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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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ich, weil ich nicht verfolgt wurde, bei einem Nach-
bar vorsprechen, aber der schob zur Hinterthüre
hinaus, als ich in die Vorderthüre trat. Im
Kruge rückten sie zischelnd zusammen, als ich kam
und riefen den Wirth bei Seite und sprachen sacht
mit ihm und der kam dann zu mir und sagte:
Caspar, Ihr könnt nicht verlangen, daß ich um
Euretwillen meine Nahrung einbüße. Sie wollen
nicht mehr bei mir sitzen, wenn ich Euch zapfe. --
Nicht mehr bei Euch sitzen? fragte ich wild. --
Still! rief er. Ich will's Euch heute Abend
offenbaren, Ihr habt mir manchen Thaler zu ver-
dienen gegeben, und darum kann ich Euch den
Gefallen wohl thun. Kommt heute Abend, wenn
Alles zur Ruhe ist, her, da sag' ich's Euch.

So ging ich denn den Abend, wie Polizei-
stunde geboten war, und Niemand mehr in der
Stube saß, zu ihm. Und da erzählte er mir,
daß der Hofschulze über den Tod seines Jungen
mit den Anderen zusammen gewesen sei droben
am Freistuhl, und habe gesagt, er wolle keine
Anzeige wider mich machen, und Keiner solle es
thun, aber er habe mich mit seinem Schwert von
Carolus Magnus verfeimt und geächtet, und die

ich, weil ich nicht verfolgt wurde, bei einem Nach-
bar vorſprechen, aber der ſchob zur Hinterthüre
hinaus, als ich in die Vorderthüre trat. Im
Kruge rückten ſie ziſchelnd zuſammen, als ich kam
und riefen den Wirth bei Seite und ſprachen ſacht
mit ihm und der kam dann zu mir und ſagte:
Caspar, Ihr könnt nicht verlangen, daß ich um
Euretwillen meine Nahrung einbüße. Sie wollen
nicht mehr bei mir ſitzen, wenn ich Euch zapfe. —
Nicht mehr bei Euch ſitzen? fragte ich wild. —
Still! rief er. Ich will’s Euch heute Abend
offenbaren, Ihr habt mir manchen Thaler zu ver-
dienen gegeben, und darum kann ich Euch den
Gefallen wohl thun. Kommt heute Abend, wenn
Alles zur Ruhe iſt, her, da ſag’ ich’s Euch.

So ging ich denn den Abend, wie Polizei-
ſtunde geboten war, und Niemand mehr in der
Stube ſaß, zu ihm. Und da erzählte er mir,
daß der Hofſchulze über den Tod ſeines Jungen
mit den Anderen zuſammen geweſen ſei droben
am Freiſtuhl, und habe geſagt, er wolle keine
Anzeige wider mich machen, und Keiner ſolle es
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Carolus Magnus verfeimt und geächtet, und die

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[58/0070] ich, weil ich nicht verfolgt wurde, bei einem Nach- bar vorſprechen, aber der ſchob zur Hinterthüre hinaus, als ich in die Vorderthüre trat. Im Kruge rückten ſie ziſchelnd zuſammen, als ich kam und riefen den Wirth bei Seite und ſprachen ſacht mit ihm und der kam dann zu mir und ſagte: Caspar, Ihr könnt nicht verlangen, daß ich um Euretwillen meine Nahrung einbüße. Sie wollen nicht mehr bei mir ſitzen, wenn ich Euch zapfe. — Nicht mehr bei Euch ſitzen? fragte ich wild. — Still! rief er. Ich will’s Euch heute Abend offenbaren, Ihr habt mir manchen Thaler zu ver- dienen gegeben, und darum kann ich Euch den Gefallen wohl thun. Kommt heute Abend, wenn Alles zur Ruhe iſt, her, da ſag’ ich’s Euch. So ging ich denn den Abend, wie Polizei- ſtunde geboten war, und Niemand mehr in der Stube ſaß, zu ihm. Und da erzählte er mir, daß der Hofſchulze über den Tod ſeines Jungen mit den Anderen zuſammen geweſen ſei droben am Freiſtuhl, und habe geſagt, er wolle keine Anzeige wider mich machen, und Keiner ſolle es thun, aber er habe mich mit ſeinem Schwert von Carolus Magnus verfeimt und geächtet, und die

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/70>, abgerufen am 24.11.2024.