kleinen Füße in rothe goldgestickte Pantöffelchen steckte, ich werde auf weibliche Art die Sache ordnen, Fancy.
Sie nahm eine gefällige Lage auf dem Sopha an, Fancy setzte sich auf das Bänkchen des Ober- amtmanns zu ihren Füßen, sah ihr demüthig in das Gesicht und erwiederte: Gnädige Frau, Sie können gar nichts anderes seyn, als das edelste weibliche Wesen.
Meinst du? versetzte die Gebieterin lächelnd und streichelte ihrer ergebenen Jungfer die Wange. -- Nun höre meinen Plan. Nach Allem, was ich von der Lisbeth höre, ist sie ein gutes und braves Mädchen. Solche Gemüther leben nur im Glücke ihres Freundes und entsagen dem eigenen, wenn man ihnen klar macht, daß sie das Unglück des Zweiten werden können. Ich will auf das Gemüth des Mädchens mit allen Gründen wirken und bringe es ohne Zweifel dahin, daß sie in meine Hände ihre Liebe und meines Vetters Wort zu- rückgiebt. Entsagen soll sie, entsagen wird sie, dann werde ich sie weitweg zu entfernen wissen. Todt muß sie für Oswald seyn, ich aber sorge, wie sich von selbst versteht, Zeitlebens als Mutter
kleinen Füße in rothe goldgeſtickte Pantöffelchen ſteckte, ich werde auf weibliche Art die Sache ordnen, Fancy.
Sie nahm eine gefällige Lage auf dem Sopha an, Fancy ſetzte ſich auf das Bänkchen des Ober- amtmanns zu ihren Füßen, ſah ihr demüthig in das Geſicht und erwiederte: Gnädige Frau, Sie können gar nichts anderes ſeyn, als das edelſte weibliche Weſen.
Meinſt du? verſetzte die Gebieterin lächelnd und ſtreichelte ihrer ergebenen Jungfer die Wange. — Nun höre meinen Plan. Nach Allem, was ich von der Lisbeth höre, iſt ſie ein gutes und braves Mädchen. Solche Gemüther leben nur im Glücke ihres Freundes und entſagen dem eigenen, wenn man ihnen klar macht, daß ſie das Unglück des Zweiten werden können. Ich will auf das Gemüth des Mädchens mit allen Gründen wirken und bringe es ohne Zweifel dahin, daß ſie in meine Hände ihre Liebe und meines Vetters Wort zu- rückgiebt. Entſagen ſoll ſie, entſagen wird ſie, dann werde ich ſie weitweg zu entfernen wiſſen. Todt muß ſie für Oswald ſeyn, ich aber ſorge, wie ſich von ſelbſt verſteht, Zeitlebens als Mutter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0236"n="224"/>
kleinen Füße in rothe goldgeſtickte Pantöffelchen<lb/>ſteckte, ich werde auf weibliche Art die Sache<lb/>
ordnen, Fancy.</p><lb/><p>Sie nahm eine gefällige Lage auf dem Sopha<lb/>
an, Fancy ſetzte ſich auf das Bänkchen des Ober-<lb/>
amtmanns zu ihren Füßen, ſah ihr demüthig in<lb/>
das Geſicht und erwiederte: Gnädige Frau, Sie<lb/>
können gar nichts anderes ſeyn, als das edelſte<lb/>
weibliche Weſen.</p><lb/><p>Meinſt du? verſetzte die Gebieterin lächelnd<lb/>
und ſtreichelte ihrer ergebenen Jungfer die Wange.<lb/>— Nun höre meinen Plan. Nach Allem, was<lb/>
ich von der Lisbeth höre, iſt ſie ein gutes und<lb/>
braves Mädchen. Solche Gemüther leben nur im<lb/>
Glücke ihres Freundes und entſagen dem eigenen,<lb/>
wenn man ihnen klar macht, daß ſie das Unglück<lb/>
des Zweiten werden können. Ich will auf das<lb/>
Gemüth des Mädchens mit allen Gründen wirken<lb/>
und bringe es ohne Zweifel dahin, daß ſie in meine<lb/>
Hände ihre Liebe und meines Vetters Wort zu-<lb/>
rückgiebt. Entſagen ſoll ſie, entſagen wird ſie,<lb/>
dann werde ich ſie weitweg zu entfernen wiſſen.<lb/>
Todt muß ſie für Oswald ſeyn, ich aber ſorge,<lb/>
wie ſich von ſelbſt verſteht, Zeitlebens als Mutter<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[224/0236]
kleinen Füße in rothe goldgeſtickte Pantöffelchen
ſteckte, ich werde auf weibliche Art die Sache
ordnen, Fancy.
Sie nahm eine gefällige Lage auf dem Sopha
an, Fancy ſetzte ſich auf das Bänkchen des Ober-
amtmanns zu ihren Füßen, ſah ihr demüthig in
das Geſicht und erwiederte: Gnädige Frau, Sie
können gar nichts anderes ſeyn, als das edelſte
weibliche Weſen.
Meinſt du? verſetzte die Gebieterin lächelnd
und ſtreichelte ihrer ergebenen Jungfer die Wange.
— Nun höre meinen Plan. Nach Allem, was
ich von der Lisbeth höre, iſt ſie ein gutes und
braves Mädchen. Solche Gemüther leben nur im
Glücke ihres Freundes und entſagen dem eigenen,
wenn man ihnen klar macht, daß ſie das Unglück
des Zweiten werden können. Ich will auf das
Gemüth des Mädchens mit allen Gründen wirken
und bringe es ohne Zweifel dahin, daß ſie in meine
Hände ihre Liebe und meines Vetters Wort zu-
rückgiebt. Entſagen ſoll ſie, entſagen wird ſie,
dann werde ich ſie weitweg zu entfernen wiſſen.
Todt muß ſie für Oswald ſeyn, ich aber ſorge,
wie ſich von ſelbſt verſteht, Zeitlebens als Mutter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/236>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.