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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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sie ihm Alles genommen haben, sonst verkömmt
er gar. Ich wäre längst verhungert, aber ich fraß
meine Rache, und so blieb ich leben. Es steht
wohl geschrieben: Segnet, die Euch fluchen, aber
es giebt Keinen, Keinen auf Erden, für den es
geschrieben steht, zum wenigsten keinen Unglück-
lichen.

Nun, und was soll ich mit dieser ganzen son-
derbaren Geschichte anfangen? Was treibt Euch,
sie gerade mir und jetzt zu erzählen? fragte der
Sammler.

Der Patriotencaspar erhob sich und sagte:
Herr Schmitz, ich will nun mein Recht haben.
Ich habe mein Herze befriedigt und nun will ich
mein Recht deßgleichen haben. Ich will nicht län-
ger unter dem Banne von meines Gleichen leben,
sondern mein Urtel haben von den Gerichten des
Königs. Ihnen habe ich die Sache erzählt, weil
Sie sich doch auch auf Amtssachen verstehen, damit
Sie ein hübsches und richtiges Protocoll aufneh-
men, worin Alles gehörig steht von Nothwehr und
von den Zeugen, denen der Fritze gesagt hat, er
wolle mir auflauern, (denn es leben ihrer noch
Einige;) damit mir nicht der Kopf abgehauen wird.

ſie ihm Alles genommen haben, ſonſt verkömmt
er gar. Ich wäre längſt verhungert, aber ich fraß
meine Rache, und ſo blieb ich leben. Es ſteht
wohl geſchrieben: Segnet, die Euch fluchen, aber
es giebt Keinen, Keinen auf Erden, für den es
geſchrieben ſteht, zum wenigſten keinen Unglück-
lichen.

Nun, und was ſoll ich mit dieſer ganzen ſon-
derbaren Geſchichte anfangen? Was treibt Euch,
ſie gerade mir und jetzt zu erzählen? fragte der
Sammler.

Der Patriotencaspar erhob ſich und ſagte:
Herr Schmitz, ich will nun mein Recht haben.
Ich habe mein Herze befriedigt und nun will ich
mein Recht deßgleichen haben. Ich will nicht län-
ger unter dem Banne von meines Gleichen leben,
ſondern mein Urtel haben von den Gerichten des
Königs. Ihnen habe ich die Sache erzählt, weil
Sie ſich doch auch auf Amtsſachen verſtehen, damit
Sie ein hübſches und richtiges Protocoll aufneh-
men, worin Alles gehörig ſteht von Nothwehr und
von den Zeugen, denen der Fritze geſagt hat, er
wolle mir auflauern, (denn es leben ihrer noch
Einige;) damit mir nicht der Kopf abgehauen wird.

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[63/0075] ſie ihm Alles genommen haben, ſonſt verkömmt er gar. Ich wäre längſt verhungert, aber ich fraß meine Rache, und ſo blieb ich leben. Es ſteht wohl geſchrieben: Segnet, die Euch fluchen, aber es giebt Keinen, Keinen auf Erden, für den es geſchrieben ſteht, zum wenigſten keinen Unglück- lichen. Nun, und was ſoll ich mit dieſer ganzen ſon- derbaren Geſchichte anfangen? Was treibt Euch, ſie gerade mir und jetzt zu erzählen? fragte der Sammler. Der Patriotencaspar erhob ſich und ſagte: Herr Schmitz, ich will nun mein Recht haben. Ich habe mein Herze befriedigt und nun will ich mein Recht deßgleichen haben. Ich will nicht län- ger unter dem Banne von meines Gleichen leben, ſondern mein Urtel haben von den Gerichten des Königs. Ihnen habe ich die Sache erzählt, weil Sie ſich doch auch auf Amtsſachen verſtehen, damit Sie ein hübſches und richtiges Protocoll aufneh- men, worin Alles gehörig ſteht von Nothwehr und von den Zeugen, denen der Fritze geſagt hat, er wolle mir auflauern, (denn es leben ihrer noch Einige;) damit mir nicht der Kopf abgehauen wird.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/75>, abgerufen am 27.04.2024.