die Einwilligung der sogenannten Braut, welche wie ich höre, heute Abend zurückkommen wird, herbeizuschaffen. Wofern Umstände dieß verhindern sollten, so werden Sie entschuldigen, wenn ich das Versprechen Ihrer Mühwaltung in der Sache, als von Ihnen widerrufen betrachte und mich der- selben unterziehe. -- Nach diesen Worten, die er gemessen und kalt vorgebracht hatte, empfahl er sich mit einer steifen Verbeugung.
Clelia kam an diesem Abende nicht zu Tische. Fancy suchte sie durch eine Vorlesung zu zerstreuen. Sie las ihr nämlich ein vierzehn Tage altes rhei- nisches Zeitungsblatt vor, welches auf dem Zim- mer lag. Sie las es von Anfang bis zu Ende, erst las sie von den Verwickelungen im Orient, dann von den Kreuz- und Querzügen der Christinos und Carlisten, dann, wie liebenswürdig sich Der und Der da und da benommen, dann von der so und so vielsten großen ministeriellen Krisis in Frank- reich, endlich von einigen deutschen Händeln. Hierauf ging sie zu den Anzeigen über, an deren Spitze die Verkündigung von Assisen in Elberfeld stand. Es folgten zu vermiethende Wohnungen, brave Mädchen sagten, daß sie gut nähen und bügeln
die Einwilligung der ſogenannten Braut, welche wie ich höre, heute Abend zurückkommen wird, herbeizuſchaffen. Wofern Umſtände dieß verhindern ſollten, ſo werden Sie entſchuldigen, wenn ich das Verſprechen Ihrer Mühwaltung in der Sache, als von Ihnen widerrufen betrachte und mich der- ſelben unterziehe. — Nach dieſen Worten, die er gemeſſen und kalt vorgebracht hatte, empfahl er ſich mit einer ſteifen Verbeugung.
Clelia kam an dieſem Abende nicht zu Tiſche. Fancy ſuchte ſie durch eine Vorleſung zu zerſtreuen. Sie las ihr nämlich ein vierzehn Tage altes rhei- niſches Zeitungsblatt vor, welches auf dem Zim- mer lag. Sie las es von Anfang bis zu Ende, erſt las ſie von den Verwickelungen im Orient, dann von den Kreuz- und Querzügen der Chriſtinos und Carliſten, dann, wie liebenswürdig ſich Der und Der da und da benommen, dann von der ſo und ſo vielſten großen miniſteriellen Kriſis in Frank- reich, endlich von einigen deutſchen Händeln. Hierauf ging ſie zu den Anzeigen über, an deren Spitze die Verkündigung von Aſſiſen in Elberfeld ſtand. Es folgten zu vermiethende Wohnungen, brave Mädchen ſagten, daß ſie gut nähen und bügeln
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die Einwilligung der ſogenannten Braut, welche
wie ich höre, heute Abend zurückkommen wird,
herbeizuſchaffen. Wofern Umſtände dieß verhindern
ſollten, ſo werden Sie entſchuldigen, wenn ich
das Verſprechen Ihrer Mühwaltung in der Sache,
als von Ihnen widerrufen betrachte und mich der-
ſelben unterziehe. — Nach dieſen Worten, die er
gemeſſen und kalt vorgebracht hatte, empfahl er
ſich mit einer ſteifen Verbeugung.
Clelia kam an dieſem Abende nicht zu Tiſche.
Fancy ſuchte ſie durch eine Vorleſung zu zerſtreuen.
Sie las ihr nämlich ein vierzehn Tage altes rhei-
niſches Zeitungsblatt vor, welches auf dem Zim-
mer lag. Sie las es von Anfang bis zu Ende,
erſt las ſie von den Verwickelungen im Orient,
dann von den Kreuz- und Querzügen der Chriſtinos
und Carliſten, dann, wie liebenswürdig ſich Der
und Der da und da benommen, dann von der ſo
und ſo vielſten großen miniſteriellen Kriſis in Frank-
reich, endlich von einigen deutſchen Händeln. Hierauf
ging ſie zu den Anzeigen über, an deren Spitze
die Verkündigung von Aſſiſen in Elberfeld ſtand.
Es folgten zu vermiethende Wohnungen, brave
Mädchen ſagten, daß ſie gut nähen und bügeln
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/268>, abgerufen am 24.11.2024.
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