn es leben ihrer noch
Einige;) damit mir nicht der Kopf abgehauen wird.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/75>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.