mit der goldenen Kette umwand, sie schlüpfte in das prächtige Cachemirkleid, empfing die schwere Chatelaine um die schöne Taille, und ließ sich den Shawl von Mousseline de Soye um Hals und Schultern legen, ohne bei einem dieser Stücke eine Erinnerung zu machen. Nur als ihr Fancy die weißen garnirten Handschuhe mit blaßrothen Band- schleifen brachte, stutzte sie und sagte: Fancy, das sind ja Ballhandschuhe.
Gnädige Frau, versetzte Fancy ernst, sie ge- hören zur vollen Parüre.
Clelia musterte sich, trat vor den Spiegel und rief: Mein Gott, der Anzug ist ja viel zu recher- chirt! Du hast mich geputzt, als führen wir zu Liechtenstein's in die Soiree. Den Augenblick ein anderes Kleid her, die Chatelaine fort, die Gold- kette aus den Flechten!
O Himmel, was habe ich wieder gemacht! jammerte Fancy. Ich dummes Mädchen! -- Es klopfte. -- Ach! Ach! Da ist die Lisbeth schon!
Hinaus, sag ihr --
... daß die gnädige Frau zu recherchirte Toi- lette gemacht hätten, sich einfacher anziehen müßten ... Fancy wollte fort.
mit der goldenen Kette umwand, ſie ſchlüpfte in das prächtige Cachemirkleid, empfing die ſchwere Chatelaine um die ſchöne Taille, und ließ ſich den Shawl von Mouſſeline de Soye um Hals und Schultern legen, ohne bei einem dieſer Stücke eine Erinnerung zu machen. Nur als ihr Fancy die weißen garnirten Handſchuhe mit blaßrothen Band- ſchleifen brachte, ſtutzte ſie und ſagte: Fancy, das ſind ja Ballhandſchuhe.
Clelia muſterte ſich, trat vor den Spiegel und rief: Mein Gott, der Anzug iſt ja viel zu recher- chirt! Du haſt mich geputzt, als führen wir zu Liechtenſtein’s in die Soirée. Den Augenblick ein anderes Kleid her, die Chatelaine fort, die Gold- kette aus den Flechten!
O Himmel, was habe ich wieder gemacht! jammerte Fancy. Ich dummes Mädchen! — Es klopfte. — Ach! Ach! Da iſt die Lisbeth ſchon!
Hinaus, ſag ihr —
… daß die gnädige Frau zu recherchirte Toi- lette gemacht hätten, ſich einfacher anziehen müßten … Fancy wollte fort.
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mit der goldenen Kette umwand, ſie ſchlüpfte in
das prächtige Cachemirkleid, empfing die ſchwere
Chatelaine um die ſchöne Taille, und ließ ſich den
Shawl von Mouſſeline de Soye um Hals und
Schultern legen, ohne bei einem dieſer Stücke eine
Erinnerung zu machen. Nur als ihr Fancy die
weißen garnirten Handſchuhe mit blaßrothen Band-
ſchleifen brachte, ſtutzte ſie und ſagte: Fancy, das
ſind ja Ballhandſchuhe.
Gnädige Frau, verſetzte Fancy ernſt, ſie ge-
hören zur vollen Parüre.
Clelia muſterte ſich, trat vor den Spiegel und
rief: Mein Gott, der Anzug iſt ja viel zu recher-
chirt! Du haſt mich geputzt, als führen wir zu
Liechtenſtein’s in die Soirée. Den Augenblick ein
anderes Kleid her, die Chatelaine fort, die Gold-
kette aus den Flechten!
O Himmel, was habe ich wieder gemacht!
jammerte Fancy. Ich dummes Mädchen! — Es
klopfte. — Ach! Ach! Da iſt die Lisbeth ſchon!
Hinaus, ſag ihr —
… daß die gnädige Frau zu recherchirte Toi-
lette gemacht hätten, ſich einfacher anziehen müßten
… Fancy wollte fort.
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/275>, abgerufen am 08.05.2024.
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