ich, weil ich nicht verfolgt wurde, bei einem Nach- bar vorsprechen, aber der schob zur Hinterthüre hinaus, als ich in die Vorderthüre trat. Im Kruge rückten sie zischelnd zusammen, als ich kam und riefen den Wirth bei Seite und sprachen sacht mit ihm und der kam dann zu mir und sagte: Caspar, Ihr könnt nicht verlangen, daß ich um Euretwillen meine Nahrung einbüße. Sie wollen nicht mehr bei mir sitzen, wenn ich Euch zapfe. -- Nicht mehr bei Euch sitzen? fragte ich wild. -- Still! rief er. Ich will's Euch heute Abend offenbaren, Ihr habt mir manchen Thaler zu ver- dienen gegeben, und darum kann ich Euch den Gefallen wohl thun. Kommt heute Abend, wenn Alles zur Ruhe ist, her, da sag' ich's Euch.
So ging ich denn den Abend, wie Polizei- stunde geboten war, und Niemand mehr in der Stube saß, zu ihm. Und da erzählte er mir, daß der Hofschulze über den Tod seines Jungen mit den Anderen zusammen gewesen sei droben am Freistuhl, und habe gesagt, er wolle keine Anzeige wider mich machen, und Keiner solle es thun, aber er habe mich mit seinem Schwert von Carolus Magnus verfeimt und geächtet, und die
ich, weil ich nicht verfolgt wurde, bei einem Nach- bar vorſprechen, aber der ſchob zur Hinterthüre hinaus, als ich in die Vorderthüre trat. Im Kruge rückten ſie ziſchelnd zuſammen, als ich kam und riefen den Wirth bei Seite und ſprachen ſacht mit ihm und der kam dann zu mir und ſagte: Caspar, Ihr könnt nicht verlangen, daß ich um Euretwillen meine Nahrung einbüße. Sie wollen nicht mehr bei mir ſitzen, wenn ich Euch zapfe. — Nicht mehr bei Euch ſitzen? fragte ich wild. — Still! rief er. Ich will’s Euch heute Abend offenbaren, Ihr habt mir manchen Thaler zu ver- dienen gegeben, und darum kann ich Euch den Gefallen wohl thun. Kommt heute Abend, wenn Alles zur Ruhe iſt, her, da ſag’ ich’s Euch.
So ging ich denn den Abend, wie Polizei- ſtunde geboten war, und Niemand mehr in der Stube ſaß, zu ihm. Und da erzählte er mir, daß der Hofſchulze über den Tod ſeines Jungen mit den Anderen zuſammen geweſen ſei droben am Freiſtuhl, und habe geſagt, er wolle keine Anzeige wider mich machen, und Keiner ſolle es thun, aber er habe mich mit ſeinem Schwert von Carolus Magnus verfeimt und geächtet, und die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0070"n="58"/>
ich, weil ich nicht verfolgt wurde, bei einem Nach-<lb/>
bar vorſprechen, aber der ſchob zur Hinterthüre<lb/>
hinaus, als ich in die Vorderthüre trat. Im<lb/>
Kruge rückten ſie ziſchelnd zuſammen, als ich kam<lb/>
und riefen den Wirth bei Seite und ſprachen ſacht<lb/>
mit ihm und der kam dann zu mir und ſagte:<lb/>
Caspar, Ihr könnt nicht verlangen, daß ich um<lb/>
Euretwillen meine Nahrung einbüße. Sie wollen<lb/>
nicht mehr bei mir ſitzen, wenn ich Euch zapfe. —<lb/>
Nicht mehr bei Euch ſitzen? fragte ich wild. —<lb/>
Still! rief er. Ich will’s Euch heute Abend<lb/>
offenbaren, Ihr habt mir manchen Thaler zu ver-<lb/>
dienen gegeben, und darum kann ich Euch <hirendition="#g">den</hi><lb/>
Gefallen wohl thun. Kommt heute Abend, wenn<lb/>
Alles zur Ruhe iſt, her, da ſag’ ich’s Euch.</p><lb/><p>So ging ich denn den Abend, wie Polizei-<lb/>ſtunde geboten war, und Niemand mehr in der<lb/>
Stube ſaß, zu ihm. Und da erzählte er mir,<lb/>
daß der Hofſchulze über den Tod ſeines Jungen<lb/>
mit den Anderen zuſammen geweſen ſei droben<lb/>
am Freiſtuhl, und habe geſagt, er wolle keine<lb/>
Anzeige wider mich machen, und Keiner ſolle es<lb/>
thun, aber er habe mich mit ſeinem Schwert von<lb/>
Carolus Magnus verfeimt und geächtet, und die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[58/0070]
ich, weil ich nicht verfolgt wurde, bei einem Nach-
bar vorſprechen, aber der ſchob zur Hinterthüre
hinaus, als ich in die Vorderthüre trat. Im
Kruge rückten ſie ziſchelnd zuſammen, als ich kam
und riefen den Wirth bei Seite und ſprachen ſacht
mit ihm und der kam dann zu mir und ſagte:
Caspar, Ihr könnt nicht verlangen, daß ich um
Euretwillen meine Nahrung einbüße. Sie wollen
nicht mehr bei mir ſitzen, wenn ich Euch zapfe. —
Nicht mehr bei Euch ſitzen? fragte ich wild. —
Still! rief er. Ich will’s Euch heute Abend
offenbaren, Ihr habt mir manchen Thaler zu ver-
dienen gegeben, und darum kann ich Euch den
Gefallen wohl thun. Kommt heute Abend, wenn
Alles zur Ruhe iſt, her, da ſag’ ich’s Euch.
So ging ich denn den Abend, wie Polizei-
ſtunde geboten war, und Niemand mehr in der
Stube ſaß, zu ihm. Und da erzählte er mir,
daß der Hofſchulze über den Tod ſeines Jungen
mit den Anderen zuſammen geweſen ſei droben
am Freiſtuhl, und habe geſagt, er wolle keine
Anzeige wider mich machen, und Keiner ſolle es
thun, aber er habe mich mit ſeinem Schwert von
Carolus Magnus verfeimt und geächtet, und die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/70>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.