Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Sache ausgedacht haben, muß sie gelingen und
mich dauert nur die arme Lisbeth, die um den
schönen Grafen kommt, denn ich, gnädige Frau,
bin freilich nicht so fest wie Sie, sondern nur ein
einfältiges, weichherziges Mädchen.

Nach diesen Vorfällen verging der Abend der
jungen Dame in einer gewissen stillen Erhebung.
Die Nacht war jedoch unruhig und die Bewohner
des Hauses wurden durch mehrmaliges Schellen
in dem Zimmer der Baronesse aus ihrem besten
Schlummer geweckt. Clelia schellte nach ihrer
Jungfer deßhalb so oft, weil sie durchaus nicht
schlafen konnte. Sie gab ihrem Lager die Schuld,
welches Fancy ganz abscheulich gemacht habe, ließ
von ihr die Kissen anders legen, da das nicht
helfen wollte, die Decken besser ordnen, und als
auch die besser geordneten Decken keinen Schlaf
bringen wollten, die Matratze wenden.

So wurde Fancy geschellt, entlassen, wieder
geschellt, wieder entlassen. Fancy, der ihr Ge-
wissen in Betreff des Lagers nicht das Mindeste
vorwarf, ertrug gleichwohl schweigend die Verweise
der Herrin, oder schalt sich auch wohl selbst einmal
wegen ihrer Nachlässigkeit, und legte, ordnete, wen-

Sache ausgedacht haben, muß ſie gelingen und
mich dauert nur die arme Lisbeth, die um den
ſchönen Grafen kommt, denn ich, gnädige Frau,
bin freilich nicht ſo feſt wie Sie, ſondern nur ein
einfältiges, weichherziges Mädchen.

Nach dieſen Vorfällen verging der Abend der
jungen Dame in einer gewiſſen ſtillen Erhebung.
Die Nacht war jedoch unruhig und die Bewohner
des Hauſes wurden durch mehrmaliges Schellen
in dem Zimmer der Baroneſſe aus ihrem beſten
Schlummer geweckt. Clelia ſchellte nach ihrer
Jungfer deßhalb ſo oft, weil ſie durchaus nicht
ſchlafen konnte. Sie gab ihrem Lager die Schuld,
welches Fancy ganz abſcheulich gemacht habe, ließ
von ihr die Kiſſen anders legen, da das nicht
helfen wollte, die Decken beſſer ordnen, und als
auch die beſſer geordneten Decken keinen Schlaf
bringen wollten, die Matratze wenden.

So wurde Fancy geſchellt, entlaſſen, wieder
geſchellt, wieder entlaſſen. Fancy, der ihr Ge-
wiſſen in Betreff des Lagers nicht das Mindeſte
vorwarf, ertrug gleichwohl ſchweigend die Verweiſe
der Herrin, oder ſchalt ſich auch wohl ſelbſt einmal
wegen ihrer Nachläſſigkeit, und legte, ordnete, wen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0238" n="226"/>
Sache ausgedacht haben, muß &#x017F;ie gelingen und<lb/>
mich dauert nur die arme Lisbeth, die um den<lb/>
&#x017F;chönen Grafen kommt, denn ich, gnädige Frau,<lb/>
bin freilich nicht &#x017F;o fe&#x017F;t wie Sie, &#x017F;ondern nur ein<lb/>
einfältiges, weichherziges Mädchen.</p><lb/>
          <p>Nach die&#x017F;en Vorfällen verging der Abend der<lb/>
jungen Dame in einer gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tillen Erhebung.<lb/>
Die Nacht war jedoch unruhig und die Bewohner<lb/>
des Hau&#x017F;es wurden durch mehrmaliges Schellen<lb/>
in dem Zimmer der Barone&#x017F;&#x017F;e aus ihrem be&#x017F;ten<lb/>
Schlummer geweckt. Clelia &#x017F;chellte nach ihrer<lb/>
Jungfer deßhalb &#x017F;o oft, weil &#x017F;ie durchaus nicht<lb/>
&#x017F;chlafen konnte. Sie gab ihrem Lager die Schuld,<lb/>
welches Fancy ganz ab&#x017F;cheulich gemacht habe, ließ<lb/>
von ihr die Ki&#x017F;&#x017F;en anders legen, da das nicht<lb/>
helfen wollte, die Decken be&#x017F;&#x017F;er ordnen, und als<lb/>
auch die be&#x017F;&#x017F;er geordneten Decken keinen Schlaf<lb/>
bringen wollten, die Matratze wenden.</p><lb/>
          <p>So wurde Fancy ge&#x017F;chellt, entla&#x017F;&#x017F;en, wieder<lb/>
ge&#x017F;chellt, wieder entla&#x017F;&#x017F;en. Fancy, der ihr Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en in Betreff des Lagers nicht das Minde&#x017F;te<lb/>
vorwarf, ertrug gleichwohl &#x017F;chweigend die Verwei&#x017F;e<lb/>
der Herrin, oder &#x017F;chalt &#x017F;ich auch wohl &#x017F;elb&#x017F;t einmal<lb/>
wegen ihrer Nachlä&#x017F;&#x017F;igkeit, und legte, ordnete, wen-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0238] Sache ausgedacht haben, muß ſie gelingen und mich dauert nur die arme Lisbeth, die um den ſchönen Grafen kommt, denn ich, gnädige Frau, bin freilich nicht ſo feſt wie Sie, ſondern nur ein einfältiges, weichherziges Mädchen. Nach dieſen Vorfällen verging der Abend der jungen Dame in einer gewiſſen ſtillen Erhebung. Die Nacht war jedoch unruhig und die Bewohner des Hauſes wurden durch mehrmaliges Schellen in dem Zimmer der Baroneſſe aus ihrem beſten Schlummer geweckt. Clelia ſchellte nach ihrer Jungfer deßhalb ſo oft, weil ſie durchaus nicht ſchlafen konnte. Sie gab ihrem Lager die Schuld, welches Fancy ganz abſcheulich gemacht habe, ließ von ihr die Kiſſen anders legen, da das nicht helfen wollte, die Decken beſſer ordnen, und als auch die beſſer geordneten Decken keinen Schlaf bringen wollten, die Matratze wenden. So wurde Fancy geſchellt, entlaſſen, wieder geſchellt, wieder entlaſſen. Fancy, der ihr Ge- wiſſen in Betreff des Lagers nicht das Mindeſte vorwarf, ertrug gleichwohl ſchweigend die Verweiſe der Herrin, oder ſchalt ſich auch wohl ſelbſt einmal wegen ihrer Nachläſſigkeit, und legte, ordnete, wen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/238
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/238>, abgerufen am 03.05.2024.